Waschmittel-Abos, Carsharing, Streaming: Die neue Sharing Economy hat Auswirkungen auf das Konsumverhalten. Das aktuelle „Consumer Barometer“ der KPMG zeigt welche.
Nutzen und Komfort statt Besitz: Die sogenannte Sharing Economy ist in vielen Branchen schon heute fest verankert, etwa Carsharing-Anbieter wie Car2Go und DriveNow in der Automobilbranche oder Streaming-Dienste wie Spotify und Netflix im Entertainment-Bereich. Darüber hinaus gibt es auch für Verbrauchsgüter immer mehr Angebote in Form von Abonnements: So sind HelloFresh bei Lebensmitteln und Glossybox im Bereich Kosmetik vielen ein Begriff.
Das Kölner Institut für Handelsforschung (IfH) und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG sind in ihrem aktuellen „Consumer Barometer“ einmal der Frage nachgegangen, welche Rolle die Überlegung, ob gemietet oder gekauft werden soll, tatsächlich schon für die Konsumgüterbranche und den Handel in Deutschland spielt.
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Nutzung von Streaming-Angeboten
Demnach nutzt im Prinzip die Hälfte der Befragten bereits Streaming-Dienste im Entertainment-Bereich, also bei Musik und Film, ein Drittel sogar regelmäßig. Darüber hinaus gibt etwa jeder Fünfte an, sich die Nutzung solcher Angebote sehr gut vorstellen zu können.
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Technik, Haushalt, Sport: Mieten bei Otto now
Das flexible Mieten von Konsumgütern, wie es
zum Beispiel bei OTTO NOW oder
MediaMarkt angeboten wird, wurde bisher von etwa 17 Prozent der Befragten in Anspruch genommen. Die Nutzer sind zu 58 Prozent männlich und durchschnittlich 38 Jahre alt. 80 Prozent der Nutzer von Mietmodellen streamen auch Musik und Filme.
Mit knapp 43 Prozent der Befragten ist es eine durchaus relevante Zahl an Konsumenten, die sich sehr gut vorstellen können, künftig Produkte zu mieten. Ihr Durchschnittsalter ist 44 Jahre, wobei 58 Prozent zwischen 30 und 59 Jahre alt sind. Etwa die Hälfte der Interessenten von Mietmodellen streamt bereits Musik und Filme. Die Nutzung von Streaming-Angeboten kann dabei als Ausdruck genereller Offenheit gegenüber neuen Angeboten und der Sharing Economy gewertet werden.
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Nutzung Mietmodelle
Rund 41 Prozent lehnen die Nutzung von Mietangeboten allerdings prinzipiell ab. Diese Skeptiker, im Durchschnitt 48 Jahre alt, sind mehrheitlich auch dem Streaming von Musik und Filmen abgeneigt.
Erwartungsgemäß ist das beliebteste Mietmodell derzeit das Sharing von Fahrzeugen: Zwei von drei Befragten sind oder waren bereits „Sharer“ von Autos oder auch Fahrrädern. Auch für die Branche Heimwerken & Garten geben 43 Prozent der Befragten an, schon Produkte gemietet zu haben. Es folgen Elektrogeräte sowie Hobby & Freizeit (27 bzw. 20 Prozent). Produkte des Bereichs Fashion & Accessoires wurden bisher erst von 9 Prozent der Befragten gemietet.
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Beliebte Branchen
Die Branchen mit den höchsten Nutzungsraten sind zugleich die, für die Nutzer und Interessierte sich weitere Angebote an Mietprodukten wünschen. Insbesondere im Bereich Heimwerken & Garten zeigt sich Potenzial: 75 Prozent der Interessierten und 62 Prozent der Nutzer wünschen sich weitere Optionen der Produktmiete. Auch für die Branchen Fashion & Accessoires sowie Wohnen & Einrichten, bei denen das Sharing derzeit noch unüblich ist, bezeichnen mehr als 20 Prozent der Nutzer Mietangebote als interessant.
