Stellen wir uns vor, Uli Hoeneß würde die USA kritisieren - und Amazon entfernt daraufhin alle FC-Bayern-Trikots aus seinem Shop. Undenkbar. Nicht nur denkbar, sondern möglich ist derlei, wenn es um Alibaba und China geht. Dort wird gerade ein Club der National Basketball League (NBA) abgestraft. Der Fall ist eine warnende Lehre auch für deutsche Marken und Händler.
Die Alibaba-Plattformen Taobao und Tmall sowie der Rivale JD.com haben offenbar Artikel des NBA-Clubs Houston Rockets aus dem Shop entfernt. Eine Suche nach "Houston Rockets" und "Rockets" liefert jedenfalls laut CNBC keine Ergebnisse. Dabei hatte sich doch Jack-Ma-Nachfolger und Alibaba-CEO Daniel Zhang gerade noch zum Rockets-Fan erklärt.
Hintergrund für die unsportliche Lage dürfte sein, dass Daryl Morey, General Manager des NBA-Teams, per Tweet die Hongkonger Anti-Regierungs-Proteste unterstützt hatte. Das nahm die Parteiführung in China wohl übel. Der staatliche Sender CCTV will außerdem keine Spiele der Rockets zeigen. Der wirtschaftliche Schaden für den Verein: immens. Der Image-Schaden für Alibaba und Co aber ist womöglich noch größer.
Denn die Frage stellt sich: Kann man mit einem Unternehmen unter solchen Bedingungen noch planbare Geschäfte machen?
Mit der Strafaktion dürften sich jedenfalls alle jene bestätigt fühlen, die Alibaba und andere Unternehmen lediglich als parteigetriebene Geschäftseinheiten sehen, die keinen eigenen Bewegungsspielraum im Markt haben. Zeigt das Verhalten doch, wie weit der Arm des Politbüros in den operativen Alltag hineinragt. Selbst oder sogar gerade beim größten börsennotierten Unternehmen Chinas.
Fesseln der Parteiführung
Die zuweilen eher losen Fesseln scheinen jedenfalls wieder fester zu werden. Man sollte „nicht automatisch zu dem Schluss kommen, dass chinesische Unternehmen als Vertreter der Partei fungieren, weil diese Unternehmen letztlich immer noch für ihre eigenen Geschäftsentscheidungen verantwortlich sind. Aber die Linien sind gefährlich verschwommen. Chinesische innerstaatliche Gesetze und Verwaltungsrichtlinien sowie unausgesprochene Vorschriften und interne Parteikomitees machen es ziemlich schwierig, zwischen dem, was privat und dem, was staatlich ist, zu unterscheiden“, urteilte „Foreign Policy“, wahrlich kein Revolverblatt der Verschwörungstheoretiker, schon im Frühjahr.Ärger für Tiffany
Daher regieren Unternehmen lieber mal hypersensibel auf eine verschnupfte Parteispitze in Peking. So handelte sich das Luxuslabel Tiffany gerade erst Ärger ein, weil es in einer Anzeige eine Frau zeigte, die ihre Hand über ihr rechtes Auge hielt.
Mercedes-Benz entschuldigt sich für Dalai Lama
2018 musste sich Mercedes-Benz reumütig entschuldigen, weil man in einem Werbebildchen auf Instagram den Dalai Lama zitiert hatte. In China betrachtet man ihn als Staatsfeind.