Ob ein Online-Business erfolgreich ist, bestimmt am Ende die Marge – und die kommt zunehmend durch steigenden Wettbewerb unter Druck. Viele Händler wollen ihr Ertragspotenzial durch Expansion ins Ausland erhöhen, müssen sich damit aber auch hohem regulatorischem Aufwand stellen – häufig wiederum auf Kosten ihrer Marge. Warum es deshalb sinnvoll ist, beim internationalen Onlinehandel auch die Digitalisierung von Prozessen anzugehen, erklärt Dr. Roger Gothmann, Mitgründer und Co-CEO von Taxdoo.
Allerdings sind gerade im E-Commerce die Margen stetig unter Druck – da es ein großes Angebot gibt und das Konkurrenzprodukt nur einen Klick entfernt ist. Eine Untersuchung der Unternehmensberatung Alvarez & Marsal aus dem Jahr 2021 zeigt, dass die Händlermarge in Deutschland im europäischen Vergleich zu den niedrigsten gehört.

Prozesse überprüfen
Der Schritt in die Internationalisierung ist daher ein ganz wesentlicher Faktor – um einerseits den Umsatz auszubauen und die Marge zu erhöhen. Viele Händler, die noch nicht international aktiv sind, planen inzwischen diesen Schritt.
Auf der anderen Seite bedeutet Internationalisierung aber auch, dass es deutlich mehr Anforderungen gibt, was Regulatorik und Bürokratie angeht. Der Aufwand dafür kann schnell ausufern, die Abläufe zu verstehen ist komplex. Der Weg in die Internationalisierung ist eine gute Möglichkeit, seine Prozesse zu überprüfen, um sein internationales Geschäft effizient zu skalieren.
90 Prozent der Händler wollen international expandieren
Dass viele Händler in Deutschland die Chancen der Internationalisierung längst erkannt haben, zeigt eine Umfrage von Taxdoo in Zusammenarbeit mit dem IFH Köln. Demnach planen 90% der befragten Onlinehändler, den Versand ins Ausland anzugehen beziehungsweise den bisherigen internationalen Verkauf weiter auszuweiten. Was jedoch hindert viele Händler daran, ins Ausland zu versenden? Jeder zweite befragte Onlinehändler gab an, dass Logistik und Zollabwicklung zu aufwändig seien. An zweiter Stelle nannten die Onlinehändler steuerliche Risiken und damit verbundenen Mehraufwand.Ein Blick in die Praxis bestätigt dies: Die im Juli 2021 in Kraft getretene EU-weite Umsatzsteuerreform brachte für viele Händler eher mehr Aufwand anstatt eine Erleichterung: zu viele Ausnahmeregelungen, zu komplexe und fehleranfällige Abläufe bei der Eingabe relevanter Daten in Zusammenhang mit dem One-Stop-Shop (OSS) als zentralem Element der Reform.
Es wird nicht besser: 2022 stehen weitere Veränderungen an, beim Verpackungsrecht oder beim Verbraucherrecht.
Umsatzsteuerreform führt zu Mehraufwand
Um beim Beispiel EU-Umsatzsteuerreform zu bleiben: 70% der vom IFH befragten Händler erklärten, dass der Aufwand für ihre monatliche Steuerabwicklung seit der Umsatzsteuerreform größer geworden ist als vor der Reform.Das Spannende betrifft das Thema Marge: 41% der Händler nehmen aufgrund des Mehraufwands in Zusammenhang mit der Reform in Kauf, dass ihre Marge kleiner wird – weil sie die Preise für ihre Kunden nicht erhöhen wollten. Demgegenüber gaben 37% der Händler an, die Preise erhöht zu haben, um ihre Marge gleich zu halten. Das bedeutet: Regulatorischer Aufwand bringt Händler in die Zwickmühle, wer die Kosten für den Mehraufwand übernimmt: der Kunde durch höhere Preise oder der Händler selbst, indem er auf Marge verzichtet.
Die befragten Onlinehändler rechnen nicht damit, dass die Situation besser wird: 68% schätzen den künftigen Einfluss von Regularien auf den E-Commerce als hoch oder sehr hoch ein.
Dass trotz des Empfindens zunehmend größerer regulatorischer Hürden immer noch ein Großteil der Onlinehändler weiterhin positiv in die Zukunft blickt, ist eine gute Nachricht: 76% der Befragten stehen den kommenden 12 Monaten sehr positiv bis überwiegend positiv gegenüber. Damit dies so bleibt, gibt es gleichwohl Handlungsbedarf.
Prozesse optimieren - und digitalisieren
Denn nicht nur, aber vor allem im internationalen Kontext wird rechtskonformes Handeln zunehmend zum erfolgskritischen Faktor im Online-Business. Um bei der internationalen Expansion den möglicherweise hinzu gewonnenen Ertrag nicht gleich wieder für bürokratischen Mehraufwand ausgeben zu müssen, heißt es daher, die eigenen Prozesse zu optimieren.Onlinehandel bedeutet nicht nur, seine Produkte online anzubieten. Vielmehr geht es darum, auch seine Backend-Prozesse zu digitalisieren. Gerade dort hinken viele Händler hinterher und setzen nach wie vor auf das Prinzip Excel und viel händische Arbeit, die sogar oftmals noch beim Steuerberater liegt.
Dieser arbeitet erfahrungsgemäß erst ab einem dreistelligen Stundensatz. Dabei können Technologie und Automatisierung insbesondere die vielen komplexen Prozesse im Onlinehandel deutlich vereinfachen – und damit Marge sichern.