Düstere Aussichten für das Jahresende? Die bereits laufenden (Deutschland) und jetzt beginnenden (Österreich) Einschränkungen wegen Corona bereiten dem stationären Handel Kopfzerbrechen. Überall ist die Losung zu hören, dass Online oder wenigstens Multichannel noch mehr gestärkt werden müssen.

///// HANDEL NATIONAL
Steuer auf gespendete Retouren?
Amazon möchte das Spendenprogramm "FBA Donations" auf Deutschland ausweiten. Dabei spenden Händler, die den Amazon-Versandservice FBA nutzen, ihre nicht mehr verkaufbaren Retouren. Die Plattform stellt sicher, dass die Sachspenden bedürftige Menschen erreichen. Im Gegensatz zu Großbritannien, den USA und Frankreich sieht das deutsche Steuerrecht aber vor, dass die Unternehmen Umsatzsteuer auf den Wert aller gespendeten Waren entrichten müssen (ausgenommen sind verderbliche Lebensmittel). Deshalb ist es teurer, die Produkte zu spenden, als sie zu entsorgen "Das ist eine Belastung, die vor allem kleine und mittelgroße Unternehmen – wie unsere Verkaufspartner – oft nicht stemmen können", kritisiert Ralph Kleber, Chef von Amazon Deutschland. Amazon sei im Gespräch mit politischen Entscheidern in Deutschland, um hier eine gesetzliche Änderung zu erwirken.

Ikea kommt in die Stadt
Die XS-Ausgaben der Ikea-Möbelhäuser sollen wie geplant nach Deutschland kommen. Das sagte Ikea-Managerin Nele Bzdega jetzt im Gespräch mit der "Absatzwirtschaft". Nach dem Debüt unter anderem in Paris und Moskau suche man jetzt einen Standort für die erste Mini-Filiale in Berlin. Bei den stadtteilnahen Möbelhäusern im Kleinformat soll die Bestellung von Produkten viel stärker im Vordergrund stehen als bei den klassischen Einrichtungshäusern. Der Kauf wird dann entweder nach Hause geliefert oder kann in einem Einrichtungshaus der Region abgeholt werden.

Beeline setzt auf Online
Der Modeschmuckhändler Beeline verkauft seine insgesamt 74 Läden der Marken Six und I am im deutschsprachigen Raum und den Benelux-Ländern an das australische Unternehmen Lovisa. Die Handelskette will die Standorte unter eigenem Namen weiterbetreiben. Stattdessen setzt Beeline künftig stärker auf den Onlinehandel sowie die Präsenz der Marken Six und Tosh im Angebot anderer Händler von Douglas bis C&A, insbesondere auch mit eigenen Verkaufsflächen, dem sogenannten Concessions-Modell. Dazu zitiert das Handelsblatt Beeline-Chef Hinrich Tode: "Covid-19 und die dadurch noch mal beschleunigte Digitalisierung zeigen, dass sich das Verbraucherverhalten und damit der Handel insgesamt nachhaltig verändert".

Traurige Weihnachten für stationären Handel
Der stationäre Einzelhandel in Deutschland ist zwar durch die aktuellen Einschränkungen des "Lockdown light" nicht direkt betroffen. Die Branche erwartet wegen der geringen Kundenfrequenz in Innenstädten dennoch ein stark beeinträchtigtes Weihnachtsgeschäft. Das prognostiziert beispielsweise Shoppingcenterbetreiber ECE im Gespräch mit der Wirtschaftswoche. Eine Analyse des Datenauswerters Crosscan geht von bis zu 25 Prozent weniger Weihnachtseinkäufern im stationären Handel aus. Die Konsequenz von Buchhandel bis Kosmetik: So stark wie möglich auf Online-Handel zum Ausgleich setzen.

Von S.Oliver zu Beheim
Thomas Blanke wechselt von S.Oliver zu Beheim International Brands in Obertshausen. Bei dem Taschen- und Schuhspezialisten übernimmt er die strategische und operative Verantwortung des E-Commerce. Bis zum Sommer war Blanke Key Account Manager E-Commerce bei S. Oliver. Für Beheim soll er die digitale Transformation des Unternehmens vorantreiben und den Umsatz im E-Commerce steigern.


///// HANDEL INTERNATIONAL

Harter Lockdown in Österreich
Existenzsorgen bereitet der ab dem morgigen Dienstag (17. November 2020) in Österreich geltende harte Lockdown dem Handel. Das sagte Rainer Trefelik, Handelsobmann der Wirtschaftskammer Österreich. Bereits im "Lockdown light" sei der Umsatz vor allem kleiner und mittlerer Händler zurückgegangen. Für den Umsatzausfall während der nun geltenden drastischen Einschränkungen plant Österreich für den Handel einen gestaffelten Ersatz von 20 bis 60 Prozent des Vorjahresumsatzes im gleichen Zeitraum. Der angekündigte Umsatzersatz sei "eine gute Nachricht", sagte Trefelik, rief die österreichischen Konsumenten aber gleichzeitig auf, "während des Lockdowns Ihre Einkäufe bei Onlineangeboten des Handels in Österreich" zu tätigen. Zum Maß der Einschränkungen schreiben die Salzburger Nachrichten: "Bis auf die Grundversorgung sperrt nahezu alles zu".

Amazon gegen Plagiat-Verkäufe durch Influencer
Amazon geht wegen des Verkaufs von Plagiaten gerichtlich gegen Influencer und die von ihnen genutzten digitalen Medien vor. Den Etikettenschwindel bezeichnet das Online-Unternehmen dabei als „raffinierte Kampagne mit falschen Anzeigen, um die Werkzeuge von Amazon zum Erkennen von Fälschungen zu umgehen“. Ganz so „raffiniert“ scheint der lange erfolgreiche Etikettenschwindel allerdings nicht. Konkret hatten Influencerinnen in den Sozialen Medien beispielsweise bei TikTok oder Instagram Fotos von Luxusplagiaten wie gefälschten Sonnenbrillen und Handtaschen von Marken wie Gucci und Dior gepostet. Dazu ein Link auf Amazon mit dem Hinweis, dass dort ein anderes Produkt abgebildet ist, aber das Plagiat verschickt wird. Amazon gab an, allein 2019 mehr als 500 Millionen Dollar in Maßnahmen gegen den Verkauf gefälschter Markenprodukte auf der Plattform investiert zu haben.

Online-Handel und lokale Wirtschaft
Dörfliche Wirtschaft hat wenig mit dem E-Commerce zu tun? Den Gegenbeweis tritt die deutschsprachige Ausgabe des chinesischen Internetportals china.org.cn an: Eine Fotostrecke stellt Menschen aus dem Dorf Sunzhuang in der ostchinesischen Provinz Shandong vor. Die Besonderheit: Das Dorf Sunzhuang lebt vom E-Commerce-Geschäft. Von den rund 760 Haushalten im Dorf betreiben mehr als 560 Online-Bekleidungsgeschäfte auf Taobao.com, Alibabas wichtigster E-Commerce-Website. Auch Präsentationen mit Live-Streams gehören zum Geschäftsmodell. Im vergangenen Jahr hat die Dorfwirtschaft mit ihren Textilien mehr als 25 Millionen Euro umgesetzt.  

Favorit der Leser
Buckle&Seam verbindet Social Commerce und Fachhandel. Das Berliner Start-up will Transparenz in die Taschenindustrie bringen und Kunden für nachhaltige Lederwaren begeistern.