Der E-Commerce profitiert von Corona, das ist sicher. Doch auch diejenigen, die das Werkzeug dafür bereitstellen, befinden sich jetzt im Aufwind: Die Erfolgsgeschichte von Gründer Tobias Lütke und Shopify wird gerade um ein weiteres Kapitel ergänzt. Die Shop-Software aus Kanada ist gefragt wie nie und damit steigt auch der Aktienkurs. Sowas liest man gerne in diesen Tagen.
//// HANDEL NATIONAL
Keine Lust auf besonderes Erleben
Die meisten Restaurants geschlossen, Sicherheitsabstand von zwei Metern geboten – wie soll da ein Candlelight-Diner oder ein Training beim Fußballstar funktionieren? Das Handelsblatt widmet sich den Anbietern von Gutscheinen. MyDays und Jochen Schweizer, beide gehören zu Pro7Sat1, leiden ebenso wie Miomente und sagen die besonderen Events reihenweise ab. Kreativen, teils digitale Ideen halten das Geschäft am Laufen.
Kommunikation in der Krise
Mit der Krise kommt die Unsicherheit: Gerade jetzt zeigt sich, ob Unternehmen in guten Zeiten Geld und Ideen in ihre Kommunikation gesteckt haben. Was kann adhoc kommunikativ verbessert werden? Welche Kanäle sind die richtigen? Und was müssen Unternehmen tun, um für künftige Krisen noch besser vorbereitet zu sein? Dies und noch viel mehr im Horizont Digital Talk heute am 23. April von 11 bis 12 Uhr. Mehr Informationen gibt es hier.
Elektronische Pflegetipps von Nivea
Nivea setzt jetzt auf künstliche Intelligenz, Mustererkennung und Machine Learning, wenn es um Hauttests und Kundenberatung geht: Seine App analysiert mit Hilfe der Selfie-Funktion Unebenheiten der Haut, Altersschäden, Faltenstruktur und empfiehlt danach Pflegeprodukte. Mit jedem Selfie lernt das System, den Bedarf besser einzuschätzen. Beiersdorf geht es dabei auch um Kundendaten: "Einerseits schafft die Web-App Mehrwert im Bereich der Hautpflege. Auf der anderen Seite ermöglicht uns die große Menge an qualitativ hochwertigen Daten noch besser auf die Bedürfnisse unserer Verbraucher einzugehen", heißt es in der Pressemitteilung.
Nicht immer günstiger: Check24
"Hier check ich alles": Check24 wird von Kontrahent HUK Coburg ausgebremst. Der Versicherer klagte gegen die "Nirgendwo günstiger"-Garantie seines Online-Konkurrenten – und bekam am Kölner Landesgericht Recht. Näher betrachtet lägen nur 80 % der Versicherungstarife von Check24 unter den Tarifen, die in Deutschland gelten, zitiert das Handelsblatt die Richter.
Vitra wirbt mit Online-Shop
Seit etwa 2014 verkauft Vitra seine hochpreisigen Büro- und Designmöbel auch Online. Trotzdem sei der Shop eher ein Werkzeug fürs Marketing, zeige die Präsenz der Marke im Netz, gibt Vitra-Deutschland-Geschäftsführer Rudolf Pütz im Gespräch mit Kassenzone zu: "In dem beratungsintensiven Segment, in dem wir unterwegs sind, ist der Wunsch doch spürbar, die Produkte zu sehen, auszuprobieren, mit Stoffen zu experimentieren." Vitra setzt daher auf Multichannel, auf den Fachhandel, eigene Filialen, den Einkauf in der sehenswerten Firmenzentrale und online. Allerdings: Marktplätze und Amazon sind tabu. Gegen Produktfälschungen setzt Vitra auf Markenzeichen und Information.
Corona-Krise zeigt der Logistik neue Wege
Die Corona-Krise stellt die Logistik vor große Herausforderungen. Im Lager und auf der Straße zeigt die Branche Flexibilität und testet neue Lösungen. Doch es gibt immer noch Bremsklötze. Welche Probleme stehen bevor? Welche Lösungen sind jetzt und in Zukunft gefragt. Der Business Guide „Neue Wege der Logistik“ zeigt branchenübergreifend auf über 50 Seiten, was die Branche und Business-Kunden tun können, um die Supply Chain in Krisenzeiten zu sichern – und künftig flotter zu machen.
//// HANDEL INTERNATIONAL
Shopify gewinnt
Auch wenn in den letzten Tagen immer wieder über die Kursrekorden von Amazon berichtet wurde – der wahre Überflieger des E-Commerce an der Börse heißt Shopify, verrät uns das Manager Magazin. Um 82 % legte der Kurs des Unternehmens aus Kanada seit Jahresbeginn zu, Amazons Aktien stiegen trotz Höhenflug nur um 25 % und eBays um 29 %. Shopify, gegründet 2004 vom gebürtigen Koblenzer Tobias Lütke, verkauft das Werkzeug für den E-Commerce, also Shopsoftware, beschäftigt damit 5000 Menschen weltweit und wächst durch die Corona-Krise noch schneller als zuvor. Der junge Mann mit der Batschkapp dürfte sich daher nicht ärgern, wenn schließlich doch Amazon die Nase vorn hat: Analyst Brett Thill von der Jefferies-Bank sieht den Amazon-Kurs bereits auf 4000 Dollar steigen, aktuell liegt er um 2300 Dollar.
