Geht die Digitalisierung zu schnell oder zu langsam? Für die Mehrheit in Deutschland ist das Tempo zu langsam, 54 Prozent hätten gerne, dass es schneller geht. Nicht zuletzt, weil viele in den vergangenen 16 Monaten gemerkt haben, wie wichtig eine gute digitale Abdeckung ist, egal ob bei der Arbeit am heimischen Schreibtisch, dem Schulunterricht für die Kinder, beim virtuellen Einkaufen, dem Versuch mit Ämtern zu kommunizieren oder dem Familientreffen über Laptop und Handy. Auch vielen in der Politik hat die Pandemie in Fragen der digitalen Infrastruktur die Augen geöffnet. Für die Bundestagswahl gilt die Digitalisierung nun als eines der Schlüsselthemen. Warten wir mal ab, ob sie nach der Stimmenauszählung und den Koalitionsverhandlungen nicht wieder auf den hinteren Seiten eines Koalitionsvertrages verschwindet.
///// HANDEL NATIONAL
Surepay startet in Deutschland
Hilfe bei betrügerischen Online-Überweisungen, das hat sich Surepay auf die Fahnen geschrieben. Nun nimmt das Start-up vier Jahre nach dem Start in den Niederlanden auch in Deutschland den Betrieb auf. Nach einem Bericht von Onlinemarktplatz überprüfe eine selbstentwickelte Software beim Ausfüllen der Online-Überweisung die Übereinstimmung von Rechnungsempfänger und der angegebenen IBAN. Die Anzeige der Korrektheit oder fehlender Übereinstimmungen erfolge mit einer Ampelfunktion, berechnet werde die Nutzung pro erfolgter Überprüfung. Die Anwendung werde in den Niederlanden von der Mehrheit der Banken und zahlreicher Online-Händler genutzt.
Tink und Novalnet starten eine Kooperation
Im Bereich der Online-Zahlungswelt gibt es einen neuen Mitspieler. Der Zahlungsanbieter Novalnet und die Online-Banking-Plattform Tink wollen im Rahmen einer Kooperation eine Zahlungslösung mit Open-Banking als Grundlage entwickeln, heißt es bei Onlinemarktplatz. Ziel sei eine Abwicklung von Zahlungen in Echtzeit. Novalnet solle dann die Zahlungsmethoden, die in den europäischen Regionen unterschiedlich aufgebaut sind, in einer einheitlichen Lösung zusammenführen. Angestrebt werde der Start in Deutschland und Großbritannien, eine Ausdehnung auf weitere europäische Länder sei bis Ende des Jahres geplant. Für Tink sind dies die ersten Schritte auf dem deutschen Markt.
Rose Bikes schaltet einen Gang höher
Nur als Fahrradhändler und -hersteller tätig zu sein und nach außen aufzutreten, reicht Rose Bike nicht mehr aus. Der Omnichannel-Händler will nun einen Gang höher schalten und in verschiedenen Bereich wachsen. Nach einem Bericht von Ibusiness gehöre eine Verstärkung des Sektors E-Bike dazu, denn die Zukunft sei elektrisch. Fahrräder müssten für unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden können. Daneben plane das Unternehmen im Frühjahr 2022 den Start einer eigenen Bekleidungsmarke und neue Entwicklungen für Recycling und umweltgerechtem Versand. Für den Verkauf der Räder sei der Ausbau des Filialnetzes geplant, die Kundenzahl des Online-Shops solle in diesem Jahr von 18 auf 25 Millionen anwachsen. Dabei sei auch der Ausbau des Shops zu einer Plattform vorgesehen.
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HANDEL INTERNATIONALAls letzte europäische Wettbewerbsbehörde haben laut einer Meldung im Handelsblatt nun auch die Kartellwächter in Österreich ihre Zustimmung für den Verkauf des Ebay-Kleinanzeigengeschäfts an Adevinta genehmigt. Aus Wien gebe es die Vorgabe, dass Ebay seinen Anteil am norwegischen Konkurrenten Adevinta innerhalb der nächsten 18 Monate senken muss. Ebays Anteil wachse im Rahmen der Transaktion zuerst auf 44 Prozent, müsse dann aber auf 33 Prozent verringert werden. Der Gesamtwert der Transaktion liege bei rund 13 Milliarden US-Dollar.
In China liegen Frachtschiffe fest
In der vergangenen Woche haben alle Wirtschaftsforschungsinstitute auf die Lieferengpässe hingewiesen, die die Wirtschaft weltweit in den nächsten Wochen und Monaten belasten werden. Es sieht so aus, dass die Situation noch schwieriger werden könnte als vor sechs Tagen prognostiziert, berichtet die Tagesschau. In der südchinesischen Stadt Shenzhen-Yantian gebe es wegen eines Corona-Ausbruchs in der Region und einer folgenden Schließung des Hafens einen Stau der Frachtschiffe, die nicht abgefertigt werden könnten. In Spitzenzeiten käme es dazu, dass mehr als 100 Schiffe vor dem Hafen festlägen. Es müsse mit Verzögerungen in den Lieferketten von mehreren Wochen gerechnet werden, bis zu einer endgültigen Entspannung könne es sogar bis zum Jahresende dauern.
