Das Berliner Start-up Liefergrün will die emissionsfreie Paketlieferung mit E-Vans und Lastenrädern in den Innenstädten zum neuen Standard machen. Die Vision der Gründer: Liefergrün soll in Onlineshops die nachhaltige Versandoption werden. Etailment stellt das Start-up vor.
Aktuell in Deutschland und in Österreich tätig, sollen in Zukunft weitere Länder folgen. Gemeinsam mit dem Partner eCAPITAL und den Bestandsinvestoren Norrsken VC und Speedinvest hat Liefergrün kürzlich seine nächste Finanzierungsrunde in Höhe von 12 Millionen Euro abgeschlossen.

Algorithmus ermittelt Lieferoute und -fahrzeug
Nachdem eine Onlinebestellung aufgegeben wurde, berechnet Liefergrün hinter den Kulissen mithilfe eines speziell entwickelten Algorithmus die optimale Lieferroute. Dieser berücksichtigt auch die Größe der Pakete, um die ideale Tour mit dem passenden Fahrzeug zu berechnen - ohne unnötige Umwege. Dabei wird ausschließlich mit emissionsfreien Fahrzeugen wie Elektro-Lastenrädern oder E-Fahrzeugen ausgeliefert.Kunden können den Lieferprozess über das Live-Tracking einfach online verfolgen und ihre Lieferung flexibel am selben Tag, am späten Abend oder sogar am nächsten Tag als Tages- oder Abendzustellung einplanen. So sollen sie eine bessere Kontrolle über den Einkaufs- und Lieferprozess erhalten und eine personalisierte Abwicklung erleben. "Nur wer die Lieferung als Teil des Produktes sieht, kann langfristig die Kundenzufriedenheit und -bindung steigern", sagt Niklas Tauch, Mitgründer und CEO von Liefergrün. Im Etailment-Kurzinterview stellt er das Start-up vor.
Mal ehrlich und ohne Buzzwords: Wie würden Sie Ihren Eltern das Start-up erklären?
Modemarken und andere Händler liefern täglich Tausende von Paketen in Innenstädten aus. Hier entsteht der Großteil aller Emissionen des Paketversands. Deshalb haben wir die nachhaltigste und kundenfreundlichste Versandlösung für den E-Commerce entwickelt, da wir Emissionen auf der letzten Meile nicht wie die üblichen DHL, Hermes und Co. kompensieren, sondern gar nicht erst entstehen lassen. Im Grunde arbeiten wir daran, den emissionsfreien Versand zum neuen Standard zu machen, Lieferprozesse so einfach wie möglich zu gestalten und dabei die Kundenzufriedenheit zu erhöhen.
Wie beschreiben Sie Ihr Geschäftsmodell einem möglichen Partner in einem Tweet (280 Zeichen)?
Mit Liefergrün wird jede Onlinebestellung #nachhaltig & kundenfreundlich geliefert! Wir vermeiden statt zu kompensieren, mit 100% Elektrofahrzeuge = emissionsfreie #LetzteMeile. Dazu sind wir techbasiert und optimieren das gesamte Post-Purchase-Erlebnis in DE & A #ecommerce
Welche Unternehmen/Kunden konnten Sie bereits überzeugen?
Wir konnten bereits große Onlinehändler aus der Mode- und Elektronikbranche von uns überzeugen. H&M, weitere Marken der H&M-Gruppe wie Weekday und Monki, Adidas, Dyson und Hive zählen zu den Kunden, für die wir aktuell ausliefern.

Um CO₂-Emissionen und die Lärmbelästigung in unseren Städten wirklich zu reduzieren, müssen wir Hand in Hand mit den großen Onlinehändlern wie beispielsweise H&M arbeiten, die ein sehr hohes Paketvolumen täglich auf die Straßen bringen. Deshalb wollen wir mit allen relevanten Textilhändlern, Online-Apotheken und Food-Unternehmen ins Geschäft kommen.
Was war die wichtigste Erkenntnis seit dem Start?
Mit 23 Jahren kündigte ich meinen Job bei Henkel, um mein eigenes Unternehmen zu gründen – Liefergrün. Als U30er bekommt man nicht selten von großen VCs, potenziellen Kunden und auch Bekannten zu hören, dass man doch zu jung dafür sei. Den Zweiflern zum Trotz, mein Rat an alle U30er, die gründen wollen: Macht es, probiert es aus! Was ist das Schlimmste, das euch passieren kann? Richtig, nichts!
Eine wichtige Erkenntnis dabei war, dass es sich lohnt, den Mut für ein solches Projekt zu haben und Ängste vor dem Scheitern eigentlich unbegründet sind, wenn man genügend Leidenschaft mitbringt. Wir haben in kürzester Zeit viel erreichen können: von den ersten Großkunden bis hin zu Seed- und Series-A-Finanzierungsrunden. Das alles konnten wir nur als Team stemmen und deshalb würde ich sagen, dass das Allerwichtigste die Bedeutung von Teamwork und Zusammenhalt ist. Unser Team-Wachstum ist bisher sicherlich mein größter Erfolg. Ich bin froh, dass wir so viele Menschen zusammengebracht haben, die dieselbe Ambition und Leidenschaft für Liefergrün teilen wie ich. Mein größter Wunsch ist es, dass unsere Talente irgendwann selbst gründen. Auf welche Erfolgszahl sind Sie besonders stolz?
Besonders stolz bin ich auf unser Team mit inzwischen über 80 Mitarbeitern, die unsere Vision täglich umsetzen. Wir sind dabei eine Branche umzukrempeln, und die Zahlen zeigen uns, dass nachhaltige Geschäftsmodelle in der Logistik funktionieren und attraktiv sind. Wir gestalten die letzte Meile 100% emissionsfrei, alle nicht vermeidbaren Emissionen, wie zum Beispiel innerhalb unserer Büros und Terminals, werden kompensiert. Schließlich konnten wir 2022 insgesamt rund 15 Millionen Euro durch Finanzierungsrunden einsammeln und zeigen, dass nachhaltige Logistik auch für Investoren interessant ist.
Welche Schlagzeile würden Sie gerne in fünf Jahren über Ihr Start-up in einer Wirtschaftszeitung lesen?
Liefergrün senkt Emissionen in Innenstädten um 70%
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