Das ist mal eine höflich verpackte Aufforderung: Eine Umfrage des HDE ergab, dass 36 Prozent der deutschen Händler einen eigenen Online-Shop führen, 19 Prozent über Online-Marktplätze verkaufen  aber 56 Prozent keinen E-Commerce betreiben. „Die Digitalisierung ist im Einzelhandel längst angekommen. Sie bietet auch für die mehr als 50 Prozent unserer Händlerinnen und Händler, die aktuell noch keine Waren im Internet anbieten, große Chancen“, schreibt der HDE. Höflich, aber deutlich.

///// HANDEL NATIONAL
HDE: E-Commerce wird 2023 Wachstumstreiber
Der Handelsverbandes Deutschland (HDE) erwartet für 2023 ein preisbereinigtes Umsatzminus von drei Prozent im deutschen Einzelhandel, das entspreche einem nominalen Plus von zwei Prozent. "Dabei bleibt der Online-Handel Wachstumstreiber", schreibt der Verband in seiner Pressemitteilung. Im E-Commerce erwartet er nominal plus acht Prozent, preisbereinigt plus vier Prozent. Zugrunde liegt eine Umfrage unter rund 900 Handelsunternehmen.

Destatis: Online-Handel schnitt im Dezember schlechter ab als der Markt
Der Dezember 2022 war allerdings kein Modell für die HDE-Prognose: Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes lag der Einzelhandels-Umsatz in Deutschland in diesem Monat nominal 4,2 Prozent über dem Vorjahres-Monat, bereinigt (real) aber 6,4 Prozent darunter. Der Online-Handel lag real 7,2 Prozent unterm Dezember 2021. Aufs ganze Jahr 2022 gesehen, kam der Einzelhandel nominal auf ein Plus von 7,8 Prozent, real aber auf ein Minus von 0,6 Prozent. Online-Zahlen fürs Gesamtjahr weist das Amt nicht aus.

Alnatura-Lieferdienst ist "ernst zu nehmender Wettbewerber"
Supermarktblog.com wirft einen gründlichen prüfenden Blick auf "Alnatura Super Natur Markt Online", den Lieferdienst von Alnatura rund um 14 Märkte in Berlin und Frankfurt am Main. Das Fazit: Das Versprechen pünktlicher, schneller und (ab 59 Euro Warenwert) kostenloser Lieferung zu regulären Marktpreisen ohne Aufschlag mache den Service "zu einem durchaus ernst zu nehmenden Wettbewerber der etablierten Dienste". Mit USP: Alnatura sei "der erste Anbieter in Deutschland, der ein vollumfassendes reines Bio-Sortiment inklusive Frische liefert". 


///// HANDEL INTERNATIONAL

Ebay verstärkt Engagement im US-Sammlermarkt
Über eine auf mehrere Jahre ausgelegte Kooperation mit Notable Live, einer Plattform für den Kontakt zu Prominenten (notables), will Ebay stärker in den Sport-Sammlermarkt einsteigen: Wie das Unternehmen mitteilt, soll Notable Live Merchandising-Artikel von Spielern, Non-fungible Tokens (NFTs) und "Live-Erlebnisse" auf Ebay anbieten. "Fans werden die Möglichkeit haben, auf der Notable-Live-Plattform ihre Lieblingsspieler, -mannschaften und -ligen zu treffen und mit ihnen zu interagieren", so die Mitteilung. Die Sportarten werden nicht genannt, aber der im Text erwähnte Ray Lewis ist ein Football-Spieler. Gleichzeitig hat Ebay Ventures in Notable Live investiert.

Uber Eats macht sichtbar, was Auslieferer über Kunden wissen
Der Essenslieferdienst Uber Eats zeigt  auch auf Deutsch , was die Lieferfahrer über die Kundschaft wissen: die genaue Lieferadresse zum Beispiel nur während der Auslieferung, davor und danach nicht; gescannte Ausweise (bei Alkohollieferungen) nach der Lieferung nicht mehr. Laut Businessinsider.com wurde das Feature "View as Delivery Person" in der vergangenen Woche in der App ausgerollt. Es sei wohl auch eine Reaktion auf Sicherheitsbedenken der Kunden, wird ein US-Fahrer zitiert, nachdem Videos die Runde machten, in denen wütende Fahrer Kunden wegen zuwenig Trinkgeld angingen.

Softbank-Manager wird Lateinamerika-Chairman von Shein
Der Fast-Fashion-Onliner Shein hat offenbar Großes in Lateinamerika vor  jedenfalls hat das Unternehmen Marcelo Claure als Chairman of Shein Latin America eingestellt, wie es mitteilt. Der Manager kommt vom japanischen Telekommunikations-Konzern Softbank, soll ein Advisory Board für Lateinamerika aufbauen und habe selbst 100 Mio. US-Dollar in Shein investiert. In der Pressemitteilung erwähnt Claure Mexiko und Brasilien als Zielmärkte. Bloomberg.com nennt die Personalie wegen des Telekommunikations-Hintergrunds "ungewöhnlich", sie sei aber ein Zeichen für die aggressive Expansion von Shein in neue Regionen.

