In Deutschland war heute vieles anders: Die Läden durften nach Wochen wieder geöffnet werden. Aber eben nur die mit maximal 800 Quadratmeter Verkaufsfläche. Und die Gastronomie blieb weitgehend geschlossen. Wie hat sich so ein eingeschränktes Angebot auf die Kunden ausgewirkt? Gut! Denn ein kurzer Rundgang über die Zeil in Frankfurt hat gezeigt, dass auch eine nur halb geöffnete Innenstadt die Leute anzieht.
Vielleicht ist die asiatisch aussehende Frau eine Touristin, vielleicht lebt sie auch in Frankfurt. Auf jeden Fall muss sie auf diesen Tag gewartet haben, wie es die Menge ihrer Einkaufstüten deuten lässt. Vier vollgepackte Beutel stehen auf einer Bank neben ihr, hier wurde offenbar vieles nachgeholt, was wochenlang verboten war: in stationären Geschäften einkaufen.
Gallery: Nach dem Lockdown: Die Zeil erwacht
Seit diesem Montag geht das wieder, nicht überall, aber doch in den meisten Geschäften - und ein Streifzug über die Frankfurter Zeil hat gezeigt, dass die Menschen ihre Freude daran hatten. Zur Mittagszeit, wenn die meisten Leute arbeiten, war eine der wichtigsten Einkaufsstraßen ordentlich besucht, viele genossen offensichtlich auch das Gefühl, einfach mal in der Sonne Bummeln zu können. Die spärlich geöffnete Gastronomie bot auch immerhin ein Mitnahmeangebot, wie etwa die Starbucks-Filiale im "MyZeil". Ansonsten waren die meisten Läden im Center geschlossen, das große Haus bot viel Raum ohne viel Funktion.
Viele Läden wurden von Türstehern und Türsteherinnen bewacht, damit nicht zu viele Kunden auf einmal hineintreten, alle Läden wiesen auf Hygienemaßnahmen hin, viele Mitarbeiter trugen Mundschutz. Keine Frage: Normalität sieht anders aus. Viele große Läden, wie etwa Esprit, Appelrath & Cüpper und Görtz hatten ihre Verkaufsflächen eilig verringert. Entweder wurden die Rolltreppen zu den Obergeschossen gesperrt, oder es wurde dort einfach der Zugang zu den Flächen zugestellt.
Manche hatten aber auch geschlossen, weil die Zeit für einen Umbau wohl zu knapp war: Douglas, Peek & Cloppenburg gehören dazu, die Filialen von Karstadt und Kaufhof sowieso.
Auch in Freiburg kommt das Leben zurück
Ein Gewinner des ersten Nach-Lockdown-Tags war gewiss der Sportartikelhändler Jost Wiebelhaus, dessen Laden "Frankfurter Laufshop" in einer Seitenstraße der Zeil liegt.
Schon Ende vergangener Woche hatte der gewohnt pfiffige Händler in den sozialen Netzwerken für sich getrommelt - und die Kunden waren gekommen. Bei besten Laufwetter drängt es die Menschen offenbar hinaus ins Grüne, und dafür brauchen sie neues Schuhwerk. Auch, wenn Wettkämpfe noch für eine lange Zeit verboten sind.
Aber in diesen Zeiten der erzwungenen Teil-Isolation ist der härteste Gegner für die Menschen eh das eigene Ich. MEHR ZUM THEMA:
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