So rasant, wie sich Märkte, Kundenbedürfnisse und technologische Möglichkeiten wandeln, stellen sich Händler vor allem dann sicher für die Zukunft auf, wenn sie mit ihrer digitalen Commerce-Lösung möglichst flexibel sind. Das heißt: weg von Fragen wie „Buy or build“ und „B2C oder B2B“ und stattdessen vom Besten aus allen Welten profitieren, rät Steven Bailey vom Technologiedienstleister AOE.
Zum anderen sind die meisten Händler hinsichtlich ihrer Zielgruppe eingeschränkt und festgelegt und fahren entweder einen B2B- oder einen B2C-Ansatz.
Standardlösung und custom-built sinnvoll verknüpfen
Wirft man einen Blick auf die Angebote von E-Commerce-Shopsystemen und digitalen Plattformen für den Handel, stellt sich in logischer Konsequenz erst einmal die Frage: fertige Standardlösung oder custom-built, also eine Neuentwicklung, die sich vor allem an den eigenen Anforderungen orientiert? Beides hat Vor- und Nachteile, die vor dem Hintergrund der eigenen Ansprüche abgewogen werden müssen.
"Buy and build" statt "Buy or build"
Was aber, wenn Händler sich die Frage „Buy or build?“ heute gar nicht mehr stellen müssen? Das Marktforschungs- und Beratungsinstitut Gartner beobachtet einen Wandel hin zu „Buy and build“, also einer Kombination aus beidem: Unternehmen beginnen zunehmend, zwar einen Teil ihrer Commerce-Plattform fertig zu kaufen, diesen aber individuell zu erweitern, anzupassen oder neu entwickelte Funktionen zu integrieren. Etwa die Hälfte der in der „Survey Analysis: 9 Key Trends in Digital Commerce Adoption“ befragten Unternehmen setzten auf „Buy and build“, wobei 30% den Großteil selbst entwickelten und 19% mit einer Open-Source-Software als Grundlage gestartet sind. Dagegen verließen sich nur 20% komplett auf eine Standard-Stand-alone-Lösung.Gerade für die Anforderungen des Handels ist das ein geschicktes Vorgehen, das sowohl eine schnelle initiale Umsetzung wie auch hohe Flexibilität und die Anpassung an Nischenmärkte ermöglicht – und vor allem: die ständige Adaption gemäß den sich stetig wandelnden Bedürfnissen des Marktes und der Kunden.

B2B und B2C: Groß denken und für Marktplätze vorsorgen
Gartner empfiehlt Unternehmen außerdem, ihre digitale Plattform als Marktplatz anzulegen, also so, dass sie den Anforderungen aller Zielgruppen gerecht werden könnte – selbst wenn diese aktuell noch nicht bedient werden. Neben Endkunden und Businesskunden können das zum Beispiel auch Partner oder Mitarbeiter sein.Der Großteil der in der „Survey Analysis: 9 Key Trends in Digital Commerce Adoption“ befragten Unternehmen setzte zum Zeitpunkt der Befragung auf einen reinen B2B- oder einen reinen B2C-Ansatz für ihr digitales Geschäft. Nur 18 Prozent generierten ihre Digital-Commerce-Umsätze in gleichen Teilen über das B2B- und B2C-Geschäft.
Langfristige Umsatzquellen erschließen
Hier liegt für den Handel viel Potenzial: Durch eine Ausweitung des Businessmodells über die ursprüngliche Zielgruppe hinaus lassen sich neue langfristige Umsatzquellen erschließen. So können beispielsweise reine B2B-Händler mit einem digitalen Marktplatzmodell auch die Endkunden direkt ansprechen und binden.Dafür braucht es natürlich eine digitale Lösung, die die Anforderungen beider Businessmodelle erfüllen kann. Denn: Lässt sich das komplette digitale Geschäft über eine zentrale Plattform steuern und laufen alle Daten in einer Lösung zusammen, reduziert sich für das Unternehmen der Aufwand in Zeit und Kosten, und Geschäftsprozesse können zielgruppen- und kanalübergreifend berücksichtigt werden.

Anforderungen und Möglichkeiten abgleichen
Zu Beginn des Auswahlprozesses für eine digitale Commerce-Lösung sollten auf jeden Fall die eigenen Anforderungen und Ziele sowie ihre Gewichtung klar sein, also beispielweise:- Umsetzungsgeschwindigkeit: Wie schnell sollen die Lösung und neue Funktionen an den Markt? Gerade Neuentwicklung, Customization, also Anpassung, und individuelle Entwicklungen können je nach Umsetzungsform einige Zeit in Anspruch nehmen, während eine Standardlösung relativ schnell einsatzbereit ist.
- Flexibilität & Integration neuer Features: Neue Funktionen schnell umsetzen, anpassen und optimieren, gegebenenfalls verwerfen und etwas Neues probieren: Will ein Handelsunternehmen Endkunden wirklich in den Fokus stellen und ihre Bedürfnisse kontinuierlich erfüllen, muss das Shopsystem die Flexibilität mitbringen, jederzeit auf Schwankungen des Marktes und der Kundenansprüche reagieren zu können und Innovationen zu berücksichtigen.
- Integration anderer Applications: Payment, Logistik, CRM, Vertragsmanagement, Produktkataloge: Welche anderen Systeme sind vorhanden und müssen – vielleicht für den Anfang, vielleicht dauerhaft – in die neue Plattform integriert werden? Kann eine technologische Lösung das unkompliziert leisten, ist viel gewonnen.
Fazit
Niemand kann in die Zukunft sehen – sicher ist aber, dass sich die technologischen Möglichkeiten stetig wandeln und damit auch den digitalen Handel immer wieder neu herausfordern werden.Händler, die offen für neue Business-Chancen sind, etwa ein Marktplatzmodell mit verschiedenen Zielgruppen, und deren digitale Lösung darauf vorbereitet ist, haben vielleicht den entscheidenden Wettbewerbsvorteil.