
Alexander Brand: Wir freuen uns sehr über den klaren Vertrauensbeweis, der uns von bestehenden und neuen Investoren in der vergangenen Finanzierungsrunde entgegengebracht wurde. Mit den Erlösen wollen wir die strategische Expansion von windeln.de weiter vorantreiben. Ganz oben auf unserer Liste stehen dabei die Erweiterung unseres Produktportfolios sowie die weitere Europäisierung von windeln.de. Darüber hinaus können wir uns vorstellen, die zusätzlichen finanziellen Mittel für Akquisitionen zu nutzen. Interessant wird ein Unternehmen für uns dabei, wenn es zu unserem Wachstumskurs passt und unser bestehendes Angebot gut ergänzt.
Welche Sortimentsbereiche wollen Sie weiter ausbauen?
Alexander Brand: Im Sortiment für Baby-und Kleinkinderprodukte des täglichen Bedarfs sind wir sehr gut aufgestellt. Wie die Studie des unabhängigen Marktforschungsinstitutes Innofact ergeben hat, sind wir sogar bereits zum bekanntesten Onlinehändler für Windeln auf dem deutschen Markt geworden. Nur vier Jahre nach Gründung ist dies ein großer Erfolg für uns. Unser Fokus liegt nun darauf, unseren Kunden eine noch breitere Auswahl an Produkten zu bieten. In diesem Zuge wollen wir die Kategorien margenstarker Produkte weiter auszubauen und haben erst vor kurzem unser Sortiment um Kindermöbel ergänzt. Darüber hinaus wollen wir unser bereits bestehendes Angebot für Spielzeug sowie Baby- und Kinderkleidung erweitern. Denkbar für die Zukunft sind ebenfalls weitere gänzlich neue Produktkategorien, die sich an den Bedürfnissen der gesamten Familie orientieren.
"Ganz oben auf unserer Liste steht die weitere Europäisierung von windeln.de."Gerade hat dm Drogeriemarkt den Online-Shop angekündigt. Wie bewerten Sie den Markteintritt? Hat dies einen Einfluss auf Ihre Umsatzziele oder bleibt Amazon der größte Mitbewerber?

Alexander Brand: Wir bei windeln.de beobachten natürlich sehr genau, was sich auf dem Markt tut. Jedoch verfolgen wir ein ganz anderes Modell als die wenigen Drogeriemärkte, die sich im Bereich Onlineshop erst noch erfinden müssen. Derlei Markteintrittsversuche gab es nämlich schon einige. Wir setzen weiterhin auf ein möglichst umfassendes Angebot und eine günstige, unkomplizierte Lieferung. Das ist uns und unseren Kunden wichtig. Konkret heißt das: Gerade auch angesichts unseres breiteren Produktportfolios, welches neben Artikeln des täglichen Bedarfs für Babys und Kleinkinder ebenfalls Waren wie Kinderwagen, Spielzeug, Kleidung und Möbel für Babys umfasst, schätzen wir den Einfluss anderer Markteintritte von Onlineshops auf unser Geschäft als gering ein. Wir sind zuversichtlich, dass unsere Kunden auch weiterhin unser großes Sortiment sowie unseren Service schätzen werden und uns treu bleiben.
Welche Rolle spielt Big Data für Customer Journey und Wiederkaufrate und wie setzen Sie das ein, um höhermargige Produkte zu verkaufen und Produkte für spätere Altersgruppen zu vermitteln?
Alexander Brand: Big Data spielt eine immer wichtigere Rolle. Bereits heute kommen mehr als 70 Prozent der neuen Bestellungen von Kunden, die in der Vergangenheit schon bei uns gekauft haben. Diese Wiederkaufrate eröffnet uns die Möglichkeit, viel über unsere Kunden und ihr Einkaufsverhalten zu lernen. Und eins ist klar: Je genauer wir unsere Kunden kennen, desto genauer wissen wir auch, was sie sich wünschen. So erstellen wir zum Beispiel Analysen, um anhand des Warenkorbs das Alter eines Kindes zu bestimmen. Dies hilft uns dabei zu verstehen, zu welchem Zeitpunkt andere Produkte für die Familie relevant werden. Spezielle Angebote können wir so auf die jeweiligen Bedürfnisse der Kunden individuell zuschneiden – natürlich verbunden mit der Hoffnung, dass sie diese dann bei uns kaufen. Dabei gibt es übrigens auch überraschende Einsichten: so verkaufen wir etwa 18 Monate nach der Geburt eines Kindes auch häufiger Schwangerschaftstests – denn dann steht das zweite Kind an.
"Wir verkaufen etwa 18 Monate nach der Geburt eines Kindes auch häufiger Schwangerschaftstests – denn dann steht das zweite Kind an."Welchen Anteil hat der Shopping-Club Windelbar am Erfolg von windeln.de und warum haben Sie sich für dieses Modell entschieden?
Alexander Brand: Unseren Shoppingclub windelbar haben wir im Jahr 2012 gegründet und freuen uns sehr über den kontinuierlichen Zuwachs dieser Plattform. Neben den täglich neu startenden und in der Regel stark reduzierten Angeboten, bieten wir hier auch ein Outlet an. Unsere Kunden profitieren von äußerst attraktiven Preisen selbst bei begehrten Einzelstücken. Gleichzeitig haben wir die Chance, noch häufiger mit unseren Stammkunden als auch mit neuen Mitgliedern des Shoppingclubs in Kontakt zu kommen und von unserem Angebot zu überzeugen.
Laut BILANZ plant windeln.de noch im ersten Halbjahr den Gang an die Börse. Ist die Meldung korrekt und – falls ja – was versprechen Sie sich davon?
Alexander Brand: Wir kommentieren keine Marktgerüchte. windeln.de ist sehr gut im Markt positioniert und hat sich über die vergangenen Jahre erfolgreich entwickelt. Wir schauen uns regelmäßig alle strategischen Möglichkeiten an, um das zukünftige Wachstum der Gesellschaft zu unterstützen. Unabhängig davon, welche Option dies sein könnte, würden wir sie zunächst äußerst sorgfältig planen und prüfen – das verstehen wir als unsere Pflicht und als Anspruch an uns selbst.