Zalando: Viel verpulvert, viel erreicht

Mit einem satten dreistelligen Millionenbetrag ist die schwedische Beteiligungsgesellschaft Kinnevik inzwischen bei Rocket Internet beteiligt. In ihrem Investment-Report bildet neben Groupon das Samwer-Portfolio denn auch einen Schwerpunkt und liefert auch zu Zalando valide Zahlen(pdf).

Im ersten Halbjahr 2011 hat Zalando demnach einen Netto-Umsatz von 200 Millionen Euro erreicht, gegenüber einem Gesamtjahresumsatz in 2010 von 159 Millionen Euro ist er damit regelrecht explodiert. Operativ schreibt Zalando aber weiter Verluste. Grund, schreibt Kinnevik, seien das starke Wachstum und die Expansion. Das klingt nicht gut. Der soeben veröffentlichte Jahresabschluss von Zalando zum Geschäftsjahr 2010 im E-Bundesanzeiger lässt nichts Gutes ahnen. Denn auch die Verluste explodieren.

Dort gibt Zalando einen Jahresfehlbetrag von 20,3 Millionen Euro an. Für 2009 standen da noch 1,6 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten gibt Zalando nun für 2010 mit 51 Millionen Euro an. 2009: 1,9 Millionen Euro. Das Umlaufvermögen stieg von 24 Millionen Euro in 2009 auf rund 101 Millionen Euro in 2010.

Zalando selbst hatte zuletzt die Zahl von 100 Millionen Euro Umsatz kolportiert. Dabei dürfte es sich demnach um Brutto-Umsätze handeln.

Hohe Retourenkosten

Ein gutes Signal für einen Börsengang, über den nach einem Einstieg des Investors DST Global spekuliert wurde, sind die Zahlen jedenfalls nicht. Außer vielleicht für Gesellschafter wie Holtzbrinck Ventures und Tengelmann Ventures. Womöglich neigt man gerade bei Holtzbrinck Ventures nach dem Debakel mit den VZ-Netzwerken inzwischen eher zu einem Kassensturz.

Man sollte aber nicht unterschätzen, dass gerade im E-Commerce oftmals erst dann langfristig das Geld LKW-weise ins Haus kommt, wenn man es vorher säckeweise aus dem Fenster geworfen hat. Und da hat Zalando mit einer Retourenquote, die Schätzungen zufolge durchaus 70 Prozent erreichen könnte, einen unangenehmen Brocken in der Bilanz. Der zweite Teil des Slogans „Schrei vor Glück … oder schick’s zurück“ wird ja inzwischen nicht mehr erwähnt.

Zalando dampft Werbeausgaben ein 

Ein weiterer dicker Posten: das gewaltige Marketingbudget:  Die monatlichen Bruttowerbespendings lagen 2011 monatlich regelmäßig im zweistelligen Millionenbereich. Die tatsächlichen Kosten insbesondere für TV-Werbung dürften angesichts des Media-for-Revenue-Share-Programms, im Zusammenspiel mit ProSiebenSat.1, niedriger liegen, knabbern aber dennoch an der Bilanz. Auffällig: Wie schon Groupon hat aktuell auch Zalando seine Marketinginvestitionen gerade massiv zurückgeschraubt. Minus: 50 Prozent im Januar. Gerade einmal 5 Millionen waren es laut Nielsen. 

Entscheidende Fragen: Rechnen sich diese Kosten der Kundengewinnung mit Blick auf den Customer Lifetime Value oder vielleicht doch eher mit Blick auf den Exit?

 

Die Marke hat noch Wachstumsideen

Was gegen den Exit spricht: Zalando ist schon jetzt die Marke für Online-Mode. Sie kann noch größer werden. Ein Börsengang zu einem späteren Zeitpunkt könnte als weitaus lukrativer sein. Die internationale Expansion rollt gerade erst richtig an. Da geht noch was. Obendrein entwickelt sich die Marke prächtig weiter: Beispielsweise mit Pop-up-Store-Aktionen in der Weinmeister Straße in Berlin-Mitte und der eigenen Zalando Collection. Warum also sollten die Samwers jetzt den Exit Richtung Börse wagen, wenn sie noch Zeit genug haben, Zalando noch viel, viel größer zu machen.