Die Rabattschlachten setzen sich am Cyber Monday traditionell fort. Dabei bleibt abzuwarten, ob der Online-Handel heute mehr punkten kann als am Black Friday, an dem dieser einen Umsatzrückgang von rund 19 Prozent hinnehmen musste. Was war los? Während die einen die Lieferketten als Begründung anführen, sehen die anderen bereits ein verändertes Kaufverhalten bei den Verbrauchern. Sie schlagen bei guten Schnäppchen früher zu. Für den Cyber Monday verheißt das nichts Gutes. 

///// HANDEL NATIONAL
Knuspr will bis zum Jahr 2024 Nummer eins in Deutschland werden
Der vor drei Monaten in München gestartete Online-Supermarkt Knuspr zieht eine erste 100-Tage-Bilanz und sieht sich auf Erfolgskurs. Im Großraum der bayrischen Landeshauptstadt habe man bereits mehr als 20.000 Kunden und arbeite mit 600 Mitarbeitern und 520 Lieferanten. Pro Tag gingen rund 1.500 Bestellungen ein, bei einem Warenkorbwert von durchschnittlich 80 Euro. Prinzipiell strebe man einen Marktanteil von 30 Prozent am Online-Lebensmittel-Markt an und wolle die Nummer eins in Deutschland werden. 

Black-Friday-Nachlese in Kürze (Jubel)

  • Am Freitagmorgen um 8:37 Uhr kam Zahlungsdienstleister Klarna bereits mit ersten Zahlen um die Ecke: Die Verkäufe in der ersten Stunde des Tages seien im Vergleich zu einem durchschnittlichen Tag im Jahr um 780 Prozent gestiegen, so die Mitteilung. Die Black Week habe bis zu diesem Zeitpunkt "alle bisherigen Verkaufsrekorde mit einem 48%igen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr gebrochen".

Black-Friday-Ernüchterung: Fiel der Kaufrausch aus? 
Nach der Aufregung kommt die Ernüchterung: Glaubt man der Analyse des Technologiedienstleisters Criteo, so war der Black Friday in Deutschland in diesem Jahr für den Online-Handel mit rund 19 Prozent weniger Verkäufen als im Vorjahr 2020 eher verhalten. Als Grund nennt Criteo den Verbrauchertrend, bereits bei Schnäppchen vor der eigentlichen Rabattwoche zuzuschlagen. Der Rückgang sei auch für Großbritannien und Frankreich festzustellen. Analysiert wurden 10.000 Händler weltweit, davon 1.500 in Deutschland. 

Black-Friday-Nachlese in Kürze (Kritik)

  • Eine Umfrage des Verpackungsherstellers DS Smith unter 2.000 erwachsenen Deutschen ergab, dass 53 Prozent der Online-Einkäufer damit rechneten, unter ihren Black-Friday- und Cyber-Monday-Einkäufen mindestens einen fehlerhaften oder beschädigten Artikel zu finden. Den Rückversand von Waren nehmen die Besteller im Schnitt nur auf sich, so das Unternehmen, wenn der Artikelwert über 27 Euro liegt.
  • Am Freitag hat die Aktivistengruppe Extinction Rebellion 15 Logistikzentren von Amazon in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien blockiert, wie Spiegel.de berichtete. Sie protestierten unter "Block Friday" unter anderem gegen "Ausbeutung von Mensch und Umwelt" durch Amazon, so der Bericht.
  • Die Deutsche Umwelthilfe forderte Händler auf, die ressourcenvergeudenden und klimaschädlichen Rabatttage endlich abzuschaffen."

///// HANDEL INTERNATIONAL

Spielzeugboom kommt im Januar
Die Hersteller und Händler von Spielzeug in den USA sagen einen Verkaufsboom für den kommenden Januar 2022 voraus. Lieferkettenbedingt könnten viele Kinderwünsche vor Weihnachten nicht erfüllt werden, deshalb griffen viele Verbraucher:innen zu Gutscheinen. Der Zahlungsdienstleister Blackhawk Network prognostiziert einen Anstieg von Gutscheinkäufen um 27 Prozent im Vorjahresvergleich. Auch in Deutschland sagt Simba-Dickie-Gruppe-Chef Florian Sieber teils leere Regale voraus und erwartet die Spielwaren erst nach den Festtagen. 

Farfetch wird Fulfillment-Dienstleister
Der britische Luxusmode-Onliner Farfetch (auch mit deutscher Seite unterwegs) bietet seinen Handelspartnern jetzt auch die Abwicklung von Bestellungen an: Einem Bericht auf Textilwirtschaft de zufolge hat Farfetch ein Joint-Venture mit dem Logistikdienstleister Clipper gegründet, um Luxusmode-Marken ein weltweites E-Commerce-Fulfillment anzubieten. Der Service solle Anfang 2022 in Europa, Asien und Nordamerika zur Verfügung stehen, behördliche Zustimmungen vorausgesetzt.

