mimycri designt Taschen aus alten Flüchtlingsbooten. Die Gründerin Eleonora Azzaoui erzählt, wie es dazu kam und was sie sich von der Teilnahme an dem Amazon-Programm "Unternehmerinnen der Zukunft" verspricht.

In der Hoffnung auf ein besseres Leben flüchten noch immer Menschen in Schlauchbooten über das Mittelmeer – trotz größter Lebensgefahr. Das hat Eleonora Azzaoui sehr bewegt, als sie 2015 freiwillig auf der griechischen Insel Chios ankommende Flüchtlinge an den Stränden und in Camps versorgt hat.

"Zurück in Deutschland bin ich mir dem Ausmaß der Herausforderungen bewusst geworden: Müllberge an griechischen Stränden, ankommende Menschen in Deutschland, die es gilt zu integrieren und ein abnehmender gesellschaftlicher Zusammenhalt", berichtet Azzaoui. "Ich konnte nicht mehr warten, bis jemand anderes eine Lösung dafür entwickelt."

Nora Azzaoui
© Judith Affolter/Bundespresseamt
Nora Azzaoui
Also gründete sie im Juni 2017 mit Vera Günther den Verein mimycri. Die beiden Jungunternehmerinnen produzieren gemeinsam mit zwei Mitarbeitern mit Flüchtlingshintergrund Taschen aus alten Flüchtlingsbooten. 

"mimycri ist ein Sozialunternehmen, das den Anspruch hat gleichermaßen ökonomischen, sozialen und ökologischen Mehrwert zu erzeugen", erläutert Azzaoui, die Politik, Wirtschaft und Soziologie studiert hat und als Unternehmensberaterin tätig war. "Ich bin fest davon überzeugt, dass es für alle Unternehmen immer wichtiger wird im Kontext der Entwicklungsziele der Vereinten Nationen einen größeren oder kleineren Beitrag zu leisten."

 

Unternehmertum als gesellschaftlicher Beitrag

Mit der Kombination aus persönlicher Erfahrung und dem Anspruch, einen gesellschaftlichen Beitrag in Form von Unternehmertum zu leisten, möchte sie ihre Erfahrung als Business-und Strategieberaterin in einem neuen Kontext anwenden. "Als Co-Gründerin einer jungen Organisation bin ich außerdem fasziniert von neuen Wegen, die sich ständig eröffnen, auf die es flexibel zu reagieren gilt", so Azzaoui.
Tasche aus einem Flüchtlingsboot
© Annika Nagel / mimycri
Tasche aus einem Flüchtlingsboot

Unternehmenskennzahlen kommuniziert sie noch nicht. "Das liegt aber weniger an einem strategischen Ansatz, als der fehlenden Zeit dafür", so die Gründerin.

mimycri in action

Und obwohl sie als Beraterin  mit großen Konzernen Digitalisierungsstrategien ausgearbeitet und diese implementiert hat, hat sie sich für die Digitalisierungsstrategie von mimycri bei dem Amazon-Programm "Unternehmerinnen der Zukunft" beworben.

Und so ist sie nun eine von insgesamt 20 Teilnehmerinnen. "Wir sind eine sehr kleine Organisation, der Kontext ist ein ganz anderer. So kann ich auf theoretisches Wissen zugreifen, aber Herausforderungen und vor allem die Umsetzung ist anders", erläutert sie.

Professionalisierung unerschiedlicher Geschäftsbereiche

Als Gründerin decke sie viele Geschäftsbereiche ab, die sie nie gelernt habe: "Für meine Organisation und mich sehe ich in dem Programm große Chancen der Professionalisierung in einigen Geschäftsbereichen. Außerdem Verständnis darüber, was wir selber leisten wollen und können, und wo wir auf externe Unterstützung setzen."
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schaut bei mimycri vorbei
© Martin Leuze
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schaut bei mimycri vorbei
Neben der Vermittlung von Wissen profitieren die Teilnehmerinnen ihrer Meinung nach davon, voneinander und miteinander zu lernen, von Best Practices über Kooperationen oder einfach Freundschaften.

"Europe for everyone" Campaign mimycri & Pulse of Europe

 Azzaouis Ziel ist, dass mimycri als Organisation dafür steht, dass "gesellschaftliche Themen frech und lösungsorientiert kommuniziert und durch außergewöhnliche Designs anfassbar gemacht werden".

Auch die fachliche Kompetenz und Erfahrung ihres Coaches schätzt sie sehr. "Außerdem habe ich besser verstanden, dass auch erfolgreiche Unternehmen oft Baustellen haben und selten alles hundertprozentig perfekt ist", sagt Azzaoui. "Das beruhigt und spornt gleichzeitig an."

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