
Von der Kopie in Sachen Social Gifting fühlt sich Hjalmar Winbladh, CEO und Mitbegründer von Wrapp, im Interview mit etailment "gebauchpinselt". Händlern und Marken verspricht Winbladh deutliche Verkaufssteigerungen via Social Gifting und will mit langfristiger Strategie und weiteren Innovationen punkten.
Die Samwer-Brüder sind vor kurzem mit dem Wrapp-Klon Dropgifts in Deutschland gestartet. Hat das Ihre Pläne für Deutschland beschleunigt?
Unsere Ausrichtung ist grundsätzlich global. Nach Schweden und dem Launch in Großbritannien sollten daher andere europäische Länder folgen. Wir starten ja jetzt auch in Norwegen. Wir geben den Händlern nun die Möglichkeit, das Original zu wählen, das weitere Innovationen bieten wird.
Wenn man kopiert wird, fühlt man sich erst einmal gebauchpinselt. Erst recht, wenn jemand soviel Geld investiert, um eine alte Version unseres Modells zu kopieren. Unsere Ideen im Entwicklungslabor sind nämlich noch um einiges besser als das, was bislang bei Wrapp zu sehen war. Wir werden das Produkt noch effizienter und wertvoller für unsere Kunden machen.
Es geht zunächst einmal darum, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen. Wir sind an langfristigen Beziehungen und an einem langfristigen Geschäft interessiert. Unsere Partner können darauf vertrauen, dass wir kein E-Commerce-Business betreiben und wir werden auch keines aufbauen, das eine Konkurrenzsituation für unsere Partner darstellen könnte. Dauerhafte Erfolge in unserem Geschäft erfordern Innovation und enge, vertrauensvolle Geschäftsbeziehungen.
In Schweden konnten wir bereits zeigen, das Social Gifting die Verkäufe steigert. Dort wurden seit dem Start im November 2011 mehr als eine Million Gutscheine verschenkt, die in den Geschäften unserer rund 50 Partner eingelöst wurden. Unsere Partner berichten, dass der generierte Umsatz um ein vier bis sechsfaches höher ist, als der im Gutschein angegebene Betrag. Wir machen den Markt für Geschenk-Gutscheine nicht nur sozial, sondern verwandeln ihn auch in ein Tool zur Kundenbindung und Verkaufsförderung.
Anstatt Geld in Media zu investieren, kann es also für Händler sehr sinnvoll sein, Geld beispielsweise auch in kostenlose Geschenk-Gutscheine zu investieren, die man dann an seine Freunde weiterverschenkt. Mit Niklas Zennström, Mitbegründer von Skype, und Reid Hoffmann, Mitbegründer von LinkedIn, haben wir zudem zwei sehr prominente Investoren mit an Bord.
Welche Handelsmarken hätten sie gerne als Partner?
Es eignet sich für Retailer und Marken, mit denen man seine Verwandte, Freunde und Bekannte gerne beschenkt. Es eignet sich also gut für Marken, zu denen Kunden eine Art von Beziehung haben oder die sie sympathisch finden.
Natürlich funktioniert Wrapp im Kern als Multichannel-Modell. Aber es eignet sich sogar sehr gut für das Brick-&-Mortar-Business, weil es einen Hebel bietet, um den Social Graph in die Läden zu holen.
Wie wollen Sie Wrapp in Deutschland bekannter machen?
Wir haben in Schweden gelernt, dass traditionelle Medien hierfür nicht sehr effektiv sind. TV-Werbung für ein soziales, virales Konzept wäre ein Akt der Verzweiflung. Es geht vielmehr um ein Fein-Tuning des Produkts, damit es den Nutzern Spaß macht und ihnen eine Belohnung bietet. Das macht den Service und die Erfahrung mit dem Produkt viral und sorgt für eine weitere Verbreitung. Wir legen zudem bei der Verbreitung und der Gestaltung der Geschenkkarten großen Wert auf das emotionale Moment des Schenkens und Beschenkt werden. Dazu gehören dann auch attraktive Partner. Deshalb geht es uns nicht so sehr darum, möglichst viele Unternehmen zu gewinnen, sondern die Richtigen, um mit diesen eine langfristige Beziehung aufzubauen.
So funktioniert Wrapp
Über iTunes, den Android Market und auch über www.wrapp.com kann die Wrapp App kostenlos heruntergeladen werden. Ohne smartphone kann man den Dienst über www.wrapp.com nutzen. Wrapp kann man mit dem Facebook-Konto verbinden und zeigt die Geburtstage der Facebook-Freunde an. Parallel werden sämtliche elektronische Geschenkkarten angezeigt, die zu den Merkmalen des zu Beschenkenden passen. Es stehen sowohl kostenlose, als auch bezahlbare Geschenkoptionen zur Verfügung.
Wählt man nun einen geeigneten Gutschein aus, kann man diesen per SMA, Email oder die facebook-Pinwand an den Empfänger schicken, bei dem der Gutschein dann auf der Pinnwand erscheint. Andere Freunde, die darauf aufmerksam werden, habendie Möglichkeit, sich an dem Geschenk zu beteiligen und können den Betrag des Gutscheins erhöhen.
Damit der Beschenkte das Präsent einlösen kann, klickt er auf den angezeigten Link, den er via Facebook-Wall, E-Mail oder SMS abrufen kann. Die Wrapp App wird dann heruntergeladen. In der Brieftasche, der sogenannten „Wallet“, befindet sich eine Übersicht aller Gutscheine, so dass der Nutzer dann die Geschenkkarte auswählen kann, die eingelöst werden soll – der Nutzer hat damit alle Gutscheine immer griffbereit dabei. Ein Klick auf den “Einlösen“-Knopf generiert einen Barcode, der auf dem Smartphone erscheint und an der Kasse des jeweiligen Shops gescannt werden kann. Damit ist die Transaktion abgeschlossen und auch erst dann wird der jeweilige Betrag des Schenkenden verbucht.
Managing Director bei Wrapp für die Region Deutschland, Österreich und Schweiz (DACH) ist Thomas Klews von EQT Partners.
Auf dem Digitalkongress DLD hat Hjalmar Winbladh das System selbst erklärt:
Hjalmar Winbladh ist Mitbegründer des schwedischen Unternehmen Sendit AB, das Software für mobile Datenanwendungen entwickelt hat. Hier fungierte er als CEO, bevor es an Microsoft verkauft wurde. 2006 gründete Winbladh Rebtel mit, dem bis dato weltweit größten unabhängigen Mobile-VoIP-Unternehmen. Der Dienst bietet preiswerte internationale Mobiltelefonate.