Kaum ein Markt ist derzeit so viel in Bewegung wie der für Lieferdienste. Immer wieder versuchen neue Anbieter einen ersten Schritt. In vielen Ländern weltweit haben die Handelsketten verstanden, dass die Kunden ihre Einkäufe nicht nur online bestellen wollen, die Lebensmittel sollen auch direkt an die Haustür kommen, damit sie gleich in den Kühlschrank gepackt oder auf den Herd gelegt werden können. Die Möglichkeit ist ein probates Mittel, um während Corona Menschenansammlungen beim Einkaufen zu umgehen und bei einer möglichen Quarantäne nicht auf frische Lebensmittel verzichten zu müssen. Diese Entwicklung wird nach einem Abflachen der Pandemie nicht aufhören, die Menschen haben sich daran gewöhnt und wollen nicht mehr darauf verzichten.


///// HANDEL NATIONAL
Zalando eröffnet nächstes Jahr Outlet in Berlin
Die Tauentzienstraße in der Innenstadt im Westen Berlins wird der Standort des neuen Outlets von Zalando. Der Online-Händler wird dort vom Frühjahr 2022 an auf vier Etagen preislich reduzierte Bekleidung anbieten, die aus unterschiedlichen Gründen aus dem Angebot des Online-Shops herausgenommen wurde. Es ist der zweite Outlet-Standort des Unternehmens in der Hauptstadt, insgesamt sind es in Deutschland nach Unternehmensangaben derzeit zwölf solcher Ladengeschäfte.

Bringmeister will in Deutschland weiter wachsen
Anfang März hat der tschechische Investor Rockaway Capital von Edeka den Lieferdienst Bringmeister übernommen, nun berichtet Business Insider über Ziele für die nächsten Monate. Für den Chef von Rockaway, Jakub Havrlant, gehe es nun um das Wachstum, hier sei sein Unternehmen ein "ambitionierterer Eigentümer als Edeka". Bis Jahresende peile Havrlant einen Umsatz von 100 Millionen Euro an, in den folgenden drei bis fünf Jahren sei dann eine Milliarde Euro sein Ziel, als Maßnahme gehöre auch eine Expansion in andere Städte dazu. Bislang ist der Lieferdienst nur in Berlin, München und Potsdam präsent. Als Zielgruppe nehme Havrlant Familien in den Fokus, es gehe um deren Wochenendkäufe, nicht aber um Käufe mit kurzen Lieferzeiten, bei Bringmeister lägen sie bei drei Stunden. Als Partner im Produktbereich werde die Kooperation mit Edeka fortgesetzt, auch wenn die Supermarktkette mit Picnic ein eigenes Liefernetz aufbaue. 

Handels-Initiative wird aktiv gegen die Notbremse
Die Initiative "Händler helfen Händlern" zieht vor das Bundesverfassungsgericht und reicht Klage gegen die Corona-Notbremse ein, meldet Fashion United. Zu dem Zusammenschluss gehören zehn Handelsunternehmen, unterstützt worden seien sie von einer Anwaltskanzlei und dem Verfassungsrechtler Josef Lindner. Da die Gesundheit der Kunden und Mitarbeiter oberste Priorität habe, habe die Initiative auf einen Eilantrag verzichtet, zitiert Fashion United den CEO von Rose Bikes, Marcus Diekmann. Die "handwerklichen und damit inhaltlichen Fehler im Bundesgesetz" nenne Intersport-Chef Alexander von Preen einen der Gründe für das Vorgehen. Im Mittelpunkt stünden eine Verletzung der Berufsfreiheit, des Eigentumsrechts und des Gleichbehandlungsgrundsatzes. Bei einer strengen Auslegung des Gesetzes "könnte uns in Zukunft jede normale Grippe wieder in den Lockdown schicken", erkläre Diekmann weiter. 


///// HANDEL INTERNATIONAL

Tata Sons steigt bei Big Basket ein
Der indische Großkonzern Tata Sons hat einen weiteren Expansionsschritt unternommen und Anteile von bis zu 64,3 Prozent des Online-Händlers Big Basket übernommen, meldet Reuters. Den Einstieg habe das Tochterunternehmen Tata Digital Limited vorgenommen. Damit sei Tata Sons nun größter Anteilseigner, bislang habe diese Position der chinesische Online-Konzern Alibaba innegehabt. Tata Sons reagiere damit auf das starke Wachstum im Online-Markt in Indien in Folge der Pandemie. Der Konzern stehe nun im direkten Wettbewerb mit Amazon oder Walmarts Flipkart. In einem der nächsten Schritte plane Tata den Start einer App, mit der alle Handelsbereiche miteinander verbunden werden sollen.

