Kluge Regale, Spider Tags, autonome Filialen: Handelsmanager sehen die Künstliche Intelligenz als aktuell wichtigste technologische Entwicklung. Was man damit alles im Verkaufsraum anstellen kann, zeigen Händlertests aus aller Welt. Vielleicht sind solche Techniken sogar in dieser Coronakrisenzeit hilfreich.
Internet of Things (IoT) und Künstliche Intelligenz (KI) machen einen Laden smart. Der deutsche Handel hinkt da allerdings wieder einmal ein bisschen hinterher: Die Zukunftstechnologien kommen vor allem in einzelnen Filialen und dann im Rahmen von Pilotprojekten zum Einsatz, zeigt das Whitepaper „Smart Store“ des EHI Retail Institute und des Softwareanbieters Microsoft.
So sieht die überwiegende Mehrheit (69 Prozent) KI als wichtigsten technologischen Trend der kommenden Jahre. Laut Einschätzung von mehr als der Hälfte der Händler wird KI vor allem im Bereich der vorausschauenden Datenanalyse (Predictive Analytics) eine tragende Rolle spielen. Besonders Textilhändler könnten demnach von Trendvorhersagen profitieren, um beispielsweise das richtige Produkt, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit anbieten zu können.

Im Einsatz ist KI der Umfrage zufolge bereits bei einem knappen Drittel der Händler, weitere 36 Prozent haben konkrete Umsetzungspläne für die kommenden drei Jahre. Ein Fünftel beobachtet das Thema, macht aber noch keine konkreten Pläne hinsichtlich einer Umsetzung, während KI für 12 Prozent der Unternehmen aktuell noch keine Rolle spielt.
Internet der Dinge
Bei der Einschätzung der Relevanz von Internet of Things-Technologien sind die Befragten hingegen noch zurückhaltend. Immerhin betrachten aber 22 Prozent der Händler IoT als einen der wichtigsten technologischen Trends der kommenden Jahre, und bei 28 Prozent der Befragten ist IoT schon im Einsatz. Ein Viertel der Händler misst IoT-Anwendungen noch keinerlei Bedeutung für das eigene Unternehmen bei.
Kaum filialübergreifende Lösungen
Im Bereich der Gebäudetechnik der Filialen kommen intelligente und automatisierte Energiesteuerungssysteme bei fast der Hälfte (46 Prozent) der befragten Händler zum Einsatz. Darüber hinaus sind solche Systeme bei 9 Prozent der Händler konkret in Planung. Beim Einsatz solcher Energiesteuerungssysteme verfolgen allerdings nur wenige Händler bereits einen filialübergreifenden Ansatz. Smarte Regale oder Warenträger ("Smart Shelves"), also mit Sensorik ausgestattete Möbel, die beispielsweise automatisierte Bestandsmeldungen abgeben und drohende Out-of-Stock-Situationen melden, werden demnach bei jedem 10. Filialisten eingesetzt. Der Einsatz beschränkt sich aber auch hier in erster Linie auf einige wenige Pilotprojekte. Zusätzlich planen 21 Prozent den Einsatz und ein gutes Drittel (29 Prozent) beobachtet das Thema vorerst. Für 40 Prozent ist der Einsatz von Smart Shelves noch uninteressant.
Smarter Einkaufen im Praxistest: Tap &Go
Kunden können in einer Filiale, deren Regale mit NFC-basierten Electronic Shelf Labels ( ESL) ausgerüstet sind, ihr Smartphone mit entsprechender App oder eine personalisierte NFC-Karte an die elektronischen Regaletiketten halten.Albert Heijn Tap, Grab and go
Scan & Go mit Diebstahlsicherung
Die Kunden scannen die Artikel mit ihrem Smartphone und der entsprechenden App. Die mit RFID oder IoT-basierte Warensicherungen ("Spider Tags") geschützten Artikel werden nach dem Bezahlen entsichert, entweder durch RFID-Schranken oder bereits vor der Entsicherung der Spider Tags. Beispiele dafür sind Tests von Saturn Smart Pay mit den Start-ups mishipay oder rapitag.

Grab & Go mit Sensorik
Filialen können auch mit verschiedenster Sensorik ausgestattet sein wie etwa Kameras in Decken und Regalen sowie Gewichtsmatten. Betritt ein Kunde die Filiale, wird er identifiziert und seine Bewegungen überwacht, genauso wie die Bewegungen der Artikel.AWM Smart Shelf
Autonome Filiale
Autonome oder unbesetzte Filialen, die vor allem durch Amazon go hierzulande bekannt, aber aktuell hauptsächlich in Asien im Einsatz sind, finden auch langsam Verbreitung in Europa und den USA. Der Zugang wird per QR-Code einer Kunden-App freigegeben.JD.com X-Mart Indonesien
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