///// TRENDS & TECH
Nach den Ergebnissen der neuen Studie "Einzelhandel Europa" der GfK hat der Einzelhandel in den 27 EU-Staaten im vergangenen Jahr ein Umsatzwachstum von 5,5 Prozent erreicht. Dabei gibt es aber auch schlechte Nachrichten, denn außerhalb des Lebensmittelhandels gab es einen Rückgang in Höhe von drei Prozent. Länder mit sehr langen Lockdowns wie Italien (-11,6 Prozent) und Spanien (-elf Prozent) verzeichneten die höchsten Rückgänge, Zuwächse gab es in den Niederlanden (+6,2 Prozent). Die Konsumforscher führen dies darauf zurück, dass die Geschäfte dort während der ersten Coronawelle geöffnet waren und gleichzeitig auch der Online-Handel zulegte. Die größten Einbrüche von bis zu 20 Prozent in einigen Ländern gab es bei Bekleidung und Schuhen. Am fleißigsten wurden Lebensmittel in Deutschland gekauft, die Umsätze gingen um 12,4 Prozent in die Höhe. Nach Einschätzung der Forscher werden Omnichannel-Händler in der Zukunft die besten Chancen haben, sie seien auch 2020 stärker als der reine Online-Handel gewachsen. Beim stationären Handel seien Veränderungen notwendig.
Für viele Anbieter und Nutzer in Deutschland ist Livestream-Shopping noch ein unbekanntes Phänomen, In Asien ist es ein absoluter Renner. Nun setzt in Deutschland mit Mirapodo ein weiterer Anbieter auf die noch junge Technik, um dann möglichst zu den Trendsettern zu gehören. Internetworld berichtet, dass der Schuhverkauf nun wöchentlich auch im Rahmen von "Mirapodo Live-Shopping" stattfinden soll. Produkte und Trends würden von einer Moderatorin und Fachverkäufern präsentiert, die Kunden könnten live ihre Fragen stellen. Der Online-Händler wolle durch Unterhaltung und Beratung mit seiner Community in direkten Kontakt kommen. Die nächste Show ist für den 24. Juni um 18 Uhr geplant.
Digitalisierung soll Tempo aufnehmen
Die Mehrheit der Deutschen bemängelt ein zu langsames Tempo der Digitalisierung. Insgesamt 54 Prozent geht der Auf- und Ausbau der digitalen Infrastruktur zu langsam, für 15 Prozent ist das Tempo zu hoch, 29 Prozent sind zufrieden. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie, die im Auftrag der Initiative "Digital für alle", der 27 Organisationen angehören, erfolgt ist. Dabei ist der Anteil der Personen, die sich eine schnellere Digitalisierung wünschen, gewachsen, vor einem Jahr lag er bei 47 Prozent. Unverändert ist der Prozentsatz derjenigen, denen es zu schnell geht. Nach Einschätzung von Anna-Lena Hosenfeld, Geschäftsführerin von "Digital für alle", ist "Digitalisierung dann am verständlichsten ist, wenn die Menschen damit konkrete Anwendungen verbinden und einen persönlichen Bezug herstellen können".
///// NACHHALTIGKEIT
Der chinesische Online-Riese Alibaba konnte den CO2-Fußabdruck während des Shoppingfestivals 6.18 nach eigenen Angaben senken. Es sei gelungen, die Emissionen während der Online-Veranstaltung am 18. Juni pro Bestellung um 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verringern. Dies gehöre zu den Bemühungen des Unternehmens, C02-Neutralität zu erreichen. Ein Datum, bis wann dies erfolgen soll, nennt der Konzern aber nicht, es heißt nur "in der näheren Zukunft". Ein Teil der Verringerung sei durch die Nutzung von weniger Verpackungsmaterial, ein anderer Teil durch den Einsatz von erneuerbarer Energie gelungen. Im Datenzentrum sei der CO2-Verbrauch um 8.000 Tonnen geringer als im Vorjahr. Eine Rolle spielten auch der Einsatz neuer Algorithmen sowie der beiden E-Commerce-Plattformen Tmall und Taobao.
Scotch & Soda und Klarna starten Nachhaltigkeitsprojekt
Scotch & Soda startet zusammen mit Klarna ein Projekt zur Wiederaufforstung von Tropenwäldern. Bei jedem Online-Einkauf, der bei Scotch & Soda über Klarna erfolgt, werde in Costa Rica und Ghana ein Baum gepflanzt, meldet Fashion United. Die beiden Unternehmen kooperierten hierfür mit der niederländischen Stiftung Trees for All, Ziel sei die Anpflanzung von insgesamt 10.000 Bäumen, jeweils 5.000 pro Land. In Ghana erfolge die Aktion im Bongo-Distrikt, in Costa Rica solle so der Carara-Nationalpark nach erfolgten Abholzungen wieder gestärkt werden. Der aktuelle Stand der Aufforstung werde auf der Webseite von Scotch & Soda veröffentlicht, für die Kunden sei die Ausstellung von Zertifikaten vorgesehen.