800 stationäre Händler verkaufen über Schuhe24.de. Außer um den Versand müssen sie sich um nichts kümmern. Weil sie weitgehend anonym bleiben, müssen sie im Laden keine Preisdiskussionen fürchten.
Auf den ersten Blick ist Schuhe24.de ein ganz normaler Onlineshop: Mehr als 100.000 verschiedene Paar Schuhe zur Auswahl, 30-tägiges Rückgaberecht, gängige Zahlungsmöglichkeiten.
Doch anders als bei anderen Webshops unterstützt ein Kunde mit jedem Kauf einen kleinen, lokalen Händler: Über die 2015 gegründete Plattform Schuhe24 verkaufen inzwischen rund 800 Fachgeschäfte aus ganz Deutschland.
„Jeder Schuh kommt von einem Händler, der seine Mitarbeiter fair entlohnt, in Deutschland Steuern und Abgaben zahlt und Teil einer lebendigen Innenstadt ist“, wirbt Gründer und Geschäftsführer Dominik Benner. „Statt dass jeder Händler selbst einen Shop für viel Geld bauen muss, kann er bei Schuhe24 ohne Investition online verkaufen.“

Karriere fernab des Einzelhandels
Denn nach seinem Wirtschaftsstudium in St. Gallen machte der Schuhe24-Chef zunächst Karriere bei Bilfinger Berger, einige Jahre später arbeitete er dann in dem schnell wachsendem Unternehmen für erneuerbare Energie namens Juwi – und zwar „richtig gerne“, wie er sagt. „Die Start-up-Mentalität hat mir gut gefallen.“Doch sein Vater führte damals im Rhein-Main-Gebiet mehrere Schuhgeschäfte und Benner hatte die seinerzeit rund 70 Mitarbeiter des Familienunternehmens vor Augen, die bei einem Aus plötzlich auf der Straße gestanden hätten. So habe er aus Pflichtgefühl das Geschäft übernommen. Wohl wissend, dass der stationäre Handel schwere Zeiten durchmacht.
Auf die Idee zu der Verkaufsplattform kam Benner durch ein Gespräch mit einem Händlerkollegen. Es ging darum, wie man als stationärer Händler am Umsatz im Netz teilhaben kann.
Er fing an, den Bestand des Händlers auf einer Website aufzulisten und über das Internet anzubieten. Schon am ersten Tag seien 70 Bestellungen eingegangen – und andere Händler fragten nach, ob Benner auch ihre Datenbestände online einpflegen könne. Also entwickelte Benner die Plattform Schuhe24, die kein eigenes Lager braucht, sondern die Bestände von 800 Fachgeschäften im ganzen Land listet. Das Start-up mit Sitz in Wiesbaden schult die Händler, achtet darauf, dass der Ablauf für den Kunden reibungslos funktioniert und kümmert sich um die technische Abwicklung. Dazu zählt neben der Listung auf der Homepage auch die auf mehr als 20 Plattformen wie Amazon, Otto oder Mirapodo.

Da sich die Verkaufsplattform auf „ältere“ Kunden zwischen 35 und 65 Jahren konzentriert, betreibt das Start-up auch eine Telefonhotline. Immerhin kommen laut Benner rund 10 Prozent der Bestellungen über diesen Kanal. In den kommenden Jahren will Schuhe24 das Konzept auch in Frankreich und Spanien etablieren.
Zuschlag für Händler mit größtem Bestand
Geht eine Bestellung ein, rechnet ein Algorithmus aus, welcher Händler den höchsten Bestand hat und somit den Zuschlag bekommt, die Ware per DHL Paket zu versenden. Alle Verkäufe werden automatisch in der Warenwirtschaft des jeweiligen Händlers verbucht.Im Durchschnitt verkaufe jeder Händler am Tag zwischen 3 und 40 Paar Schuhe online und mache durchschnittlich zusätzlich 13 Prozent Umsatz. 2017 lag der Plattformumsatz bei 25 Millionen Euro, in diesem Jahr sollen es 50 Millionen werden. Wie hoch der Gewinn ist, sagt der Gründer nicht, „aber wir sind seit dem ersten Tag profitabel.“"Ich rate jedem Händler, sich auch auf schuhe.de zu listen.“