Die Gründerinnen von SugarShape begeisterten im vorigen Jahr zwei Investoren bei "Die Höhle der Löwen". Zwar kam der Deal nach der Sendung doch nicht zustande, doch dem Wachstum des Start-ups tat das keinerlei Abbruch.
Laura Gollers und Sabrina Schönborn hatten schon als Gründerinnen gute Ideen, wie sie an Geld kommen können: Die Schwestern hatten vor fünf Jahren zwei Monate Zeit, um auf der Crowdfunding-Plattform Seedmatch.de 100.000 Euro für ihren Onlineshop SugarShape.de einzusammeln. Nicht einmal vier Stunden haben sie gebraucht, bis sie das Kapital mit Mikroinvestments zwischen 250 und 10.000 Euro zusammen hatten.
SugarShape produziert eigene Dessous-Kollektionen sowie Bademode für Frauen in inzwischen mehr als 60 Größen. Kundinnen können zu Hause ihre Maße nehmen und individuelle Größen bestellen, die viele Frauen in Geschäften vergeblich suchen. „Wir hatten einfach die Nase voll von den Modellen, die auf dem Markt erhältlich sind“, erinnert sich Sabrina Schönborn, wie sie und ihre Schwester auf die Geschäftsidee kamen. „Die gängigen BHs rutschten hinten hoch, die Träger schnitten ein oder die Körbchen waren entweder viel zu klein oder drückten alles in eine grauenhafte Form.“
Im Gespräch mit Freundinnen stellten sie fest, dass sie nicht die einzigen waren, die unter diesem Dessous-Frust leiden, denn: „Viele Kurven entsprechen einfach nicht den industriellen Standardmaßen.“ Experten schätzen, dass 80 Prozent der Frauen eine falsche BH-Größe tragen.
Die Gründerinnen von SugarShape stellen ihr Konzept vor
Nach der Gründungsfinanzierung waren die beiden auch bei der Wachstumsfinanzierung erfinderisch. Im September vergangenen Jahres stellten die Gründerinnen ihr neues Konzept der VIB-Boxen („Very important Boobs“) in der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ auf Vox vor, um noch einmal Geld für ein neues Warenlager und mehr Mitarbeiter einzusammeln. Auch diese Rechnung ging auf: Das Konzept der individuell abgestimmten Wäscheboxen begeisterte Internetinvestor Frank Thelen wie auch die Teleshopping-Moderatorin und Kosmetik-Unternehmerin Judith Williams gleichermaßen.
"Löwin" Judith Williams ist von den SugarShape-Dessous begeistert
„Wie ein Ufo“ fühle man sich bisweilen, wenn die Wäsche nicht passe, sagte Williams in der Sendung. Verkäufer hätten sie sogar schon zu einem Spezialisten schicken wollen. Auch das Aussehen der Wäsche gefiel Williams: „Was mich überzeugt, ist die Qualität. Sie haben wirklich eine super Qualität.“ Und so wollten Thelen und Williams zusammen 500.000 Euro in SugarShape investieren, für 20 Prozent der Anteile.
Dieser Deal kam letztlich allerdings doch nicht zustande: „Wir haben nach der Aufzeichnung der Sendung im März mit den beiden Investoren an weiteren Produktideen und der Onlinestrategie zusammengearbeitet. Am Ende haben wir aber alle zusammen entschieden, dass ein anderer Investor besser zu uns passt“, erläutert Schönborn.
Der Auftritt in der Sendung hat sich für SugarShape aber auch ohne Löwen-Investment gelohnt: „Direkt nach der Ausstrahlung tummelten sich gleichzeitig 125.000 Besucher auf unserer Seite“, erzählt Schönborn. Allein am ersten Tag nach der Ausstrahlung habe SugarShape rund 17.000 Bestellungen für die VIB-Boxen erhalten.
Sabrina Schönborn und Laura Gollers von Sugarshape (v.l.n.r.)
„Als wir während der Ausstrahlung parallel auf Google Analytics schauten war das anfangs toll, aber dann kam die totale Verzweiflung. Wir hatten gar nicht genug Produkte auf Lager“, berichtet Schönborn. Sie hatten zwar schon mit einem deutlichen Anstieg der Nachfrage gerechnet, aber die tatsächliche lag noch einmal zehnmal höher.
Die Technik
E-Commerce-Software: Oxid eShop (von Anfang an)
Warenwirtschaft: pixi
Datenauswertung: minubo („davon sind wir ganz begeistert“, so Schönborn)
„Da es sich aber bei den VIB-Boxen um ein Curated-Shopping-Angebot mit Rechnungskauf handelt, hatten wir Freiheit bei der Auswahl der Artikel und es entstand nicht gleich bei Bestellung ein Zahlungsfluss“, so die Unternehmerin. Das inzwischen 40-köpfige Team habe schnellstmöglich die Fragebögen abgearbeitet und die meisten Bestellerinnen hatten Verständnis dafür, dass sie ein bisschen warten mussten.
"Die Höhle der Löwen ist wie eine Dauerwerbesendung"
Der Marketingeffekt durch die Sendung sei großartig, „egal ob du einen Deal machst oder nicht“, ist die Gründerin überzeugt. „Das ist wie eine Dauerwerbesendung, wir bekamen nur positives Feedback in den Sozialen Medien und unsere Bekanntheit hat sich drastisch erhöht.“ Am Tag nach der Ausstrahlung war SugarShape sogar die Nummer 1 in den Google-Trendcharts, „noch vor Bayern München“, erzählt die Norddeutsche nicht ohne Stolz.
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Es sei aber natürlich kein Geschäftskonzept, einfach nur in Der Höhle der Löwen teilzunehmen: „Die Gründer müssen schon Produkt, Logistik und den Vertrieb wie auch den Online-Auftritt im Griff haben. Aber wenn man seine Hausaufgaben gemacht hat kann einem nichts Besseres passieren als diese Show. Denn man kann ja nichts verlieren,“ rät die Unternehmerin.
SugarShape habe aber auch ohne die Sendung seit 2012 seinen Umsatz jährlich ungefähr verdoppelt, stellt Schönborn klar. Im August 2017 waren die Nettoerlöse dann aber sogar fünf Mal höher als im Vorjahreszeitraum, kurz vor der Ausstrahlung bei Die Höhle der Löwen.
Und Anfang dieses Jahres haben Gollers und Schönborn im Übrigen auch neue Investoren gefunden. Neben einem Business Angel hat die N-Bank, die Investitions- und Förderbank des Landes Niedersachsen, den beiden Schwestern Geld für das weitere Wachstum des Unternehmens mit Sitz in Stelle und Hamburg gegeben.
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