Das Metaverse verändert den Handel noch schneller als der E-Commerce. Für Händler ergeben sich ganz neue Marketing- und Verkaufsmöglichkeiten, wenn Nutzer in immersiven, computergenerierten Umgebungen agieren. E-Commerce-Unternehmer, die jetzt starten wollen, sollten die Auswirkungen des Metaverse auf ihre Lieferketten berücksichtigen, sagt Gastautor Felix Kämmerle vom Beratungsunternehmen Höveler Holzmann.

Das Metaverse wird den Handel mindestens genauso stark verändern wie der E-Commerce. Schon jetzt sind über 60% der weltweiten Marken in der virtuellen Welt unterwegs oder planen den Einstieg. Wenn Benutzer in immersiven, computergenerierten Umgebungen agieren, ergeben sich potenzielle Vorteile:

  1. Neue Verkaufskanäle: Das Metaverse bietet Händlern die Möglichkeit, ihre Produkte in einem neuen, digitalen Raum zu verkaufen.
  2. Verbesserte Kundeninteraktionen: Unternehmen können im Metaverse interaktive, personalisierte Einkaufserlebnisse für ihre Kunden schaffen.
  3. Neue Werbemöglichkeiten: Im Metaverse können Unternehmen einzigartige Marketing- und Werbekampagnen erstellen, um ihre Marke zu stärken und neue Kunden zu gewinnen.
  4. Neue Geschäftsmodelle: Das Metaverse bietet die Möglichkeit, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, die auf der Nutzung der virtuellen Realität basieren.
  5. Kosteneinsparungen: Händler können Kosten senken, indem sie zum Beispiel physische Geschäftsräume und -ausstattungen ersetzen.

Das Metaversum wird den E-Commerce verändern, indem es die Grenzen zwischen virtueller und analoger Welt auflöst.
© IMAGO / Westend61
Das Metaversum wird den E-Commerce verändern, indem es die Grenzen zwischen virtueller und analoger Welt auflöst.
Insgesamt bietet das Metaverse Unternehmen im E-Commerce die Möglichkeit, ihre Reichweite und ihren Einfluss zu erweitern und ihre Beziehungen zu Kunden zu vertiefen. Schätzungen über das künftige Marktvolumen der Metaverse-Economy gehen von bis zu 800 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 aus. Um Wettbewerbsvorteile zu erreichen und sich von der Konkurrenz abzuheben, ist jetzt also die richtige Zeit zum Handeln.

Supply-Chain-Management für virtuelle Welten

Das Management von Lieferketten hat sich über Jahrzehnte hinweg auf die Economies-of-Scale ausgerichtet. Durch den Übergang zu dynamischen, umfassend digitalen Verkaufswelten wird Flexibilität im Supply-Chain-Management fundamental wichtig. Dafür sprechen zum einen verkürzte Produktlebenszyklen durch die Erwartungshaltung immer wieder neuer Produktverbesserungen und kollaborative Designprozesse, welche die Individualisierung vorantreiben.

Ganz allgemein wird das Metaverse Kunden und ihre Wünsche noch stärker mit Unternehmen und ihren Angeboten zusammenbringen. Die digitale Transformation hat damit den Trend der Vereinheitlichung zur Economies-of-Scale umgekehrt. Additive Fertigungsverfahren müssen die Herstellung einzigartiger Produkte, die hinsichtlich Qualität und Preis ebenbürtig mit Massenware sind, ermöglichen.

Letztendlich erhalten Konsumenten durch die Möglichkeiten des Metaverse, reale Welten virtuell überall zugänglich zu machen, mehr Transparenz über Rohstoffe, Sourcing und die Produktion von Waren.

Kaum ein Unternehmensbereich bleibt unberührt

Das Metaverse wird kaum einen Bereich von Unternehmen unberührt lassen. Auswirkungen werden sich von der Produktion über den Einkauf bis hin zu Lager und Logistik zeigen:

Produktion: 3-D-Druck und virtuelle Tools werden durch das Metaverse auch für Endverbraucher zugänglich und führen zu einer Explosion von Kreativitäts- und Designprozessen. Das Metaverse wird den Trend zur Individualisierung beschleunigen. Das erfordert ein Umdenken von Standard- zu Auftragsfertigung (Make-to-Order) mit geringsten Losgrößen.

Einkauf: Unternehmen und Endkunden fordern Transparenz über Nachhaltigkeitsaspekte in den Lieferketten. Der Einkauf ist hier in einer führenden Rolle, dafür Informationen bereitzustellen. Virtuelle Lieferantenaudits und digitale Qualitätsprozesse gehören im Metaverse zum Standard. Mit digitalen Zwillingen werden Lagerbestände von Lieferanten in Echtzeit geprüft und Bedarfe abgerufen. Preisverhandlungen lassen sich transparent und effektiv gestalten. In der vollen Ausbaustufe wird der Einkauf entlastet und hat eine überwachende Funktion.

Logistik und Lager: Die Leistungsfähigkeit der virtuellen Welt können Unternehmen auch für eigene Prozesse nutzen. Das Metaverse wird zu besseren und effizienteren Lagerkonzepten führen. Der Trend der Individualisierung wird Raum- und Regaloptimierungen erfordern. Das Metaverse wird tief in die Logistik eingreifen und aus Kostengründen den Aufbau von Mikro-Fulfillment-Zentren erfordern.

Diese Fragen müssen Unternehmen sich jetzt stellen

Die Versprechen des Metaverse sind umfassend und weitreichend. Das Supply-Chain-Management wird sich auf tiefgreifende Veränderungen einstellen müssen. Dabei ergibt sich die Chance einer mehrstufigen, bedarfsorientierten, flexiblen und ökosystemübergreifenden Lieferkette, die auf die einfache und schnelle Produktanpassung im Metaverse ausgerichtet ist.

Für die bedarfsgerechte Produktabwicklung sind reibungslose Übergänge in den Lieferketten nötig. Um sich auf die Herausforderungen vorzubereiten, gibt es einige Fragen, auf die Unternehmen jetzt Antworten finden müssen:

Potenziale: Welche aktuellen und zukünftigen Anwendungen bietet das Metaverse für das Unternehmen?
Strategien: Wie kann das Metaverse in das eigene Geschäftsmodell und die Marketing- und Verkaufsstrategie integriert werden?
Rechtliche Herausforderungen: Welche rechtlichen Herausforderungen stellt das Metaverse dar und wie werden die relevanten Gesetze und Vorschriften eingehalten?
Investitionen: In welche Technologie und Tools müssen Unternehmen investieren, um im Metaverse erfolgreich zu sein?
Schulungen: Welche relevanten Fähigkeiten müssen Teams im Unternehmen erhalten, um das Metaverse erfolgreich zu nutzen?

E-Commerce-Unternehmen müssen das Metaverse als eine mögliche Erweiterung ihres Geschäftsmodells betrachten und sich auf die damit verbundenen Herausforderungen vorbereiten. Damit sollten sie jetzt starten.

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