Caspar zieht sich aus Europa zurück
Schicksal eines Börsengängers: Drei Monate nach der Aktienausgabe muss das Matratzen-Startup zehn Millionen US-Dollar sparen, um wie den Aktionären versprochen 2021 den Break Even zu erreichen. Daher müssen 21 % der Belegschaft oder 78 Beschäftigte gehen, außerdem gibt Caspar sein Europageschäft auf, berichtet Gründerszene. Obs den Kurs beflügelt, ist fraglich. Caspar war mit einem Kurs von 14,50 Dollar gestartet und dümpelt jetzt bei knapp 6 Dollar.
E-Commerce wächst in der Schweiz
Obwohl die Ausgangsbeschränkungen erst Mitte März eingeführt wurden, legte der E-Commerce in der Schweiz um knapp 40 % zu, beobachtet Carpathia. Doch nicht alle Produktkategorien können vom Wachstum profitieren: Hobby und Spielwaren konnte die Umsätze mehr als verdoppeln, Sport wuchs um 82 %, Multimedia sowie Home % Living um mehr als 50 %. Mode hingegen legte lediglich um 7 % zu.
Corona im Überblick
Jetzt geht's raus aus dem Zwangspausenmodus: Das neueste Corona-Dossier beschäftigt sich daher mit den Plänen und Programmen, die Händler und Industrie zur Rückkehr in die Normalität ergreifen. Mit den Nachrichten, Berichte und Analysen aus Handel, Gastronomie, Touristik und Modewelt, aus der Lebensmittelbranche, Finanzwelt sowie aus der Logistik von etailment bereiten Sie sich auf die Veränderungen in der Wirtschaft vor und rüsten sich für den Restart.
Victoria's Secret wird Ladenhüter
Für 525 Millionen US-Dollar wollte die Beteiligungsgesellschaft Sycamore Capital L Brands, die Mutter von Wäschespezialist Victoria's Secret, übernehmen. Doch daraus wird jetzt nix mehr, weiß CNBC: Sycamore zieht sich nach den Ladenschließungen zurück und will den Deal rückabwickeln. So wird es für L Brands-Chef und _Gründer Les Wexner noch schwieriger, den einstigen Glamour-Betrieb zu verkaufen. Victoria's Secret, einst viel bewunderte Marke und Modelmacher, litt zuletzt an den Eskapaden von Wexner. Ihm werfen Models sexuelle Ausbeutung und Machtspielchen vor, das Marken-Image bekam tiefe Kratzer.
//// TECH & TRENDS
Körperscans verbessern Kleidung
Falten am Hintern, ein abstehender Kragen, zu kurze Ärmel, dafür zu eng in der Schulter: Die meisten Kleidungsstücke sitzen schlecht, das ärgert die Hersteller und enttäuscht Kunden. Abhilfe könnten Körperscans schaffen, davon ist Alvanon laut Fashion United überzeugt. Der Technologieanbieter arbeitet bereits daran mit, die Entwicklung von Modellen zu verändern. Markenhersteller und Designer kooperieren bereits mit dem Unternehmen, um die Passform ihrer Mode zu verbessern.
Chatbots dümmer als Sprachassistenten
Chatbots wirken im Vergleich zu Sprachassistenzen ziemlich dumm. Aber sie lösen eben auch eine überschaubare Kommunikationsaufgabe, etwa bestimmte Serviceanfragen zu beantworten. Beide Technologien werden wohl zusammenwachsen, meint Achim Himmelreich, Vizepräsident des Branchenverbands BVDW und Manager bei Capgemini gegenüber Absatzwirtschaft. Was das für Handel und Werbung bedeutet steht im Interview auch.
Zahl des Tages
Reisen, Handel, Fitness, Immobilien, Personalbeschaffung und Transport – in diesen Branchen müssen Startups in den USA besonders hart ums Überleben kämpfen, meint Layoff.fyi. Außerdem transaktionsgetriebene Geschäftsmodelle die Risiken. in den letzten Wochen haben daher 277 junge Unternehmen, darunter auch solche mit Milliardenbewertung, 26087 Beschäftigte entlassen. Mit 1300 Menschen baute Toast (Mode) die Hälfte seines Personals und die meisten Angestellten ab. Es folgt Opendoor (Immobilien), das 600 Mitarbeitenden oder 35 % kündigte, bei Eventbrite (Veranstaltungen) mussten 45 % oder 500 Angestellte gehen.
Favorit der Leser:
Was hat es auf sich mit dem kostenlosen Angebotslistings von Google Shopping? Der Suchmaschinenkonzern will sich als Absatzkanal für den stationären und Online-Handel etablieren, seine Reichweitenverluste bei der Produktsuche ausbauen und sich gegen Konkurrenten wie eBay und Amazon wehren. Googles Strategie entspringt Schwächen, erklärt etailment-Experte Markus Caspari, aber bringt den Händlern Vorteile und günstige Reichweite. Nutzen Sie diese!