Gib mir mehr: Bessere Mitarbeiter, mehr digital, mehr online: Im Jubiläumsjahr geht Expert in jeder Hinsicht in die Offensive. Das große Ziel der Verbundgruppe ist dabei eigentlich eine Selbstverständlichkeit: alles für den Kunden.

Siebzig Fachmärkte sind bereits am, besser, im Netz. Dreihundert sollen es sein, wenn das Hauptgeschäft von Expert beginnt, die „Saison“, wie es heißt. Das ist für den Elektronikhandel traditionell das Weihnachtsgeschäft, das bereits ab Oktober anläuft. Und die Verbundgruppe mit Sitz in Langenhagen bei Hannover will spätestens dann beweisen, was sie im E-Commerce und bei der Digitalisierung alles drauf hat. Nebenbei ist der Saisonstart in diesem Jahr ein besonderes Datum – denn im Oktober vor 50 Jahren wurde Expert International gegründet.

Expert setzt auf dezentrale Onlineshops

Angesichts so eines Jubiläums legt sich Expert mächtig ins Zeug bei der Neuausrichtung der Kooperation. Beim für Verbundgruppen traditionell komplizierten Thema E-Commerce setzt Expert auf dezentrale Onlineshops, die man besser regionale Onlineshops bezeichnen sollte. Denn der im Netz surfende Kunde wird, wenn er Expert ansteuert, auf die Website des nächstliegenden Ladens eines Expert-Mitgliedes geführt. Der bietet, wie alle anderen auch, online ein Sortiment von 150.000 Produkten an, und verschickt dann die Bestellung aus seinem Geschäft.

Eine hundertprozentige Preisharmonisierung gibt es nicht

Falls vorrätig. Falls nicht, läuft der Versand über das Expert-Zentrallager. Die lokale Ausrichtung des Onlinehandels hat Sinn, denn die bisherigen Bestellungen bei Expert sind „zu neunzig 90 Prozent regional“, sagt Expert-Vorstandscher Volker Müller.

Expert Bilanzpressekonferenz 2017

Regional und damit unterschiedlich sind auch die Preise, die letztlich jeder Händler nach eigenem Gusto kalkuliert und anbietet. „Eine hundertprozentige Preisharmonisierung gibt es nicht“, erklärt Müller. Der Masterplan bei diesem System ist allerdings, dass die Kunden sich die Ware in den Läden reservieren, dort abholen – und Zusatzverkäufe tätigen. Damit er das auch tut, setzt Expert zu einer großen Mitarbeiter-Qualifizierungsoffensive an. Dafür sind bereits 70 Unternehmen Dekra-zertifiziert, wofür sie Anforderungen wie etwa Servicequalität, Liefer- und Montagedienste und Altgeräteentsorgung erfüllen müssen.

Innovationspaket für die Händler

Dabei hat Expert einen Megaanspruch formuliert, der, strenggenommen, eine Selbstverständlichkeit für jeden Einzelhändler sein muss: „Bedürfnisse und Erwartungen erkennen, verstehen und in jeder Hinsicht erfüllen.“ Ein Satz, der schwer ins Schloss fällt.

Und selbstverständlich will Expert jetzt beim Thema Digitalisierung dicke Bretter bohren. Dafür gibt es für die Mitglieder, die hier Gesellschafter heißen, ein Innovationspaket mit Virtueller Regalverlängerung, Managed W-LAN in den Läden, Preisschildern mit QR-Codes und vieles mehr. Auch hier gilt: „Der Kunde soll im Fokus stehen“, formuliert es Expert-Vorstand Stefan Müller. Optimal auf allen Kanälen soll das Einkaufserlebnis sein.

Anschubhilfe zum Besserwerden

Damit solche Sätze nicht nur Lippenbekenntnisse bleiben, macht die Expert das Innovationspaket den Mitgliedern schmackhaft, in dem die Zentrale 70 Prozent der Anschaffungskosten trägt. Aktuell sind die Pakete an 250 Standorten installiert.

Und selbstverständlich darf auch der Beinahe-schon-Klassiker jeder modernen stationären Einkaufswelt nicht fehlen – die Tablets für die Verkäufer. Bis zum Saisonstart soll an 200 Standorten bis zu 2500 Geräte im Einsatz sein und als Beratungshelfer fungieren. Das Ladenpersonal hat damit Zugriff auf eine Art Datenbank, genannt Expert Neo, wo alle möglichen Artikeldetails abrufbar sind.

In Zukunft ohne Volker Müller

Das alles klingt nach viel Zukunft, zu der auch eine maßgebliche Personalie gehört. Denn am 31. August 2018 wird sich Volker Müller in den Ruhestand verabschieden. Seit 2006 führt er Expert, ihn beerben wird Jochen Ludwig, der als ehemaliger Einkaufschef von der Baumarktkette Obi kommt.

Ludwig übernimmt ein gesundes Unternehmen, dessen Innenumsatz (der resultiert sozusagen aus dem Lagerverkauf an die eigenen Händler) im zurückliegenden Geschäftsjahr um 1,9 Prozent auf 2,12 Milliarden Euro stieg. Das ist insofern ordentlich, als der Elektronikmarkt enorm preisintensiv ist und der stationäre Handel unter dem Druck der Onliner steht.

Expert will auch bei der Unternehmensnachfolge helfen

Der etwas spannendere Wert Außenumsatz, also, der Wert, der im Endkundengeschäft erzielt wurde, wird von Expert seit Jahren nicht mehr kommuniziert. In der Regel gilt hier: Die Höhe des Außenumsatzes wird mit dem Faktor 2,2 multipliziert, das ergibt in diesem Fall 4,66 Milliarden Euro..

Bei den Mitgliedsbetrieben gab es einen Rückgang von 210 auf 194 Betriebe, dadurch sank auch die Zahl der Standorte von 443 auf 432. Die Dezimierung begründet Expert mit ruhestandsbedingten Geschäftsaufgaben. Damit das nicht die Regel wird, hat die Kooperation auch ein Programm aufgelegt, um Unternehmensnachfolge zu fördern.

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