Tesco startet Express-Lieferdienst
Tesco unternimmt in Großbritannien die ersten Schritte für die schnelle Zulieferung von Waren an die Kunden. Erstmals starte die Supermarktkette den Express-Service Whoosh, die ersten Erfahrungen könnten die Kunden in Wolverhampton sammeln, berichtet die Lebensmittelzeitung. Nach der Bestellung der Waren über die App oder die Webseite des Lebensmittelhändlers soll sie dann in 60 Minuten beim Kunden eintreffen. Die Auslieferung erfolge mit dem Fahrrad, Moped oder Auto. Tesco folge mit diesem neuen Service anderen Lebensmittelketten wie Sainsbury‘s, Waitrose und Aldi.

Sellpy soll international weiter wachsen
H&M setzt für das auf den Verkauf von Second-Hand-Bekleidung spezialiserte Tochterunternehmen Sellpy auf weitere Expansion. Der Online-Händler soll in 20 weiteren europäischen Ländern Fuß fassen, insgesamt sind es dann 24, heißt es bei Reuters. H&M wolle das schnelleWachstum im Second-Hand-Handel nutzen, die Entwicklung werde auch durch den Trend zu mehr Nachhaltigkeit angeschoben. In diversen Bereichen gebe es eine Kooperation mit dem Mutterkonzern, der 2015 bei dem ein Jahr zuvor gegründeten Unternehmen eingestiegen war, der Verkaufsprozess liege bei Sellpy.


///// TRENDS & TECH

Collect AI nutzt Künstliche Intelligenz für säumige Zahler
Collect AI, ein Unternehmen der Otto-Gruppe, setzt im Online-Handel auf Künstliche Intelligenz, um säumige Schuldner zur Zahlung aufzufordern. Nach einem Bericht der Textilwirtschaft liegen dabei unterschiedliche Aufgaben im Bereich der Software. So übernehme Collect AI das Formulieren der Schreiben und wähle den Sendeweg aus, möglich seien Brief, Whats App, E-Mail oder die App des Verkäufers. Damit solle der Kunden genauer und direkter angesprochen werden. Zum Leistungsspektrum gehöre ein "KI-basiertes Forderungsmanagement mit interaktiven Rechnungen und intelligentem Mahnwesen", zitiert Textilwirtschaft die Unternehmensleitung. Auch die Auswahl der Mahnungen und die Frequenz der Schreiben lege die Software fest. Collect AI wolle nun stärker im Handelssektor tätig werden, bislang sei die Kundenzahl dort noch gering.

Beschwerden gegen Cookie-Banner
Die Datenschutz-Organisation Noyb hat mehrere Beschwerden gegen die Nutzung von Cookie-Bannern, mit denen die Nutzer vor dem Start der Webseiten der Sammlung ihrer Daten über Cookies zustimmen sollen, eingereicht. Einer der Initiatoren der Aktion, die zum Start rund 560 Beschwerden in Europa und den USA umfasst, ist der Datenschützer Max Schrems. Er hatte 2015 und 2020 mit Klagen gegen zwei transatlantische Datenschutzvereinbarungen Erfolg. Die Abfragen für den Einsatz der Cookies seien rechtswidrig gestaltet, argumentiert Noyb. Es sei ein klarer Verstoß gegen die Prinzipien der europäischen Datenschutz-Grundverordnung DSGVO, hier werde ein klares Ja oder Nein verlangt. Die Anbieter müssten den Nutzern klare Wahlmöglichkeiten bieten. In Deutschland richten sich die Beschwerden in den ersten Runde vor allem gegen Online-Händler und Medien-Unternehmen.

Nur ein Online-Händler erreicht die höchste Markentreue
Im Segment des Online-Handels haben die Anbieter noch Potenzial, um die Markentreue ihrer Kunden zu verbessern. Nach der Studie "Markentreue 2021" der wirtschaftspsychologischen Analysegesellschaft Service Value in Kooperation mit dem Nachrichtensender Welt hat nur Amazon den Wert "Höchste Markentreue" erreichen können. Untersucht wurden insgesamt 1.246 Unternehmen/Marken aus 75 Branchen, befragt wurden rund 300.000 Verbraucher. Sie konnten sich auf die Frage "Ich würde mich wieder für diese Marke entscheiden" mit fünf vorgegebenen Antwortmöglichkeiten äußern, die Bewertung erfolgte mit Schulnoten. Ausschlaggebend für die Einstufung ist die Lage im Vergleich zum Branchenmittelwert. In der zweiten Kategorie "sehr hohe Markentreue" der als Versandhändler gelisteten Unternehmen folgen Otto.de, Lidl.de und Tchibo.de, sieben Anbieter erreichen "hohe Markentreue".