Zum Schutz vor Ansteckung müssen jetzt ungewöhnliche Ideen her, damit sich Lockerungen von Kauf- und Ausgangsbeschränkungen durchsetzen. Die Industrie- und Handelskammern schlagen Apps vor, mit denen Kunden Beratungs-, Kauf-, Anprobetermine vorbuchen sollen. So soll's in den Fußgängerzonen ruhig bleiben. Hat was: Derzeit unausgelastete Hotel- und Reisebuchungsmaschinen bekämen neuen Arbeit, vielleicht setzen sich die Kauf-Tickets sogar durch und das Gedrängel in der Adventszeit ist Geschichte. Jetzt aber erstmal einen schönen 1. Mai.

//// HANDEL NATIONAL
Fielmann legt los
Knapp 300 Millionen Euro an liquiden Mitteln in der Kasse und offensive Pläne im Kopf. Fielmann investiert gerade in eine App, die Sehschwächen erkennt und mit der Kunden zugleich die passende Brille aussuchen können, berichtet Internetworld. Solche Tools – Konkurrent Mister Spex hat seines bereits in Gebrauch – werden das Online-Optikgeschäft beflügeln. Dazu will Fielmann auch noch expandieren und guckt sich dazu im Ausland nach Übernahmezielen um. Achja, Zahlen berichtete Fielmann nebenbei: 2019 blieben von 1,52 Milliarden Umsatz rund 250 Millionen an Erträgen in der Kasse; und natürlich macht sich die Krise bemerkbar: Im ersten Quartal verkaufte Fielmann rund 300.000 Brillen weniger, der Umsatz sank um 17 auf 355 Millionen Euro. Die ersten von 20.000 kurzarbeitenden Beschäftigten kehren jetzt aber in die 766 Filialen zurück, für den Alltag mit Virus sieht sich Fielmann gerüstet. Und neue Schutzbrillen mit Sehstärken hat der Optiker jetzt auch noch neu im Programm: Das nennt man vorausschauend wirtschaften.

Wochenmarkt24.de expandiert
Robert Tönnies stammt aus einer bekannten Metzger-Dynastie, er hat 50 % am größten Schlachtkonzern von seinem Vater geerbt, streitet aber mit seinem Onkel um die Stratgie des Wurst-Imperiums. Nebenbei hat der Wochenmarkt24.de gegründet, einen genossenschaftlichen Lieferdienst im Raum Bielefeld, der die Waren von 24 Hofläden, Bauern und Bäckern ausliefert. Mit Erfolg: Bis abends bestellt, werden Marmeladen, Wurst, Obst, Gemüse und weitere rund 2496 Produkte am nächsten Tag  gekühlt zugestellt, Bestellwert mindestens 10 Euro, Lieferung kostenlos. 10.000 Kunden leuchtet dieses komfortable Angebot, mit dem sie die Region unterstützen, ein, erzählt das Handelsblatt. Jetzt soll Wochemarkt24.de in weitere Regionen expandieren. Sauber!

Pech für Fidor-Bank
Banking as a Service – das hört sich nach einem guten Geschäft an: Seit 2016 arbeitete die Münchner Fidor-Bank mit dem Telekommunikationskonzern O2 zusammen, Fidor wickelte das White-Label-Bankingangebot für O2 ab. Doch offensichtlich gab es Streit über die Strategie des Angebots, außerdem über die Zuverlässigkeit der Bankentechnik. Die Partnerschaft endet mit dem Mai, berichtet Finanz-Szene, O2 sei bereits in Verhandlung mit einem anderen Finanzdienstleister, der ab Juni übernehmen soll. Noch ist unklar, wie die Übergabe stattfinden soll. Für Fidor ist das Ende der Kooperation ein herber Schlag: Die Bank schreibt noch immer tiefrote Zahlen, braucht dringend Kunden und Geschäft.



Corona-Krise zeigt der Logistik neue Wege
Die Corona-Krise stellt die Logistik vor große Herausforderungen. Im Lager und auf der Straße zeigt die Branche Flexibilität und testet neue Lösungen. Doch es gibt immer noch Bremsklötze. Welche Probleme stehen bevor? Welche Lösungen sind jetzt und in Zukunft gefragt. Der Business Guide „Neue Wege der Logistik“ zeigt branchenübergreifend auf über 50 Seiten, was die Branche und Business-Kunden tun können, um die Supply Chain in Krisenzeiten zu sichern – und künftig flotter zu machen.

Geizhals investiert
Einen einstelligen Millionenbetrag lässt sich der Preisvergleich Geizhals einen 30-Prozent-Anteil an Compera kosten, berichtet Deutsche Startups. Das Regensburger Startup ging 2018 in Österreich an den Start und vergleicht dort die Preise von Strom, Gas und Internetanschlüssden. Geizhals gehört zum Hannoveraner Medienunternehmen Heise und hat sich auf die Preise von Elektronik, Haushaltsgerät, Smartphones konzentriert.

Business Guide

49 Seiten Ratgeber „Kommunikation in der Krise“: Gute Ideen mit kleinem Budget



//// HANDEL INTERNATIONAL
Google wächst und wächst
In Krisenzeiten suchen Menschen nach Informationen – das beschert Google weiteres Wachstum: Während Burda den engagiert gestarteten Privatsphäre-Browser mit Suchmaschine Cliqz vom Markt nimmt, verkündet Google fürs erste Quartal laut Online-Marketing ein Umsatzplus von 13 Prozent, Einnahmen von mehr als 41 Milliarden US-Dollar, sogar die Werbeeinnahmen wachsen (wenn auch nicht so schnell wie früher) auf knapp 34 Milliarden Dollar. Mit kostenlosen Werbeangeboten baut Google in der Corona-Krise seine Alleinstellung aus – Händler können sollen in den USA bald kostenlose Angebote bei Shopping einstellen, kleinen und mittleren Unternehmen will Google mit Gratis-Werbung mehr Sichtbarkeit im Internet verschaffen, über Maps können Nutzer jetzt auch in Deutschland direkt bei Restaurants und Cafés Essen bestellen, berichtet Onlinehändler-News. Ein Schelm, der bei so viel Corona-Hilfen Böses oder gar ans Werbe-Monopol denkt.

