Das Berliner Start-up Nomitri hat eine smartphone-basierte Self-Check-out-Lösung entwickelt, die Händler schnell und kostengünstig implementieren können - ohne teure Kamerainstallation und Cloud-Infrastruktur-Setup. Das System funktioniert gleichzeitig wie ein intelligenter Einkaufsassistent, über den Kunden auch Produktempfehlungen erhalten können. Seit Kurzem testen Edeka Lüning und Metro die Lösung.
Studien belegen regelmäßig, dass das Warten an der Kasse für viele Menschen zu Frustration führt - ein Grund, warum viele lieber online shoppen. Als Max Fiedler bei einer Konferenzreise in den USA zum ersten Mal einen Amazon-Go-Store sah, war dies Inspiration für die Gründung von Nomitri.
Gegründet wurde das Deep-Tech-Unternehmen von Trinh Le-Fiedler, Max Fiedler und Moritz August im August 2019. Das Ziel: "Deep-Learning-Visual-KI-Technologie für Smartphones und Edge-Geräte" zu entwickeln.
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Das Nomitri-Gründungsteam: Moritz August, Trinh Le-Fiedler und Max Fiedler (von links)
Der Produktfokus liegt auf der Entwicklung visueller KI-Lösungen für Einzelhändler, um ein autonomes Kassensystem ohne teure Kamerainstallationen, Cloud-Infrastruktur-Setup und Konnektivitätsprobleme zu ermöglichen.
"Wir erweitern bestehende Barcode-Scan-Funktionen mit einer intelligenten Lösung zur Warensicherung und Produktidentifikation", so Max Fiedler.
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Händler montieren die Smartphone-Halterungen einfach an ihre vorhandenen Einkaufswagen, und die Kunden nutzen ihr eigenen Geräte.
Seit einigen Wochen laufen erste Tests bei Edeka Lüning (Filiale Rietberg) und Metro Deutschland (Filiale Neuss). "Durch Selfscanning mit der Nomitri-App bieten wir dem Kunden ein Einkaufserlebnis mit dem eigenen Smartphone. Gleichzeitig verlieren wir den Revisionsaspekt nicht aus den Augen", sagt Jens Krunkenmeyer, Vertriebsleiter LEH bei Edeka Lüning.
Bei Metro steht neben dem bequemen Einkauf für die Kunden der skalierbare Mechanismus zur Betrugsprävention für die Scan&Go-Lösung im Vordergrund. "Von Anfang an überzeugte uns der Software-only-Ansatz", sagt Jörg Decker, Domain Owner von Metro.digital.
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Die Smartphone-Kamera ist auf das Innere des Einkaufswagens gerichtet, Personen werden nicht erfasst. Sobald der Kunde ein Produkt vor die Kameralinse hält, fügt die App es automatisch der virtuellen Produktliste hinzu. Stellt der Kunde es ins Regal zurück, erfolgt eine Stornierung.
Die smartphone-basierte Self-Check-out-Lösung kann innerhalb eines Tages implementiert werden. Einzelhändler können wählen, ob sie Nomitris White-Label-App verwenden oder die Technologie in ihre bestehende Kunden-App integrieren.
Durch die Nutzung der kundeneigenen Smartphones können Einzelhändler hohe Investitionskosten sparen und gleichzeitig ein personalisiertes und datengesteuertes Kundenerlebnis in stationären Geschäften schaffen.
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Die App berechnet die Summe der Artikel im Einkaufswagen, der Kunde kann sofort und kontaktlos zahlen und das Geschäft verlassen.
Die Kunden können über die App ihre Produkte scannen und bezahlen. Die KI ermöglicht eine genaue Erkennung der Artikel im Wagen, anders als eine Standard-Scan-and-Go-Lösung.
Gleichzeitig funktioniert die Technologie wie ein intelligenter Einkaufsassistent, über den Kunden auch Produktempfehlungen o.Ä. erhalten können. Dabei legt Nomitri großen Wert auf Datenschutz. Die Daten der Kunden verlassen niemals deren Geräte.
Das ist etailment-Start-ups
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"Start-ups" stellt etailment regelmäßig innovative und spannende junge Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette vor, die das Potenzial haben, den Handel langfristig zu verändern oder mit ihren Dienstleistungen ein vielversprechender Partner sein können.
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