Ich freue mich schon auf die großen Anekdoten der Geschichtsbücher: Es war einmal vor langer Zeit… da kaufte man bei Amazon… Infrastruktur können Sie immer noch und ihre Lautsprecher sind überall. Aber als Marktplatz für andere sind sie kläglich gescheitert und erbauten ein Monument der Werbeflächen ohne Kunden, die es sich ansehen …
Das Ende ist nah – doch welches meine ich damit überhaupt? Was ist die dunkle Wahrheit hinter dem Credo: Still Day One? Wenn jemand nicht bereit ist, die Tage zu zählen, verfolgt er meist ein visionäres übergeordnetes Ziel. In Erwartung dessen ist man bereit zurückzustecken und erst weiter zu zählen, wenn es lohnend ist.
Nachdem fast alle Menschen ihre Lebenszeit in frei verfügbare und der Arbeit gewidmete Zeit aufteilen dürfen, statt zu leben um zu arbeiten, kommt die Welt einen Schritt weiter. Qualitative Freizeit heißt das Zauberwort. Keiner will mehr in die Stadt oder die großen Einkaufswelten. Jedes Produkt zu einem günstigen Preis und schnell verfügbar soll es sein. Nur eine Firma verfolgt das exzessiv – AMAZON.
Die Puzzleteile einer Plattform
Die Geschwindigkeit dahinter überrascht, doch das Ziel wird schnell klar, wenn man die Puzzleteile zusammenlegt. Der Marktplatz wird zur Plattform und später ist man nicht nur in jeder Infrastruktur, sondern stellt diese oder baut sie selbst auf.
Früher benötigte man alle großen Marken und hat deren Vertrieb übernommen. Alte B2B-Gewohnheiten an Endkunden anbinden ging nur so. Dann kamen Händler und die vielen Mikro-Unternehmer. Mehr Wettbewerb einerseits – aber mehr Angebot im selben Schritt. Die Eigenmarken sind keine Überraschung, wie in jedem Bereich sind sie ein gängiger Weg die eigene Position zu stärken.
Doch hier schlägt ein viel wichtigerer Aspekt ein. Amazon ist nicht maximal auf Gewinn aus, sondern auf einen langfristigen Erfolg. Heißt: nur sehr gute Produkte zu fairen Preisen reichen aus um die Gesamtkosten abzudecken, im besonderen als Marktplatzinhaber.
Ein eigenes Werbeuniversum
Von der kleinen Werbefläche hin zum großen Werbemarkt kann man mittlerweile ein eigenes Werbeuniversum aufzeigen und auch extern Werbeflächen einkaufen. Sichtbarkeit überall, aber auch für alle Anbieter auf Amazon. Solange alle in solchen Werbewelten denken, muss Amazon diese anbieten.
Gefolgt wird das Puzzleteil von den Kernstücken im Inneren, das was Amazon zusammenhält ist der Fokus auf den Kunden. Erst war der Kundenzugang ein wesentliches Ziel. Dem folgte die Kundenkonditionierung auf eigene Produkte und die Plattform. Prime und nicht zuletzt Alexa sind die großen Konditionierungssysteme. Doch das Ganze mündet in der Kundenkontrolle. Amazons neues Patent zum Gesundheitszustand lässt grüßen. Wer benötigt was und wann und warum!"Was Amazon zusammenhält, ist der Fokus auf den Kunden"
Die einzige Frage ist also eigentlich: Ab wann beginnt die Zeitrechnung bei Amazon? Ist der Visionär nur ein Opportunist, der beim Rechnen auf den Long-Run aus ist statt in kurzfristigen Gewinnen zu denken? Oder ist es der großartige Visionär welcher genau weiß, wie er alle Kunden und Hersteller und Händler zusammenbringt um einen notwendigen Weg zu beschreiten?
Ist es also eher ein Countdown oder eine Rebellion gepaart mit der Unterwanderung und Durchdringung aller durch Skynet – äh - Amazon!
Ganz klar sprechen wir von keiner Monetarisierung und keiner Digitalisierung, auch die Amazonisierung ist mir zu kurz gedacht. Konzernisierung trifft es eher.
Ist das schlimm?" In jedem Kindergarten ist es einfacher Alexa zu erklären als das Binden einer Schleife am Schuh!"
Für unser aktuelles Weltverständnis sicherlich, aber denken wir auch mal weiter?
Was die Marktwirtschaft verschlafen hat
Es sind also die Händler und Hersteller, welche aus eigenen monetären und opportunistischen Gedanken getrieben alles nur im Schlechten sehen. Dabei wäre langfristiges Denken für alle besser. Amazon will im Endspiel nicht gewinnen. Sie zeigen nur auf, was die aktuelle Form einer Marktwirtschaft alles verschlafen hat und wie hart der Kunde verachtet wird. Die Möglichkeiten sind endlos, wenn man frei denken und handeln kann, jede Idee wird bei Amazon umgesetzt. Selbst das neue System Amazon Blueprint soll nicht Amazon mehr Daten zuspielen, sondern Herstellern aufzeigen, wie viel möglich ist.
Ändert sich nicht die Denkweise aller um den Marktplatz beteiligten, wird Amazon weiterhin Still Day One ausrufen, das schlimmste vorstellbare Szenario sind dann Prime Kindergärten und Krankenhäuser - nur weil einige wenige sich dem Fortschritt verschließen und lieber Geld für sich statt Wollstand für alle wollen. Beginnt Amazon also irgendwann leise mit zähle, ist es zu spät!