Amazon sammelt gebrauchte Geräte ein
In Großbritannien bietet Amazon seinen Kunden:innen an, gebrauchte Geräte wie Smartphones und Videospielkonsolen gegen einen Amazon-Geschenkgutschein einzutauschen. Das Programm ist Teil der Umweltmaßnahmen des Online-Riesen, der die Zahl seiner recycelten oder wiederaufbereiteten Geräte erhöhen will. Gleichzeitig werde so der Kauf neuer Geräte für die Kunden erschwinglicher, heißt es in einem Kundenbrief.  

///// TRENDS & TECH

E-Commerce-Management ist überwiegend männlich
Databyte, Anbieter von Wirtschaftsinforationen, hat sich die Führungsebenen von Versandunternehmen angeschaut und stellt fest: Mit einem Frauenanteil von 18,55 Prozent bleibe die Branche hinter dem Wirtschaftsschnitt von 19,25 Prozent zurück. Je größer der Shop, gemessen an der Anzahl der Mitarbeitenden, umso geringer die Frauenquote", bilanziert Databyte. In Unternehmen mit einem bis fünf Mitarbeitenden wurden 19 Prozent weibliche Entscheider gezählt, in Firmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten 11,11 Prozent. E-Commerce-Chefinnen seien im Schnitt etwas älter als Chefs: 46,45 im Gegensatz zu 45,07 Jahre. Immerhin: Grundsätzlich verjüngt der E-Commerce den Altersdurchschnitt der Gesamtwirtschaft, der bei etwa 52 Jahren liegt."

Virtueller Schaufensterbummel: Die Video-Shopping-App Jooli
Kunden mit Bewegtbildern zum Kauf animieren und durch eine KI-gesteuerte Ausspielung passgenau ansprechen: Das ist die Idee hinter dem Start-up Jooli. Händler und Hersteller können auf der Plattform kurze Videos hochladen, Nutzer gelangen aus der App direkt zur Bestellung auf die Websites der Anbieter. Jooli-Gründer Wolfgang Boyé erklärt das Konzept des virtuellen Schaufensterbummels im Etailment-Interview.

Wird Shopify zum Marktplatz?
Lautlos und fast unbemerkt testet Shopify eine Händlerübergreifende Suchfunktion. Das führt zu Spekulationen unter Branchenvertretern, die darin einen potenziellen Schritt hin zum eigenen Shopify-Marktplatz sehen. Erst vor einigen Wochen präsentierte das Unternehmen ein Tool, mit dem Dritte einen eigenen Marktplatz bauen können. Man wolle kein Amazon oder Etsy werden", wird eine Shopify-Mitarbeiterin von Business Insider zitiert. Die Such-App spiele immer erst die Anbieter aus, bei denen Kunden:innen bereits gekauft haben. Die Suchfunktion wird bisher mit wenigen Händlern getestet. Ein Einführungsdatum für die Fläche gibt es bisher nicht. 

///// NACHHALTIGKEIT

Greenpeace legt Detox-Report 2021 vor
Die Umweltorganisation Greenpeace wird auch in diesem Jahr nicht müde, die massenhafte Überproduktion von Textilien anzuprangern. Ein Party-Top werde in Deutschland durchschnittlich 1,7 Mal angezogen, mit der freiwilligen Selbstverpflichtung der Verbraucher:innen klappe es nicht so richtig. Im Gegenteil, im Durchschnitt kaufe eine Person 60 Prozent mehr Kleidungsstücke pro Jahr und behält sie etwa halb so lange wie noch vor 15 Jahren, heißt es im Detox-Report. Die Situation werde vom Online-Shopping zusätzlich befeuert. Greenpeace fordert die gesetzliche Regulierung der Branche und eine Entschleunigung der Warenströme. 

Mode-Start-up fördert den Tierschutz
Das im hessischen Gießen gegründete Modelabel Espero hat eine Mission: Mit einem Teil des Geschäftserlöses aus dem Verkauf nachhaltiger Kleidung fördert Gründer Tim Weinel Tierschutzprojekte in aller Welt. Wer also auf der Webseite espero-clothing.de einen gemütlichen Kapuzenpulli erwirbt, kann sich danach aussuchen, welches Tier gefödert werden soll. Zur Auswahl stehen zum Beispiel Nashörner und Gorillas. 

Favorit der Leser
Der Handel muss Möbel virtuell erlebbar machen
Der E-Commerce ist ein entscheidender Treiber für das Umsatzwachstum der Möbelbranche. Damit sie mit den steigenden Kundenerwartungen mithalten können, müssen Möbelhändler potenzielle Käufer nicht nur an allen Kontaktpunkten mit nützlichen und konsistenten Daten versorgen, sondern Möbel auch virtuell erlebbar machen. Wie das gelingt, erläutert Gastautor Manuel Dirnhofer von Contentserv.