Im Bereich Fahrzeuge haben sich die großen Anbieter wie Car2Go oder auch DriveNow durchgesetzt, aber es werden auch einige regionale Anbieter genannt. Im Heimwerkerbereich ist OBI der meistgenutzte Anbieter – vor Hornbach, Toom, Bauhaus und Globus. Bei Elektrogeräten liegt MediaMarkt vor Otto.
Verbrauchsgüterabos
Bisher haben 13 Prozent der Konsumenten flexible Verbrauchsgüterabonnements genutzt. Die Mehrzahl dieser Gruppe ist männlich, das Durchschnittsalter liegt bei 38 Jahren – und etwa drei Viertel von ihnen nutzen zudem bereits Musik- und Film-Streaming. Darüber hinaus kann sich knapp jeder Dritte der Befragten die Nutzung solcher Abos in Zukunft sehr gut vorstellen.
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Nutzung von Abo-Modellen
Die Interessierten sind durchschnittlich 42 Jahre alt und wiederum durchschnittlich jeder Dritte dieser Interessierten streamt bereits Musik und Filme, was auf eine grundsätzliche Offenheit bezüglich derartiger neuer Angebote schließen lässt.Etwa 55 Prozent der Befragten lehnen derartige Abonnements für sich auch für die Zukunft ab. Das Durchschnittsalter dieser Skeptiker – die mehrheitlich auch das Streamen mit Skepsis sehen – beträgt 47 Jahre.Jeweils ein Drittel der Nutzer hat bereits Produkte aus den Branchen Hobby & Freizeit, Kosmetik & Beauty oder Lebensmittel abonniert. Etwa 14 Prozent nutzen entsprechende Optionen im Bereich Haushaltswaren. Produkte aus der Branche Wohnen & Einrichten werden bislang am wenigsten abonniert (lediglich 5 Prozent der bisherigen Abonnenten hat etwas aus diesem Bereich im Abo bezogen).
Waschmittel im Abo
Am meisten gewünscht werden flexible Abonnements im Bereich Haushaltswaren (beispielsweise an Wasch- und Putzmittelabos). Knapp 47 Prozent der Interessenten und 38 Prozent der Nutzer äußern sich entsprechend. Für über 40 Prozent der Interessierten und etwa 30 Prozent der Nutzer sind darüber hinaus Lebensmittel, aber auch Kosmetik & Beauty interessante Branchen für derartige Optionen. Am wenigsten erwartet werden Abos aktuell für die Kategorien Blumen, Fashion & Accessoires sowie Wohnen & Einrichten.
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Abo-affine Warengruppen
Im Bereich der Kosmetikabos verbuchen die Glossybox und auch das Rasierklingenabo von Morning Glory die meisten freien Nennungen der Befragten, aber auch die Kosmetikbox von Douglas (DOUBOX), seit März 2016 nicht mehr angeboten, wurde wiederholt genannt. In der Lebensmittelbranche ist Hello Fresh der mit Abstand am meisten genutzte Anbieter.
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Faktoren für die Relevanz von Miet- und Abomodellen
Das wichtigste Kriterium für das Mieten oder Abonnieren ist für 84 Prozent ein fairer Preis. An zweiter Stelle steht für etwa drei Viertel der Befragten der Faktor Flexibilität oder Sicherheit: Insbesondere die kostenfreie Lieferung und Rückgabe, Mindestlaufzeit und Versicherung bei Schäden sind dabei ausschlaggebende Kriterien. Zwei Drittel der Nutzer von Mietangeboten wünschen sich von Unternehmen für die Zukunft mehr solcher Angebote, bei den Interessenten sind es 54 Prozent. Auch bei den Abos zeigt sich ein ähnliches Bild: Jeweils rund 61 Prozent der Nutzer und Interessenten wünschen sich eine größere entsprechende Auswahl.
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