Paypal soll sieben Prozent der Belegschaft entlassen
Einer Mitteilung auf der Website zufolge plant Zahlungsdienstleister Paypal, rund 2.000 Vollzeitstellen zu streichen und damit sieben Prozent seiner weltweiten Belegschaft auf die Straße zu setzen. Das werde "in den kommenden Wochen" umgesetzt. (Via Reuters.) 

Ein bisschen Tratsch über Amazon
  • Positiv: Amazon hat seine weltweiten Kapazitäten im Bereich erneuerbare Energien im Jahr 2022 um 8,3 Gigawatt (GW) ausgebaut hat, so eine Pressemitteilung. Dahinter stünden 133 neue Projekte in elf Ländern. Mit insgesamt mehr als 20 GW sei das Unternehmen "größter privater Abnehmer von erneuerbaren Energien".
  • Eher negativ: Wer 18.000 Leute entlässt, braucht nicht mehr so viel Platz. Wie Foxbusiness.com schreibt, verkauft Amazon ein Bürogebäude in Milpitas, Nordkalifornien, das erst 2021 für 120 Mio. US-Dollar erworben worden sei. Käufer der 29 Acres (11,5 Hektar) großen Liegenschaft sei der Projektentwickler Dermody Properties, der daraus ironischerweise ein Lagerhaus machen wolle. (Via Amazon-Watchblog.de.)
  • Negativ: Die britische Zeitung TheGuardian.com greift eine Beschwerde aus der Leserschaft auf: Amazon habe statt eines Laptops ein Paar Sneaker geliefert und anschließend die Verwechslung nicht geglaubt. Rat der Redaktion: Teure Waren vor den Augen des Fahrers auspacken. "Wir haben zu viele Briefe wie diesen veröffentlicht, um Lieferungen blind zu vertrauen."  

///// TRENDS & TECH

Verbände kritisieren "Dark-Patterns"-Untersuchung der EU als nicht repräsentativ
Der EU-Kommission zufolge nutzen 148 von 399 jüngst untersuchten Online-Shops in 25 Ländern „mindestens eine manipulative Taktik“, so genannte Dark Patterns (siehe "Morning Briefing" von gestern). Der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland findet den Alarm überzogen: Die Stichprobe sei nicht repräsentativ, heißt es in einem BEVH-Statement, tatsächlich seien deutsche Kunden durch "ein uneingeschränktes Widerrufsrecht" geschützt. Der Bundesverband Onlinehandel (BVOH) geht ins Detail: "In Europa agieren geschätzt über 600.000 Online-Shops. Daraus ergibt sich, dass die Studie gerade mal 0,07 % der Online-Shops geprüft hat", so das BOVH-Statement.

Metaversum und E-Commerce: Diese Fragen müssen Händler sich jetzt stellen
Das Metaverse gibt Unternehmen im E-Commerce die Möglichkeit, ihre Reichweite und ihren Einfluss zu erweitern und die Beziehungen zu Kunden zu vertiefen. Und es wird kaum einen Geschäftsbereich unberührt lassen, sagt Felix Kämmerle vom Beratungsunternehmen Höveler Holzmann. In einem Gastbeitrag für Etailment beleuchtet er die Auswirkungen auf Produktion, Einkauf, Lager und Logistik. 

De-Influencing trendet gerade auf Tiktok
"Videos zum Hashtag #deinfluencing haben auf Tiktok innerhalb weniger Tage mehr als 50 Millionen Views angesammelt", beobachten die Marketing-Blogger von OMR. Vor allem Frauen rieten davon ab, Produkte zu kaufen, die (andere) Influencer empfählen. Zwei Erklärungen für den Trend seien im Umlauf: De-Influencing sei eine Reaktion auf Überkonsum und fehlende Authentizität oder aber auf die Inflation, in der Leistung für Preis wieder eine größere Rolle spiele. Trotz des kleinen Hypes: Ein Ende des Influencer-Marketings sieht OMR nicht.

Online-Angebote der Versicherer mit "Lücken im Funktionsumfang"
Die Unternehmensberatung RPC hat untersucht, wie sich die deutschen Onlineauftritte der 50 umsatzstärksten Versicherungen in Sachen digitaler Kundenprozesse schlagen. Im Ranking gibt es einen 1. Platz (Allianz Group; 84 von 100 möglichen Punkten), drei 2. Plätze (Barmer, R & V, Techniker; je 81 Punkte) und fünf dritte Plätze (AOK, Audi BKK, Ergo, Knappschaft, SBK; je 78 Punkte). "Auffallend stark zeigen sich die untersuchten Versicherungen bei ihren Online-Angeboten" für Endkunden, fasst Ibusiness.de zusammen. Allerdings gebe es "größere Lücken im Funktionsumfang", vor allem dort, wo Kunden "selbst aktiv werden können".

///// NACHHALTIGKEIT

Vestiaire belohnt Courrèges-Wiederverkäufe
Die Resale-Plattform Vestiaire Collective schickt Kunden, die gebrauchte Kleidungsstücke von Courrèges weiterverkaufen, einen Gutschein über 15 Prozent Rabatt im Courrèges-Online-Shop. Für die Partnerschaft haben Plattform und Modehaus eine eigene Website eingerichtet, berichtet Fashionunited.com