Der Onlinehandel hat sich 2022 nach dem Pandemie-Boom normalisiert und für junge E-Commerce-Unternehmen ein umkämpftes Feld zurückgelassen. Dazu kommt die sinkende Konsumstimmung wegen der weiter steigenden Lebenshaltungskosten. Fabian Sedlmayr, Gründer und Managing Director des Fulfillment-Start-ups Warehousing1, sagt, wie sich junge D2C-Marken dennoch behaupten und von der Konkurrenz abheben können.
Die Gründe für diesen Rückgang sind vielfältig. Zum einen ist dies eine Korrektur des Pandemiebooms, die von Experten bereits seit Längerem erwartet wurde. Zum anderen ist der sinkende Umsatz eine Folge der anhaltenden Inflation und drastisch gestiegener Lebenshaltungskosten. Das macht sich in den Portemonnaies der Konsumenten bemerkbar und führt zu einer niedrigeren Kaufkraft und -laune. Was bedeutet diese Entwicklung für E-Commerce-Start-ups in Deutschland, Österreich und der Schweiz?

Reibungslose Abläufe werden immer wichtiger
Der Markt für Jungunternehmen war 2022 umkämpfter als 2021. Das gilt besonders für Händler, die auf Direktkundengeschäft setzen, denn der Onlineriese Amazon konnte seinen Marktanteil zuletzt auf 56% ausbauen. Die gute Nachricht: Start-ups, die auf exzellenten Kundenservice und reibungslose Abläufe in der Bestellabwicklung setzen, können sich trotz schwächelnder Konjunktur behaupten.Das zeigt auch ein Blick auf die Visibility Charts, die Etailment und Warehousing1 quartalsweise herausgeben. Fulfillment bleibt für Start-ups einer der wichtigsten Aspekte, um sich von der Konkurrenz abzusetzen. Hier sind vier Tipps, wie D2C-Brands im jetzigen Geschäftsklima Kunden gewinnen und halten können.
1. Versandzeiten unter 48 Stunden ansetzen
Amazon hat Onlineshopper in den letzten Jahren mit kurzen Lieferzeiten verwöhnt. Ob Same-Day oder Next-Day – für viele kleinere Unternehmen sind solche Zeiten aufgrund der damit verbundenen Kosten schwer zu realisieren. Doch einen wichtigen Faktor können selbst junge Marken anpacken: die Versandzeit. Sie beschreibt die Zeit, die zwischen Bestelleingang und Warenausgang verstreicht.Mit dem richtigen internen oder externen Logistik-Set-up können Onlineshops sicherstellen, dass die Ware möglichst schnell an den Paketdienstleister übergeben wird. Mit Versandzeiten von unter 48 (oder besser: 24) Stunden können Händler dafür sorgen, dass die bestellte Ware in zwei bis vier Tagen bei den meisten Inlandsempfängern ankommt.
2. Fehlerquote muss gegen null gehen
Onlineshops, die Kunden überzeugen möchten, erneut bei ihnen einzukaufen, sollten bei der Kommissionierung so perfektionistisch wie möglich sein. Kunden, die ein Produkt in der falschen Ausführung oder eine Bestellung unvollständig erhalten, verbinden diese negative Erfahrung sehr schnell mit der Marke dahinter. Um Kunden zu halten, sollten Händler dafür sorgen, dass die Fehlerquote bei der Kommissionierung praktisch null ist.
3. Transparenz bieten
Kunden warten oft gespannt auf die online bestellten Waren. Wenn Händler Transparenz vom ersten Klick bis zur Zustellung garantieren können, fühlen sich die Kunden gut informiert. Das bedeutet, dass sie über ein Portal einfach verfolgen können, wo sich ihre Bestellung gerade befindet. Einige Händler binden sogar die Paketverfolgung des Transportunternehmens über eine API auf ihrer Website ein, um Kunden alle Informationen aus einer Hand zu bieten.Transparenz ist ein Kernaspekt für ein positives und reibungsloses E-Commerce-Erlebnis. Klare Kommunikation hilft auch dabei, Kunden zum Bestellen anzuregen. 68 % der Deutschen brechen den Bestellvorgang ab, wenn sie keine Angaben zum Retourenprozess finden.
4. Retouren als Chance begreifen
Deutsche Onlineshopper schicken bei jeder vierten Bestellung mindestens einen Teil wieder zurück. Und diese Rücksendungen führen bei Onlinehändlern zu zusätzlichen Kosten und Mehraufwand. Trotzdem sollten D2C-Brands Retouren als Chance verstehen.Wer reibungslose Prozesse bei einer Rücksendung bieten kann – so wie es die Kunden von den großen Onlinehändlern gewohnt sind – gibt Shoppern ein besonders starkes Argument, erneut zu bestellen. Statt sich über Aufwand und Kosten für Retouren zu beklagen, sollten D2C-Brands lieber versuchen, Prozesse zu optimieren, um sich so von der Konkurrenz abzuheben.