Schweizer bestellen online
Die Corona-Krise beschleunigt Entwicklungen: In der Schweiz wird jetzt mehr online bestellt, das Bankhaus Crédit Suisse korrigiert daher seine Prognose nach oben und meint, der E-Commerce könne 2020 um 30 Prozent auf ein Umsatzvolumen von rund 13 Milliarden Franken wachsen. 2019 wurden noch 10 Milliarden Franken erwirtschaftetz. Der Online-Anteil am Handel könnte damit von heute 9 auf 15 % zulegen. Die Verlierer nennt die Bank laut Carpathia auch noch: Non-Food dürfte 20 % seiner Umsätze verlieren.

Corona im Überblick
Jetzt geht's raus aus dem Zwangspausenmodus: Das neueste Corona-Dossier beschäftigt sich daher mit den Plänen und Programmen, die Händler und Industrie zur Rückkehr in die Normalität ergreifen. Mit den Nachrichten, Berichte und Analysen aus Handel, Gastronomie, Touristik und Modewelt, aus der Lebensmittelbranche, Finanzwelt sowie aus der Logistik von etailment bereiten Sie sich auf die Veränderungen in der Wirtschaft vor und rüsten sich für den Restart.

eBay sichert Kauf mit QR-Code
Auf Druck von Händlern hat sich eBay der Abholung angenommen und sichert diese nun mit Hilfe von QR-Codes besser ab, berichtet Tamebay. Bislang konnten Händler die Aushändigung nicht beweisen – und Kunden ihr Geld zurückfordern, obwohl sie die Ware bekommen haben. Das soll jetzt zumindest in den USA nicht mehr funktionieren: Abholer bekommen jetzt einen QR-Code plus sechsstelligen Code aufs Smartphone, scannt der Händler diesen mit der eBay-App, wird eine Tracking-Nachricht generiert und eBays Systeme erkennen die Auslieferung des Produkts. Im ersten Quartal sank laut Unternehmensangaben der Umsatz um 2 % auf 2,4 Milliarden US-Dollar, die Werbeeinnahmen sanken um 3 %.



Mehr Funktionen bei Facebook
Facebook-Nutzer sollen bald nicht nur in Gruppen chatten, sondern auch Livestreams und Webinare verkaufen können: Der Community-Konzern bereitet laut Allfacebook gerade entsprechende Dienste vor. Künstler sollen damit Lesungen, Konzerte oder Theateraufführungen streamen und dafür Eintritt verlangen, Dienstleister Webinare und Beratungen anbieten. Mit den Funktionen soll die Nutzung der Community attraktiver werden, die nimmt trotz guter Werbeeinnahmen weiter rapide ab, wie The Verge feststellt. Allerdings konkretisiert Facebook nicht, wann die Tools eingeführt werden. Bis dahin bieten sich Programme wie Webinaris, Edudip, GoToWebinar, Mikogo, Click-Meeting oder Webinar-Jam an.


//// TECH & TRENDS
Tickets für den Laden
Im Laden Einkaufszeit buchen, in der Boutique die Anbprobe und beim Elektronikhändler die Beratung: Die Deutsche Industrie- und Handelskammer setzt auf Apps, um Kundenströme (nicht nur) in der Corona-Zeit zu steuern: "Digitale Lösungen helfen, im Alltag Abstand zu halten, ohne zu Hause bleiben zu müssen", zitiert der Spiegel aus einem Konzeptpapier, das der DIHK der Bundesrgierung präsentierte, und: "Das entzerrt die Kundenströme, verringert somit die Ansteckungsgefahr und sorgt gleichzeitig für eine kontinuierliche Auslastung der Geschäfte."

Bewegungsdaten für den Handel

Bewegungsdaten werden in Corona-Zeiten diskutiert, sie sollen Ansteckungsrisiken senken helfen. Doch auch dem Handel können sie nutzen, meint das Handelsblatt: Mit Bewegungsdaten lassen sich Kundengruppen besser einschätzen, Sortimente anpassen, Werbung gezielter ausspielen, die Geschäfte besser steuern. Unbedingt nachlesen.

Zahlen des Tages
Masken mausern sich zurzeit zum Bestseller bei AboutYou: Am ersten Verkaufstag  dem 28. April, setzte der Online-Händler, der zur Otto-Gruppe gehört in einer Stunde mehr als 100.000 Mund-Nasen-Masken aus Stoff ab. Mitgründer Tarek Müller schätzt im Interview mit OMR, dass AboutYou alein im deutschsprachigen Raum bis zu 40 Millionen der heiß begehrten Masken verkaufen könnte: "Aber wir haben ein Lieferproblem."

Favorit der Leser:
Etailment-Experte Christian Kelm erlebt gerade den positiven Wahnsinn: Bei kleinen und großen Händlern wird endlich den digital-affinen Beschäftigten zugehört. Die Krise ist nur ein Katalysator, der eine Entwicklung im Handel jetzt befeuert: Dass Kunden die Nachfrage prägen, und Händler mit ihren Waren die Kundenwünsche. Geschickt sollten sie sein und auf jeden Fall digital – egal ob im Internet oder auf der Straße.