Volatile Fremdwährungen können Onlinehändler vor große Herausforderungen in Bezug auf ihren Cashflow stellen. Das französische Fintech iBanFirst will globale Währungstransaktionen einfacher und günstiger gestalten. Es bietet Komplettlösungen, von denen vor allem kleine und mittelständische E-Commerce-Unternehmen profitieren.
Türkische Lira, Thailändischer Baht oder Vietnamesischer Dong - selbst Onlinehändler denken da eher an die letzte Urlaubskasse als an die Abwicklung von Devisengeschäften. Gerade deutsche E-Commerce-Betreiber neigen dazu, Geschäfte mit ihrem chinesischen Exporteur auf Euro-Basis abzuwickeln, statt in Yuan.
Sie tun dies, weil sie es "immer schon so gemacht haben" und um das Risiko von Wechselkursschwankungen zu vermeiden - das sie aber stattdessen dem ausländischen Gerschäftspartner auferlegen.
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Pierre-Antoine Dusoulier ist Gründer und CEO von iBanFirst. Das Start-up hat inzwischen mehr als 200 Mitarbeiter.
Jede Währungsgrenze bedeutet Gebühren
Bei Importen auf Dollar-Basis wird es noch komplizierter: Abgesehen von den Kursschwankungen muss die Transaktion gleich zwei Währungsgrenzen überspringen - mit Gebühren, die nun zweimal fällig werden.
Natürlich zahlt auch der chinesische Lieferant diese Zulage für den einmal festgelegten Preis. Doch er schlägt sie auf seine Kalkulation auf. Ziemlich unpraktisch, teuer und mit überflüssigen Mittelmännern, fanden die Gründer des französischen Fintechs iBanFirst.
Alternative zu traditionellen Banken
IBanFirst möchte globale Währungstransaktionen vereinfachen und günstiger gestalten. Es sieht sich als Alternative zu traditionellen Banken und bietet Komplettlösungen für Auslandstransaktionen, die auf die Bedürfnisse kleiner und mittlerer Firmen abzielen.
iBanFirst wurde 2013 in Paris gegründet, hat seinen Hauptsitz in Belgien und weitere Standorte in Frankreich und den Niederlanden. Seit Anfang 2021 ist das Start-up auch mit einem Firmensitz in München präsent. IBanFirst ist als Zahlungsinstitut reguliert und durch den "Europäischen Pass" der EU zugelassen.
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Devisentransaktionen gehören nicht zum Kerngeschäft des Handels. IBanFirst bietet eine Alternative zu traditionellen Banken.
Zur Finanzierung des Unternehmens haben Xavier Niel via NJJ Capital und die europäischen Risikokapitalfonds Serena, Breega Capital, Elaia und Bpifrance Large Venture 46 Millionen Euro aufgebracht.
Devisentransaktionen sind nicht Kern des Handelsgeschäfts
Kern der Dienstleistungen ist eine Online-Plattform für Fremdwährungstransaktionen, mit der Finanzteams Zahlungen in jeder Währung empfangen und bezahlen und Währungsrisiken absichern können.
Country-Manager Mark Elser, der zuvor bei der Landesbank Baden-Württemberg tätig war, ist überzeugt, dass deutsche Onlinehändler die Dienste von iBanFirst benötigen: "Auch wenn man als Importeur von einem starken Euro profitiert, ist die Entwicklung auf lange Sicht selten eine Einbahnstraße."
Erst jüngst habe der Euro nach dem neuesten Corona-Hilfspaket der USA wieder leicht geschwächelt. Zweitens müsse man ständig den Kurs im Blick haben.
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Aus Sicht eines asiatischen Exporteurs wird die Geschäftsbeziehung attraktiver, wenn sie in seiner Währung stattfindet, sagt Mark Elser, Deutschland-Chef von ibanFirst.
"Konzerne können sich dies leisten und haben hierfür eigene Abteilungen. Aber sie sichern sich auch gegen Schwankungen ab. Kleine und mittelständische Firmen hingegen sollten sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und die besten Konditionen über die Warenlieferung mit ihren Geschäftspartnern aushandeln - ohne versteckte Sicherheitsaufschläge zu bezahlen", so Elsner.
Volle Kontrolle für den Händler
Mit den iBanFirst-Diensten lässt sich der Geldwechsel zum besten Zeitpunkt/ besten Kurs durchführen. "Mit einem Account Manager können unsere Kunden auch eine Managementstrategie für den späteren Wechselkurs festlegen, um ihre Gewinnmarge zu schützen oder gar zu verbessern", so Elsner.
Und sollte der Lieferant Dollar bevorzugen: Mit iBanFirst können import- und auch exportorientierte Firmen ein Dollarkonto eröffnen - sodass sie mit ihren Geschäftspartnern im Ausland auf Dollar-Basis verkehren können.
Trotzdem müssen nun nicht die deutschen Händler die Wechselkursschwankungen fürchten, die es mit dem Dollar oder anderen wichtigen Währungen gibt. Laut iBanFirst erhalten Kunden die volle Kontrolle darüber, wann und zu welchem Kurs sie ihre Fremdwährungszahlungen umwandeln möchten.
In Branchenrankings ganz oben
Möglich macht dies eine ausgefeilte Wechselkursstrategie. Noch praktischer ist es, wenn beide Geschäftspartner ein Konto bei iBanFirst eröffnen. Dann finden Überweisungen zwischen beiden Konten kostenlos und sofort statt.
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG nahm iBanFirst 2018 als "Emerging Star" in ihr Ranking der FinTech100 auf. Deloitte führt das Start-up in seiner Rangliste der 50 am schnellsten wachsenden Technologieunternehmen bereits seit 2018.
Das ist etailment-Start-ups
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"Start-ups" stellt etailment regelmäßig innovative und spannende junge Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette vor, die das Potenzial haben, den Handel langfristig zu verändern oder mit ihren Dienstleistungen ein vielversprechender Partner sein können.
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