Die Umsatzbilanz des HDE hielt der Prognose stand, für die Zukunft ist Zurückhaltung angesagt. Stillstand ist möglich. Das liegt an der Fläche. Der E-Commerce ist letztlich der Grund dafür, dass die gesamte Handelsbranche überhaupt noch wächst.

Wie in den acht Jahren zuvor hat die deutsche Einzelhandelsbranche auch 2018 ihren Gesamtumsatz gesteigert - um nominal 2,3 Prozent auf 525 Milliarden Euro. Genau diese Steigerung hatte der Handelsverband Deutschland (HDE) vor einem Jahr vorhergesagt. Preisbereinigt (real) lag das Umsatzplus nur noch bei 1 Prozent.

Als der HDE in Berlin nun die Zahlen zur Lage der Handelsnation verkündete, war man etwas vorsichtiger, was die Umsätze im laufenden Jahr betrifft. Denn für 2019 erwartet der Verband ein Wachstum von nur noch 2 Prozent auf 535,5 Milliarden Euro - nominal, wohlgemerkt.

Preisbereinigt wird lediglich ein Plus von 0,5 Prozent erwartet, strenggenommen ist das ein Stillstand mit Schleifchen. "Wir wachsen durch Preisanstieg", beschrieb Stefan Genth, HDE-Hauptgeschäftsführer die Lage.

Maues Weihnachtsgeschäft

An dieser vorsichtigeren Prognose (trotz guter Beschäftigungslage und Lohnzuwächsen) mag auch das zurückliegende Weihnachtsgeschäft schuld sein, das in den Monaten November und Dezember mit einem Umsatz von 98,7 Millliarden Euro nicht das hielt, was sich der HDE versprochen hatte. Kalkuliert hatte der Verband mit 2 Prozent Plus, am Ende waren es nur 0,4 Prozent. "Der November war noch gut, der Dezember weniger", sagte Genth. Dass für dieses Missverhältnis auch die Rabattfestspiele Black Friday und Cyber Monday sorgten, ist für Genth keine gewagte Prognose. Denn wer an diesen beiden Schnäppchentagen im November sein Geld verjubelt hat, dem bleibt nicht mehr viel für Dezember übrig. Für den HDE-Hauptgeschäftsführer ist daher der Black Friday "Fluch und Segen zugleich".

Die Stimmung in den Unternehmen sinkt

Der HDE hat allerdings in seiner Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn eine getrübte Stimmung in den Unternehmen registriert. Die allgemeine Geschäftslage werde im Vergleich zu 2018 schlechter eingeschätzt, heißt es.

Wer jedoch weiter stärker wächst als die gesamte Branche, ist der Onlinehandel. Das Internetgeschäft steht 2018 für 53,6 Milliarden Euro netto, das sind 9,7 Prozent mehr als 2017. Der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (bevh) hatte für 2018 einen Branchenumsatz von 65,1 Milliarden Euro errechnet, vermeldet allerdings hier Bruttozahlen. Für 2019 erwartet der HDE für die deutsche Onlinebranche einen Umsatzanstieg auf 58,5 Milliarden Euro (plus 9,1 Prozent). 

Wachstum? Dafür sorgt der Onlinehandel

Und der E-Commerce ist letztlich der Grund dafür, dass die gesamte Branche überhaupt noch wächst. Denn für den stationären Handel erwartet der HDE für 2019 ein nominales Umsatzplus von nur 1,2 Prozent auf 477 Millliarden Euro. Real wäre das wahrscheinlich sogar ein Minus.
Auch im E-Commerce ist weniger Wachstum zu erwarten
Auch im E-Commerce ist weniger Wachstum zu erwarten

Dass sich allerdings die Umsätze im E-Commerce immer schwieriger darstellen und zuordnen lassen, weiß auch Genth. Denn Pure Player, Marktplätze, Marktplatzhändler und stationäre Händler mit eigenen Webshops gestalten den Markt zunehmend kompliziert.

Die Städte sind gefordert, sich zu verbessern

Wenn die stationären Händler ihre schwierigere Lage, auch verursacht durch deutliche Rückgänge der Kundenfrequenz in den Innenstädten, der Onlinekonkurrenz in die Schuhe schieben, dann liegen sie falsch.
Keine gute Stimmung in den Städten
Keine gute Stimmung in den Städten
Der HDE hat in seiner Studie "Vitale Innenstädte" festgestellt, dass die Verbraucher den deutschen Innenstädten seit Jahren nur die Schulnote 3+ geben. "Das ist zu wenig", mahnte Stefan Genth.

Wie die Städte attraktiver werden können, weiß der HDE auch. Kurzfristig sollen Einkaufserlebnis und Bequemlichkeit verbessert werden, langfristig müssen in Ambiente und ein besseres Einzelhandelsangebot investiert werden. Konkret geht es beispielsweise um Vermeidung von Fahrverboten, besserer ÖPNV, Gewerbesteuer reformieren, Events und rechtssichere Sonntagsöffnungen sowie die Digitalisierung der Innenstädte.

"Die Innenstadt steht deutlich unter Druck, die Laufkundschaft wird immer weniger", sagte Genth, verwies aber darauf, dass das kein deutsches Problem sei. "Das betrifft alle Volkswirtschaften Europas." Kein Wunder, dass dann Prognosen vorsichtiger ausfallen.
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