Hello Fresh, Food Panda, Delivery Hero, Bonativo, Eat First, Shopwings  - wer die jüngsten Geldflüsse von Rocket Internet beobachtet, könnte glauben, Oliver Samwer habe zu viele Kochshows gesehen. Doch es geht nicht nur um Essenslieferungen. Hinter den Zukunftswetten am Online-Buffet steckt womöglich noch eine ganz andere Vision - und die lässt Deutschland ganz schön alt aussehen.  

In Australien beispielsweise unterstützt Rocket Internet die Uber-Alternative RideSurfing. In der Uber-Welt aber geht es nicht nur um Logistik. Sondern auch um die Plattform-Economy und die Chance ein Vehikel für modulare Dienstleistungslösungen zu schaffen.

Rocket hat da einiges im Köcher. Da ist das Reinigungs-Startup ZipJet, das als eine Art mobiler Waschsalon einen kostenlosen Abhol- und Lieferservice innerhalb von Berlin bietet. Via Helpling, einem schnell wachsenden Putz-Portal, kann man unter anderem hierzulande Reinigungskräfte buchen.

All diese Startups haben eines gemeinsam. Sie halten sich aus dem volatilen und unberechenbaren Segment des Produktverkaufs heraus und verkaufen stattdessen Service, Zeit und Bequemlichkeit.

Das aber ist der Markt der Zukunft. Nicht nur, weil uns das Internet immer bequemer und verwöhnter macht. Sondern weil Zeit zu einem immer kostbareren Gut wird, wenn Arbeitsforscher recht behalten. Sie erwarten, dass sich die Arbeitsbelastung binnen 20 Jahren noch einmal verdoppelt. Auch aufgrund sich wandelnder Arbeitsbiographien hin zur Projekt-Karriere.

Der Alltag will dann noch besser optimiert werden.

Schon jetzt lernen wir weniger zu schlafen, produktiver zu arbeiten, uns selbst zu optimieren und die Zeit effizienter zu nutzen  - und welche Werkzeuge wir dafür kaufen sollen.

Ein Zukunftsmarkt ist das Geschäft mit der Bequemlichkeit vor allem auch, weil Deutschland immer älter wird. Die Lebenserwartung der Menschen steigt, das Durchschnittsalter wird bis 2030 von 43 auf über 47 Jahre klettern. 2030 ist fast jeder dritte Deutsche über 65 Jahre alt.

Die Generation der Baby-Boomer kommt so langsam ins Rentenalter. Sie hat den Effizienzgedanken bis dahin verinnerlicht und wird dann im "Unruhestand" (wenn die Rente reicht) angesichts erster Wehwehchen erst recht nach Lösungen verlangen, die ihr Zeit und Bequemlichkeit für Freizeit und Konsum schenken.

Demografische Daten (pdf)

TK-Studie zur Stresslage der Nation (pdf)