Die Krise im Handel hat Corona nicht angestoßen, sondern nur befeuert. Die Erkenntnis ändert nichts an der Tatsache, dass der etablierte Einzelhandel vor allem in den Innenstädten vor disruptiven Veränderungen steht. Wer die Zeichen der Zeit erkennt, setzt auf digitale Kanäle als zweites Standbein – und vielleicht auf regionale Angebote wie in der Schweiz.
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HANDEL NATIONALWeckruf für die InnenstadtDas ist eine bittere Diagnose – und ein Weckruf: "Schließende Kaufhäuser und leere Schaufenster in Fußgängerzonen sind nicht erst seit der Corona-Pandemie ein Problem", heißt es in einem Beitrag des Deutschlandsfunks vom Wochenende. Aufmacher ist die bevorstehende Schließung einer Filiale von Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) in Neubrandenburg. GKK, den zweitgrößten Warenhauskonzern von ganz Europa und Teil der österreichischen Signa-Gruppe, hat der Corona-Lockdown besonders hart erwischt: Insolvenz im Schutzschirmverfahren, Schließung von mehr als einem Drittel der Häuser, Schadenersatzforderung gegen die Bundesrepublik Deutschland, notwendige Mittelnachschüsse im dreistelligen Millionenbereich. Ob das die Grundlage für den Wandel zu einem „vernetzten Markplatz der Zukunft“ sein kann? Doch zurück zum Beitrag des Deutschlandfunk: Der rät den Innenstädten dringend, sich für neue, kleinteilige Strukturen stark zu machen: Mit Wohnen, Gewerbe, Einzelhandel und Kultur. Allerdings: "Der Weg dahin ist steinig und teuer".
Gelbes Gold?
Logistiker haben dank des boomenden Onlinehandels einen guten Stand. Das kann sich auch für Aktionäre auszahlen, berichtet finanzen.net am Beispiel der Deutschen Post: Die Aktie hat zwölf Prozent seit Januar 2020 an Wert zugelegt. Das mache sie zur "sechstbesten Aktie im deutschen Leitindex". Von der Entwicklung wollen aber auch die Mitarbeiter langfristig profitieren, statt nur eine einmalige Corona-Prämie zu bekommen. So berichtet der Merkur über eine Drohung der Gewerkschaft Verdi mit Streiks – unter anderem im Briefzentrum Freising (Bayern). Für den 28. August ist die erste Verhandlungsrunde angesetzt.
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HANDEL INTERNATIONALKonsum für das eigene HeimWenn sie wegen Corona schon so viel Zeit zu Hause verbringen, dann wollen die Verbraucher auch ins eigene Heim investieren. Business Insider meldet eine anhaltende Konjunktur des Bereichs "home decor" bei Einzelhändlern von Target, TJX Companies, Bath & Body Works, Home Depot bis zu Lowe's. Hintergrund für diese Aktivitäten ist der radikale Wandel des Lebens durch die Pandemie: Für viele Menschen sei der Wohnraum nun auch "Büro, Schule und Fitnessstudio" geworden.
"Sniper", englisch für "Scharfschütze", haben seine Mitarbeiter den damaligen Chef eines Amazon-Warenhauses genannt. Der Mann, über den Fortune diese Anekdote berichtet, ist Dave Clark (47). Er wird nach dem Weihnachtsgeschäft dem bisherigen CEO des Verbrauchergeschäft (Consumer) von Amazon folgen, Jeff Wilke. Über dessen Ankündigung des Rückzugs von seinem Posten hat Exciting Commerce berichtet. Die Aufteilung zwischen Consumer und Tech mit jeweils einem eigenen CEO vollzog Amazon 2016. Für Fortune hat die Personalentscheidung ein großes Zukunftspotenzial: Bisher habe Wilke als möglicher Nachfolger von Jeff Bezos gegolten. Nun rücke Clark in die Position, den Amazon-Gründer im "top job" zu beerben. Und warum hieß Clark "sniper"? Weil er angeblich in den Regalgängen auf bummelnde Mitarbeiter lauerte, um sie umgehend zu feuern.
Nachhaltigkeit bei den Eidgenossen
Die schweizerische Netzwoche berichtet über ein Umdenken bei den Verbrauchern in der Corona-Zeit: Insgesamt werde weniger konsumiert, dafür liege der Fokus auf dem Zuhause als eigenem "Multiversum" und auf reagionalen Produkten. Klare Wachstumssignale gebe es in den Zeiten von Homeoffice für Onlinehandel und auch Telemedizin. Carpathia geht für ein Wachstum des schweizerischen E-Commerce von 30 Prozent im Jahr 2020 aus. Diese Tempo werde die Branche zwar in den kommenden Jahr nicht beibehalten, aber ein "überdurchschnittliches Wachstum auf höherem Niveau" als vor der Corona-Krise sei anzunehmen.
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real.de als Pionier?Der Web-Marktplatz real.de arbeitet künftig mit der US-Bezahlplattform Payoneer zusammen, zu der auch die Payment-Plattform Optile aus München gehört. Wie Payoneer mitteilt, soll die Kooperation dazu beitragen, Wachstum der Zahl von Verkäufern auf der Plattform sicher zu gestalten. Dazu nutze real.de die Lösung "Green Channel", bei der alle Händler den Fraud- und Compliance-Prozess von Payoneer durchlaufen. Den Händlern biete das die Möglichkeit, ihr digitales Geschäft auszubauen.