Wenn sich schon große Elektronikketten schwerfällig ins digitale Geschäft begeben, Verbundgruppen spät oder gar nicht einsteigen, wie mühevoll ergeht es da erst dem lokalen Einzelhändler mit seinen langjährigen Stammkunden, die nur Telekom.de als Startseite kennen, und der mit dem renditenfreundlichen Geschäftshaus des Großvaters immer halbwegs über die Runden kam?

Doch es geht auch anders. Das lokale Lädchen findet auch den Weg ins Web.

Da ist die Einzelkämpfer-Methode. Marktplätze wie Kleidoo, Fashionhub, Luxodo oder die soeben gestarteten Fashion Locals hieven über ihre Plattformen und Markplätze lokale Boutiquen ins Web. Schaffen so einen neuen Absatzkanal.

Doch was wird aus all den anderen Lädchen?

Schauen wir also einmal nach Rheda-Wiedenbrück in Ostwestfalen. Kein Ort, der im Verdacht steht ein Zentrum pulsierender digitaler Zukunft zu sein. Doch ein wenig tut man den Westfalen da unrecht.

Es mag zwar ein wenig übertrieben klingen, wenn "Bild" mit Blick auf Rheda-Wiedenbrück titelt "Kleinstadt sagt Amazon und Zalando den Kampf an", doch ein Körnchen Wahrheit steckt dahinter.

Das Start-up „Bürgermeister – digitales Stadtmarketing“ hat für solche Städte eine Plattform für den Online-Handel entwickelt. Händler und Bürger sollen sich da miteinander vernetzen und einkaufen. Mein-rhwd.de ist das Vorzeigeprojekt und versammelt die Händler gleich  mit einer  App, auf Facebook und mit der  Homepage im Web.

Über die App können sich die Geschäfte mobil präsentieren, Informationen und Angebote bieten. Auf der Homepage können sie gemeinsam Flagge zeigen und Kunden über Angebote und Aktionen informieren. Über 30 lokale Händler haben sich dem Marktplatz bereits angeschlossen. Über eine Schnittstelle kann auch ein Shop eingebaut werden. Das macht so recht noch keiner. In der Regel begnügen sich die Händler mit einer Präsentation samt Verlinkung auf die eigene Website. Die Wagemutigeren zeigen online zumindest ihre Produkte, wollen den Kunden so für einen Besuch im Laden gewinnen. 

Aber Gründer Alex Martinschledde ist geduldig:  "Man kann vom kleinen Innenstadt-Laden nicht erwarten, sofort einen Shop aus dem Boden zu stampfen." Letztlich aber ist genau dies das Ziel: "Es geht um die Stärkung des regionalen Einzelhandels im Ecommerce". Und natürlich auch um die Belebung der Stadt. Da würde es ja vielleicht auch wenig kontraproduktiv sein, wenn die Nutzer nur noch durch die digitale Fußgängerzone schlendern.