Bilder, Bilder, Bilder: Instagram, Pinterest und Co verändern nicht nur das Marketing, sondern auch ganz konkret die Surf- und Shopping-Gewohnheiten. Welche Folgen das für Webshops hat, untersucht Etailment-Experte Felix Schirl, Geschäftsführer und CTO bei trbo.
Unter den Schlagwörtern „Shoppable Content“, „Shop the Look“ und „Inspirational Shopping“ wird vor allem ein Phänomen zusammengefasst: Es war nie einfacher, Kunden durch Inspiration zu Fashion, Deko, Wohnen und vielem mehr zum Kauf zu verleiten. Aber diese Inspiration müssen Shopbetreiber nicht nur auf die sozialen Medien beschränken – auch im eigenen Shop kann die Bildsprache von Instagram und Co genutzt werden.
Felix Schirl ist Geschäftsführer und Chief Technical Officer (CTO) des
Münchner Spezialisten für Onsite-Personalisierung, Optimierung und Testing, trbo GmbH. Zuvor sammelte er sechs Jahre Management-Erfahrungen bei intelliAd Media. Seine Karriere startete Schirl nach dem Studium an der Technischen Hochschule Nürnberg als Development Manager bei Pangora (Lycos Europe). Im Anschluss war der Informatiker beim Internet-Auktionshaus Swoopoo für die Leitung und Weiterentwicklung des Bereichs Frontend und Core Applikation verantwortlich.
Denn Bild-Plattformen wie Instagram und Pinterest haben einen großen Einfluss darauf, wie sich die User zu Produkten informieren und auch mit Unternehmen interagieren. Langes Scrollen durch verschiedene Beiträge auf der Suche nach Outfit-Inspirationen oder neuen Deko-Ideen ist heute Gang und Gäbe. Die Plattformen arbeiten aber daran, den Nutzern das Shoppen NACH der Inspiration möglichst zu vereinfachen. So können idealerweise die Deko-Ideen oder Outfits, die gefallen, direkt gekauft werden, ohne diese einzeln im Shop zusammensuchen zu müssen.
Morning Briefing
Ihren News-Espresso für den Tag kostenlos bestellen
Social Commerce auf Instagram und Pinterest
Bisher können Unternehmen auf Instagram Produkte direkt im Feed oder auch in den Stories platzieren. Gefällt dem User dann die Outfit-Idee, werden sie per Klick auf den Kaufen-Link an den Shop des Unternehmens weitergeleitet.
"Der Weg zwischen Inspiration und Kauf wird deutlich verkürzt. Das zahlt auf das Erlebnis der User ein, da es Menschen gerne so bequem wie möglich haben."
In den USA entfällt dieser Zwischenschritt aber schon: mit einigen Partnern testet Instagram gerade ein Shopping-Feature, über das User die Produkte direkt kaufen können, ohne Instagram zu verlassen. Auch Pinterest arbeitet daran, den Usern das Shoppen zu vereinfachen. In Zukunft werden dort Shopping-Anzeigen und ganze Katalogfunktionen eingebunden. Marken können so ihr Produktportfolio auf Pinterest laden, mit „Shop the Look“-Pins versehen und diese direkt auf ihren Shop verlinken.
© Instagram
Instagram erprobt derzeit eine Checkout-Funktion
Können Shopbetreiber da mithalten? Und wenn ja: Wie? Shopbetreiber können also die Shopping-Funktionen von Instagram, Pinterest & Co nutzen. Aber auch für den eigenen Shop können sie sich einiges abschauen. Hier geht es vor allem um das Vereinfachen des Shopping-Prozesses und die Inspiration der User. Shopbetreiber stechen nur aus der Masse von Konkurrenz-Shops heraus, wenn sie ihren Kunden besondere Erlebnisse bieten und diese mit dem bestmöglichen Service verbinden.
Hier kommt die Vereinfachung ins Spiel: Es geht darum, den Nutzern die „Arbeit“ abzunehmen. Denn um am Ende das perfekte Outfit zu kaufen, möchten sie sich nicht durch eine Masse an Produktdetailseiten klicken.
© Instagram
Instagram: inzwischen soll auch eine Reminder-Funktion verkaufen helfen
Einige große Player wie About You oder Zalando setzen das bereits um und bieten ihren Nutzern komplette Outfits in verschiedenen Styles an. Der User kann durch die Bilder scrollen (ähnlich wie bei Instagram) und am Ende landet das passende Outfit direkt im Warenkorb.
Etailment Expertenrat
In unserem Gastautoren-Club „Etailment Expertenrat“ schreiben von der Redaktion ausgewählte Autoren im Wechsel über den digitalen Handel von heute und morgen.
