Für Verbraucher ist Online-Einkauf Alltag. Häufig schauen sie bei Ebay vorbei. Um hier gesehen zu werden, nutzen so manche Händler Tricks, um das Ranking oder den Traffic zu beeinflussen. Und so geht’s.

Ob zu Hause, auf dem Weg zur Arbeit, im Büro, oder im Urlaub. Per Tastatur, Touch, oder per Sprachassistent. Für Verbraucher sind die digitalen Möglichkeiten selbstverständlich. Verwunderung über Angebote? Selten. Auf Ebay jedoch lassen sich manchmal Kuriositäten beobachten.

Ein Beispiel: Ein Amazon-Gutschein im Wert von 1,50 Euro wird für 1,49 Euro Sofortkauf-Preis angeboten und dies zwischen Heiztechnik wie Pelletheizung. Man fragt sich, warum jemand gewerblich Amazon-Codes unter deren Einkaufswert anbietet? Und warum macht das ein Händler, der eigentlich auf Heiztechnik spezialisiert ist? Und wieso in großer Stückzahl? Ein Versehen?

Aufmerksamkeit: Eingestreute Amazon-Gutscheine bringt Besucher auf die Seite.
© Ebay
Aufmerksamkeit: Eingestreute Amazon-Gutscheine bringt Besucher auf die Seite.

Dahinter steckt ein Trick, um sich Wettbewerbsvorteile durch eine bessere Platzierung in den Suchergebnissen des Marktplatzes zu verschaffen.

 

Der Tuning-Trick

Der Ablauf: Ebay ist primär eine Plattform auf der nach Bedarf gesucht und gekauft wird. Gemeinhin suchen Interessenten nach Produkten mit Produktbezeichnungen und Schlüsselbegriffen. Der Ebay-Suchalgorithmus „Cassini“ erstellt daraufhin Nutzern ein Ranking nach bestimmten Relevanzkriterien. Vergleichbar einer Suchanfrage bei Google, oder jeder anderen Suchmaschine.

Neben anderen Kriterien sind für „Cassini“ Beliebtheit, Zahl der Beobachter sowie die Anzahl bereits verkaufter Artikel wichtige Faktoren für die gute Platzierung eines Angebots in der Listenansicht, die Interessenten bei der Suche ausgespielt wird. Und die Platzierung darin ist wiederum für Händler wichtig, um die Aufmerksamkeit der Kunden zu gewinnen. Ziel ist auf Seite 1 der Suchergebnisse zu gelangen. Denn, analog zu Google und Co: Die wenigsten Nutzer klicken überhaupt noch auf die „Seite 2“ der Ergebnisse einer Suchabfrage.

An diesem Punkt kommen die „kleinen“ Amazon-Gutscheine ins Spiel. Amazon-Codes werden oft gesucht. Man kann sie ohne Versandkosten oder entsprechenden logistischen Aufwand digital versenden. Damit stellen Sie einen sehr attraktiven Einstieg in diese Manipulation dar. Händler, die die Gutscheine unter Preis in ihren Angebotslisten platzieren, bekommen für diese Offerten viele Beobachter und verkaufen die digitalen Codes in großer Stückzahl. Die Anbieter zahlen an dieser Stelle pro Verkauf drauf. Doch das wird sich jedoch als Investition im weiteren Verlauf für sie auszahlen.

Der Artikeltausch-Trick

Im Anschluss machen sich Anbieter eine Lücke im Ebay-System zu Nutze, um jetzt ihre eigentliche Handelsware bestmöglich auf dem Marktplatz zu platzieren: Sie verändern die Kategorie, Produktbeschreibung und andere Merkmale. Im laufenden Gutschein-Angebot! Ohne, dass der Marktplatz sie daran hindern würde.

Am Beispiel: Statt des Amazon-Codes wird nun ein Pelletkessel eingestellt. Das Gutschein-Angebot wird dabei nicht gelöscht und ersetzt, sondern lediglich überarbeitet. Der Clou: Die durch den Abverkauf billiger Gutscheine bereits  „erarbeitete“ Relevanz dieses Angebots bleibt trotz der „Überspielung“ von Produktkategorie und Produkt, von Gutschein auf Pelletkessel, weiterhin erhalten.

