Das Stuttgarter Start-up Sensalytics bezeichnet sich selbst als "Real-Life-Tracking-Unternehmen": Es will dem stationären Einzelhandel Einblicke in das Kundenverhalten bieten, die den Tracking-Möglichkeiten des Onlinehandels in nichts nachstehen. Möglich wird dies durch die Erfassung von Besucherströmen und die Analyse von Kundenlaufwegen sowie Interaktions- und Betrachtungszeiten einzelner Produkte.

Mittels 3-D-Sensorik kann Sensalytics die gesamte Verkaufsfläche eines Ladengeschäfts abdecken. Dabei werden nicht nur Laufwege und Verweildauer der Besucher abgebildet, sondern auch Betrachtungs- und Interaktionszeiten gemessen.

Die Sensoren ermitteln unter anderem, wie viele Personen sich ein bestimmtes Produkt anschauen und es am Ende auch kaufen. Händler können so das Konsumentenverhalten besser verstehen und ihr Angebot anpassen. Wo die Sensalytics-Technologie bereits im Einsatz ist, berichtet CEO Omar Tello im Etailment-Interview.
Start-up-Gründer und CEO Omar Tello will dem stationären Handel mehr bieten als reine Frequenzmessung.
© Sensalytics GmbH
Start-up-Gründer und CEO Omar Tello will dem stationären Handel mehr bieten als reine Frequenzmessung.
Mal ehrlich und ohne Buzzwords: Wie würden Sie Ihren Eltern das Start-up erklären?
Wir beschreiben Sensalytics gerne als das Google Analytics für die echte Welt. Wer Onlineshopping betreibt, wird bei Zustimmung der Cookies getrackt, um personalisierte Werbung zu erhalten. Wir tun das gleiche – nur eben für den stationären Handel. Wir tracken die Bewegungen von Kunden, messen Besucherströme – alles datenschutzkonform versteht sich. Die Daten helfen Händlern, die Customer Journey zu verbessern, indem sie die Fläche optimal nutzen, das Produktportfolio anpassen oder die Wartezeiten an den Kassen kürzer werden. So tun wir einerseits den Händlern, andererseits den Kunden etwas Gutes.

Wie beschreiben Sie Ihr Geschäftsmodell einem möglichen Partner in einem Tweet (280 Zeichen)?
Strategie nicht länger dem Bauchgefühl überlassen & datenbasiert administrative Prozesse optimieren? Sensalytics bietet die Lösung: Path Analytics & Customer Prediction. 100% datenschutzkonform & in Echtzeit. Garantierter ROI und garantiert zufriedenere Kunden.
Welche Unternehmen/Kunden konnten Sie bereits überzeugen?
Einer unser größten Kunde ist Aldi Süd. Zu Beginn der Pandemie haben wir nach und nach für fast alle Filialen eine digitale Zutrittskontrolle umgesetzt, die Besucherströme in Echtzeit erfasst und das Besuchermanagement regelt, d.h. Türen je nach Auslastung automatisch öffnet oder schließt. Darüber hinaus konnten wir Unternehmen aus den verschiedensten Bereichen für uns gewinnen, z.B. den Flughafenbetreiber Fraport, den Hansa-Park oder den Retail-as-a-Service-Store The Latest. Sensalytics kommt mittlerweile überall dort zum Einsatz, wo sich Personen auf gewerblichen Flächen befinden, etwa auch auf Messen, in Museen oder in Stadien.

Mit wem würden Sie gerne ins Geschäft kommen?
Attraktive Kunden wären beispielsweise Mister Spex, Peloton oder auch Bolia. Diese drei Unternehmen haben verstanden, was stationärer Handel heute bedeutet: Produkte ausprobieren und anfassen, sich professionell beraten lassen, oder einfach nur stöbern zu können, um im Zweifel doch online zu bestellen.  Der Wandel von”Online-only-Unternehmen” hin zu Retail-as-a-Service im stationären Einzelhandel spiegelt unsere eigene Unternehmensphilosophie wider. 
Screenshot vom Interface des Sensalytics-Portals
© Sensalytics GmbH
Screenshot vom Interface des Sensalytics-Portals
Was war die wichtigste Erkenntnis seit dem Start?
Uns war bewusst, dass unsere Technologie vor allem für den Einzelhandel relevant sein würde. Umso eindrücklicher war die Erkenntnis, wie universell unser Produkt tatsächlich war. Natürlich ist der Einzelhandel weiterhin eine Fokus-Branche für uns, jedoch ist Sensalytics auch für zahlreiche weitere Branchen gewinnbringend nutzbar: von Stadien über Flughäfen und Messen, von Museen über Banken und Autohäuser – unsere Lösung kann auf jeder gewerblich genutzten Fläche genutzt werden, ohne dass wir für jede Branche eine individuelle Lösung bräuchten.

Auf welche Erfolgszahl sind Sie besonders stolz?
Genau genommen sind es drei Zahlen: 1, 350 und 20.000. Wir haben es geschafft, mit nur einer einzigen standardisierten Cloud-Plattform über 350 Kunden aus den verschiedensten Bereichen zufriedenzustellen und zum Tracking mehr als 20.000 Sensoren installiert.

Welche Schlagzeile würden Sie gerne in fünf Jahren über Ihr Start-up in einer Wirtschaftszeitung lesen?
“Sensalytics verhilft dem Einzelhandel zu neuem alten Glanz” wäre eine tolle Schlagzeile.

Start-ups ohne Buzzwords

Sie sind Gründer eines innovativen und spannenden Unternehmens im Umfeld von Handel und FMCG? Können auch Sie Ihr Start-up ohne Buzzwords erklären? Dann melden Sie sich bei uns jederzeit unter ulrike.sanz@dfv.de.

Alle bisher vorgestellten Start-ups finden Sie unter etailment-Startups.de.

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