Immer mehr Händler testen Technologien für Läden ohne Personal. Der chinesische Onlinehändler JD.com ist da schon weiter und nutzt autonome Warenhäuser auch, um seine Expansion voranzutreiben.
Während sich Amazon noch für seinen kassenlosen Supermarkt "Amazon Go" als Pionier der Branche feiern lässt, gehören vollautomatische Shops beim chinesischen Internetunternehmen JD.com schon zum Alltag. Der Hauptkonkurrent des Marktplatzbetreibers und Technologie-Anbieters Alibaba betreibt in seinem Heimatland bereits 20 unbemannte „X-Marts“. Jetzt folgte der erste X-Mart außerhalb seines Heimatmarkts: Im Einkaufszentrum PIK Avenue in Jakarta hat JD Anfang August die mit 270 Quadratmetern Fläche größte unbemannte Filiale eröffnet.
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Zugangskontrolle per Scan
Wer den Laden der indonesischen Tochter JD.id betreten möchte, scannt zunächst einen Code auf seinem Smartphone. Über die App des Händlers erfolgt die Identifizierung per Gesichtserkennungssoftware. Von da an folgt das System dem registrierten Kunden durch den Laden und ordnet die Einkäufe zu.
Der Konsument packt die gewünschten Produkte ein und kann dann aus dem Laden gehen, ohne irgendetwas scannen oder irgendwo anstehen zu müssen. Beim Verlassen des X-Marts zahlt der Kunde automatisch über die in der App hinterlegte Kreditkarte und erhält zum Abschluss die Details zu seinem Einkauf direkt auf sein Smartphone.
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Bezahlen per Gesichtskontrolle
Lebensmittel, Kosmetika und Mode
Zum Angebot des X-Mart in Jakarta gehören neben Snacks und Getränken übrigens auch Kosmetika und Mode-Artikel. „Dies bedeutet, dass Kunden sogar eine Jeans in der Umkleidekabine anprobieren und anbehalten und dann ohne Kassenstopp rausgehen können“, meldet JD.com stolz.
JD.com X-Mart Indonesien
Seit der Eröffnung des ersten unbemannten Supermarktes in der Pekinger Zentrale im Oktober 2017 wird der Kaufvorgang wie auch die Filialsteuerung bei JD immer ausgefeilter. Die Läden nutzen moderne Technologien wie RFID, Gesichts- und Bilderkennung, um die Aktivitäten des Kunden zu verfolgen. Die im gesamten X-Mart platzierten Kameras erkennen die Bewegungen der Kunden und generieren so genannte Heatmaps, die die Laufwege, die Produktauswahl und die Kundenpräferenzen analysieren und somit dem Händler helfen, den Bestand, die Produktanzeigen und weitere Facetten des Filialmanagements zu optimieren.
Offenbar mit Erfolg: Während des Jubiläums-Verkaufs am 18. Juni dieses Jahres sei das Transaktionsvolumen der unbemannten Geschäfte im Vergleich zum Tagesdurchschnitt um fast 600 Prozent gestiegen, meldet der Händler.
JD.com: Expansion mit X-Mart
Die Eröffnung des neuen Geschäfts in Jakarta gilt JD als „Schlüssel für die Retail-as-a-Service-Strategie“: Es ist das erste Mal, dass JD seine unbemannte Filialtechnologie in einen Übersee-Markt bringt und seien Expansion weiter vorantreibt. Im März 2016 startete der chinesische Onlinehändler seinen Onlineshop in Indonesien. Inzwischen verkauft die E-Commerce-Plattform eigenen Angaben zufolge mehr als 350.000 Produkte an 20 Millionen Konsumenten in dem weltgrößten Inselstaat, der 255 Millionen Einwohner zählt. JD liefert die Onlinebestellungen aus neun Lagerhäusern auf sieben Inseln des Archipels und deckt somit 483 Städte und 6.500 Bezirke ab. Der Onlinehändler plant, weitere Lagerhallen zu bauen, um 85 Prozent der Aufträge am selben oder am nächsten Tag ausliefern zu können.
JD sieht seine Offline-Store-Technologie als Teil seiner „grenzenlosen Einzelhandelsvision“, wie der Händler und Marktplatzbetreiber es nennt: „Der Idee, dass Verbraucher kaufen können, was, wann und wo sie wollen – online oder offline.“ Und man ist geneigt, ihnen zu glauben, dass das funktioniert: Ist JD.com doch einer der wenigen Händler, der den Worten Taten folgen lässt.
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