Die einen drohen mit Schadensersatzforderungen, die anderen stellen die Qualifikation der Unternehmensführung in Frage. Zwischen Galeria Karstadt Kaufhof und der Gewerkschaft Verdi rappelt es. Wie ein Mitarbeiter sich in diesem rauen Klima jetzt noch motivieren soll, ist eine spannende Frage.
Der Kampfmodus ist aktiviert worden, es ist jetzt Zeit der deutlichen Worte. Und die findet Orhan Akman, wenn er etwas sagen soll zu Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) im Allgemeinen und dessen Chef Stephan Fanderl im Besonderen.
"Bis jetzt ist es dem Unternehmen nicht gelungen klarzumachen, mit welchem Konzept Karstadt und Kaufhof in Zukunft wirtschaften können", sagt der Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel der Gewerkschaft Verdi zu Etailment."Wir fragen uns, ob diese Leute noch die richtigen sind."
Es folgt eine rhetorisch gemeinte Frage, die als Breitseite gegen Fanderl und seine Führungsmannschaft interpretiert werden darf. "Wir fragen uns, ob diese Leute noch die richtigen sind."
Nun lebt Fanderl seit geraumer Zeit ganz gut mit seinem neuen Schmeichel-Titel "Mister Warenhaus", der eigentlich zum Teil gestohlen wurde von Lovro Mandac, dem bisherigen "Mister Kaufhof", der seit langem nur noch erschüttert zusehen muss, was aus seinem Erbe geworden ist. Wie sein so lange solide wirtschaftender Kaufhof erst von den selbstverliebten kanadischen Eigentümern von HBC heruntergewirtschaftet und dann an den Eigentümer des einst halbtoten Warenhauskonkurrenten Karstadt verhökert wurde.
Was für ein Immobilien-Portfolio
Fanderl ist nun der Boss von Grün und Blau. Und seinem Boss wiederum, Signa-Chef René Benko, gehört ja das Konstrukt Galeria Karstadt Kaufhof jetzt komplett, verbunden mit den Gestaltungs- und Verwertungsmöglichkeiten des besten innerstädtischen Gewerbeimmobilien-Portfolios Deutschlands. Daraus lässt sich viel machen, allein, weil ja der aktuelle Bedarf an innererstädtischen Logistikflächen viel größer ist als das Angebot.
Das Konzept ist ein Immobilienverwertungskonzept, bei dem der Einzelhandel zwar eine Rolle spielt, aber eben nicht mehr die einzige. Das ist eben einfacher als ein angestaubtes stationäres Handelsformat auf modern zu trimmen.
Verdi glaubt an das Warenhaus
Verdi-Mann Orhan Akman glaubt trotzdem an das Konzept Warenhaus.Wegen der Bekanntheit der Namen Karstadt und Kaufhof.
Wegen der hervorragenden Standorte.
Wegen der guten Flächen.
"Doch die Sortimente sind verkehrt und die Verzahnung mit online ist schlecht."
Wie Iran und die USA
Zwischen Verdi und GKK ist innerhalb weniger Tage der Ton auf dem Niveau angekommen, auf dem die USA und Iran miteinander verkehren. "Was bei Karstadt und Kaufhof aktuell als Strategie verkauft wird, beschränkt sich in Wahrheit doch nur auf Senken von Kosten", schoss Orhan Akman in der "Wirtschaftswoche", als er dort auch über die Pläne berichtete, wonach bei Kaufhof auch die eigene Logistik erheblich ausgedünnt und Personal entlassen werden soll. Von bisher fünf Kaufhof-Logistikstandorten soll demnach nur noch einer übrig bleiben, von bisher 1.600 Beschäftigten nur noch 600.

Fanderl wird schon wissen, dass das stationäre Handelsgeschäft kein Wachstumsmarkt ist und seine Warenhäuser den Charme von Feinripp-Unterwäsche versprühen.
Man trifft sich vor Gericht
Wenn jetzt noch die Gerichte ins Spiel kommen ist das ein Zeichen, wie schlecht Lage die Lage ist. Es begann Freitag in der vergangenen Woche, als das Berliner Arbeitsgericht den Karstadt-Mitarbeitern per einstweiliger Verfügung eine Beteiligung an Warnstreiks während der Tarifrunde im Einzelhandel untersagt hat.Die Richter teilten die Ansicht des Unternehmens, dass der für das Karstadt-Personal geltende Zukunftstarifvertrag solche Streiks nicht zulässt. Und mit so viel Rückenwind ausgestattet, kraftmeierte Karstadt-Personalchef Miguel Müllenbach am Montag gleich Mal im "Handelsblatt" und drohte der Gewerkschaft Verdi mit Schadensersatzforderungen, sollte es mit diesen Streiks kein Ende haben.

"Die Karstadt-Beschäftigten haben bereits 2017 in den Entgelttarifverhandlungen des Einzelhandels erfolgreich mit gestreikt. Es war bislang unstrittig, dass sie während der Laufzeit des Zukunftstarifvertrages bis 2021 in die Tarifrunden des Einzelhandels einbezogen werden können. Das Karstadt-Management stellt dieses Streikrecht mit einem einzigen Ziel in Frage: Den Kolleginnen und Kollegen soll wohl dauerhaft in die Taschen gegriffen werden. Ganz nach dem Motto: 'Erst nehmen wir ihnen die Kohle, dann die Zukunft und schließlich auch noch die demokratischen Rechte!' Gegen das vom Berliner Arbeitsgericht ausgesprochene Streikverbot werden wir juristisch vorgehen", lautet das derzeit offizielle Statement von Stephanie Nutzenberger, im Verdi-Bundesvorstand zuständig für Handel.
Faszination Warenhaus? Och naja...
Orhan Akman sagt zu Etailment, dass Verdi sich von Drohungen der Geschäftsleitung von Galeria Karstadt Kaufhof nicht einschüchtern lasse. Das darf man glauben. Die andere Frage ist, wie sich ein Mitarbeiter fühlt, der in diesem immer rauer werdenden Klima noch motiviert zur Arbeit gehen soll. Kollegen trifft er eh immer weniger an, das eigene Gehalt wird auch immer knapper, dann müssen ja auch noch die unterschiedlichen Entlohnungssysteme in beiden Häusern irgendwie angeglichen werden. So ein Mitarbeiter wird sich möglicherweise denken: "Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe".GKK-Spot: "Tausend Ideen, große Ziele"
Sie können sich ja vom Vereinigungs-Spot motivieren lassen. Wie heißt es da so schön: "Da gibts ne Menge, was auf uns zukommt."