Dropshipping ist ein vermeintlich komfortables und risikofreies Geschäft. So finden sich im Internet viele Beiträge, die das Geschäftsmodell als „Heilsbringer“ und für jeden machbar erklären. Aber ganz so einfach wie es oftmals dargestellt wird, ist es nicht, sagt Fabian Siegler, Buchautor und amtlich anerkannter Dropshipping-Sachverständiger. Er erklärt, warum der Aufbau eines Dropshipping-Geschäfts kein Spurt, sondern ein Marathon ist.
Schneller Reichtum, der in vielen Artikeln und Pseudo-Tutorials oder E-Books angepriesen wird, ist ein Mythos. Es wird viel Unsinn verbreitet. Wenn wir den Glücksfall eines weltweit nachgefragten Nischenprodukts ausklammern, ist der Aufbau eines Dropshipping-Geschäfts ein Marathon und kein Spurt. Die Erwartung, in kurzer Zeit 5000 Euro pro Monat oder mehr zu verdienen, wird in den meisten Fällen enttäuscht.
Ohne Fleiß kein Preis
Aber: Keine Verbindlichkeiten und damit auch keinen wirtschaftlichen Druck zu haben, ist bei einem Geschäftsaufbau ein besonderer Luxus. Und genau das ist der Ansatz meiner Dropshipping-Würdigung. Arbeiten um zu leben und nicht umgekehrt. Daher eignet sich ein Streckengeschäft für Leute, die als digitale Nomaden die Welt erkunden oder nebenberuflich starten möchten.Gleichwohl kann Dropshipping die neue Existenz aus der Arbeitslosigkeit heraus ebenso bedeuten und ist ein famoses Sprungbrett für Gründer zum eigenen Unternehmen. Trotzdem gilt besonders am Anfang die Faustregel: Von nichts kommt nichts und ohne Fleiß kein Preis! Das geplante Geschäft sollte klug durchdacht sein. Fehler bei den ersten Schritten können sich später fatal auswirken. Das technische Fundament eines Shops ist die Achillesferse. Man muss vorausplanen: Wo will ich hin und was wird sein? Selbst wenn sich anfangs nur eine geringe Absatzrate ergibt, sollte der Shop erweiterungsfähig sein. Das "Pferd mitten im Rennen auszutauschen", ruft einen kaum zu bewerkstelligenden Aufwand an Zeit und Geld hervor.
Dazu bedarf es dann auch einer gehörigen Portion IT-Know-how. Welchen Anbieter man wählen sollte, ist also nicht einfach zu beantworten, zumal es viele Systeme gibt: Gambio, Prestashop, Magento, Shopify, Shopware, Droptienda, Woocommerce und viele mehr. Die Entscheidung sollte durch die Antworten auf folgende Fragen gefällt werden:
- Welche Funktionen und Schnittstellen müssen vorhanden sein?
- Welche Anforderungen werden an das Reporting und an die Verwaltung gestellt?
- Wie stark ausgeprägt soll die Individualisierbarkeit sein?
- Bestehen Grundkenntnisse oder IT-Know-how?
- Mit wie vielen Transaktionen (Bestellungen) ist zu rechnen?
- Wie groß darf das Sortiment (Artikelanzahl) langfristig werden?
- Finanzieren sich die Shopkosten aus bestehenden Mitteln oder aus dem laufenden Geschäft, und welches Budget besteht für Kauf oder Miete des Systems?
- Soll der Shop mehrsprachig sein und wo wird gehostet?
- Gibt es einen telefonisch oder per E-Mail erreichbaren deutschen Service mit Beratung und Schulungen, wenn ich nicht weiter weiß?
Rechtssicherheit prüfen
Sind diese Faktoren geklärt, sollte sich der Händler für einen Shop entscheiden, der von vornherein mit EU-Gesetzen und europäischen Regeln konform geht. Rechtssicherheit ist eine relevante Eigenschaft. Shopsysteme von US-Anbietern müssen für Europa meist aufwendig umgerüstet werden.Ebenfalls relevant: Der Shop sollte bei den "Großen" wie Otto, Zalando, Amazon und Ebay integrierbar sowie mit allen gängigen Warenwirtschaftsprogrammen kompatibel sein. Zu guter Letzt ist ein deutschsprachiger IT-Service, der auch Schulungen anbietet, sehr wichtig. Denn was klein beginnt, kann zu etwas Großem heranwachsen und spätestens dann benötigt man Unterstützung.