Die kompetenten Kolumnisten aus Handel, Industrie, Wissenschaft und Agenturwelt liefern Denkanstöße, Strategien, Trends und Tipps zu Themen wie Marketing, Sales, Digitalisierung, Management, Logistik und anderen Problemfeldern des Handels.
Sie geben damit branchenübergreifende Impulse für die unternehmerische Zukunft. Alle Kolumnen finden Sie jederzeit gesammelt unter
"Etailment Expertenrat".
Solche Funktionen sind auch für kleinere Shops umsetzbar. Sie können entweder ganze Inspirationsseiten einbinden – zum Beispiel Outfit-Inspirationen mit verschiedenen Styles für Damen oder Herren, saisonale Inspirationen wie Weihnachtsdekoration oder ganze
Wohnwelten.
© Aritzia/Instagram
Marketing
Instagram Checkout - Die riskante Verführung
Bislang war Onlineshopping in weiten Teilen Bedarfsdeckung. Der Inspirationskauf blieb hehres, aber unerreichtes Ziel. Mit In-App-Shopping bei Instagram bekommt E-Commerce nun eine völlig neue Dimension. Sie könnte unsere Art des Onlineshoppings nochmal massiv verändern – und von Marken und Händlern Opfer fordern. Mehr lesen
Im Prinzip sind der Phantasie hier keine Grenzen gesetzt. Konkret bedeutet dies am Beispiel einer Outfit-Inspirationsseite: Auf der Übersichtsseite findet der User verschiedene Outfits auf einen Blick. Interessiert ihn dann ein Look näher, sieht er per Hover- bzw. Mouse Over-Effekt eine weitere Ansicht des Outfits (hier wäre auch das Einbinden von Bewegtbild möglich).
Zusätzlich sind die einzelnen Teile des Outfits direkt im Bild verlinkt. Bei Gefallen wird der User per Mausklick direkt auf die Detailseite zum Outfit geleitet.
Hier muss dann nur noch die Größe des Users eingegeben werden, dann kann er das gesamte Set oder auch nur Teile daraus in den Warenkorb legen. Sollte ein Teil nicht den Geschmack treffen, können zusätzlich noch ähnliche Alternativen angeboten werden.
Die Vorteile des Social Commerce im eigenen Shop
So werden die Vorteile des Social Commerce auf den einzelnen Shop übertragen. Der Weg zwischen Inspiration und Kauf wird deutlich verkürzt. Das zahlt auf das Erlebnis der User ein, da es Menschen gerne so bequem wie möglich haben. Der User muss keine zusätzlichen Schritte (wie zum Beispiel über den Aufruf mehrerer Produktdetailseiten für ein Outfit) gehen. Hiermit sinkt auch die Absprungswahrscheinlichkeit. Denn je weniger sich Nutzer in anderen Shops nach weiteren Einzelteilen umsehen, desto besser.
Shopbetreiber können sogar noch einen Schritt weiter gehen, indem sie individuell auf die einzelnen Nutzer abgestimmte Inhalte anzeigen. Wer die Vorlieben seiner Nutzer kennt (lieber casual statt schick, lieber cosy statt reduziert), kann ihnen passgenaue Inspirationen bieten. Intelligente Algorithmen und Machine Learning helfen dabei, die User mit individuellen Inspirationen anzusprechen und sie so in zufriedene Bestandskunden zu wandeln.
© Glossier
Social-Shopping
Warum Händler Instagram, Snapchat & Co nicht ignorieren dürfen
Mit der steilen These, dass Instagram das neue QVC für Millennials geworden sei, erhielt Dan Seifert, Redakteur beim US-Tech-Blog „The Verge“, regen Zuspruch, aber auch Kritik. Bildernetzwerke befriedigen im Leben ihrer Nutzer vielfältige Bedürfnisse. Und sie sind inzwischen zu groß, um von Händlern ignoriert zu werden. Mehr lesen
Die Veränderungen durch Social Commerce und bildlastige Plattformen haben den E-Commerce bereits erreicht. Deshalb sollten sich Shopbetreiber darauf vorbereiten und Inspirationsseiten und „Shop the Look“-Funktionen in ihren Shop holen. So bieten sie den Usern einen echten Mehrwert und sorgen für eine bessere Kundenbindung.
AUCH INTERESSANT:
© Comarch
Anzeige
In 5 Schritten zum modernen EDI
Eine aktuelle Umfrage unter EDI (Electronic Data Interchange)- Nutzern zeigt, welche Schwachstellen vorkommen und wie sich der E-Rechnungsprozess im Unternehmen trotzdem effektiv modernisieren lässt. Mehr lesen
© ra2 studio - Fotolia
Whitepaper
Online-Rechnungen: Das Risiko ausschalten
Kunden möchten unkompliziert zahlen, am liebsten per Rechnung. Für Onlinehändler bedeutet diese Art der Bezahlung jedoch ein signifikant höheres Risiko. Was tun? Mehr lesen