Das heißt, obwohl nun ein Pelletkessel angeboten wird, sind weiterhin Anzahl der Beobachter und Käufer der Amazon-Codes sichtbar, ohne dass die Anpassung in irgendeiner Form seitens des Ebay-Systems transparent gemacht wird.

Die Folge: Kaufinteressenten von Pelletkesseln wird suggeriert, dass das Angebot „heiß“ wäre. Sie sehen viele Beobachter und/oder viele Käufer. Da muss doch etwas dran sein!“, denkt sich da der Pelletkessel-Interessent, der sich durch die Ebay-Suche klickt.

Händler profitieren durch diesen Trick innerhalb des Ebay-Kosmos: Sie werden in der Angebotsübersicht der Kunden, die nach „Pelletkessel“ suchen, ungerechtfertigter Weise „on top“ eingruppiert. Zudem bleibt der dafür verantwortliche „Impact“ des Ursprungsangebots „Amazon-Gutschein“, definiert durch Beobachter und Verkäufe, weiterhin sichtbar und lässt somit das veränderte Angebot, gegenüber anderen Anbietern von Pelletkesseln, attraktiver erscheinen als es ist.

Außerhalb von Ebay gibt es sogar noch einen potenziellen dritten positiven Effekt für diese Händler: Da Ebay als Marktplatz seine Angebote auch in externen Web-Suchmaschinen listet, erhöht sich die Sichtbarkeit dieser vorab „getunten“ Angebote auch im Umfeld der Produktsuche bei Google und Co. Insgesamt also ein dreifacher Sichtbarkeits-Profit für die Händler.

Wie wertvoll diese Effekte in der Summe für Händler mittlerweile sind, erschließt sich aus dem Beobachtungszeitraum dieser Manipulationsmethode: Das Beispiel „Pelletkessel-Anbieter“, bei dem Gutscheine im Wert von 1,50€ für 1,49€ verkauft wurden, stammt aus dem Juni 2017. Im Januar 2018 gibt es bei anderen Händlern bereits Amazon-Gutscheinangebote von 1,40€-Codes, die für 1,20€ veräußert werden.

Anreize setzen: Mit Amazon-Gutscheinen, die unter Einstandspreis angeboten werden, erkauft sich der Anbieter ein besseres Ranking.
© Ebay
Anreize setzen: Mit Amazon-Gutscheinen, die unter Einstandspreis angeboten werden, erkauft sich der Anbieter ein besseres Ranking.

War dieser Trick Händlern vor sieben Monaten also noch eine Investition von 1 Cent plus Verkaufsgebühr pro verkauftem Artikel wert, so sind es mittlerweile 20 Cent, plus Gebühren und Aufwand.

Innerhalb der Szene der täuschenden Anbieter findet also bereits ein harter Wettbewerb statt, wer das Ranking für sich besser beeinflusst. Und dieser Wettbewerb wird über den Preis ausgefochten, beziehungsweise die Kosten, die Händler dafür in Kauf nehmen.

Dieser Trick ist in Händlerkreisen mittlerweile bekannt. Immer mehr Marktplatzteilnehmer setzen ihn ein. Ebay als Plattformbetreiber interveniert offensichtlich nicht ausreichend zielstrebig, um diesem Treiben einen Riegel vorzuschieben. Um keine Wettbewerbsnachteile zu erleiden, sehen sich auch die Händler gezwungen mitzumachen, die fair bleiben wollen - eine Negativspirale mit Folgen.

Bedenklich ist, wenn schon in einem derart speziellen Segment wie Heiztechnik mit dieser Methode manipuliert und getäuscht wird, wie hoch ist dann der Anreiz zum Tricksen für Händler, die in schnelldrehenden und vor allem viel wettbewerbsintensiveren Produktkategorien aktiv sind?

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