Bargeldlose Bezahlsysteme spielen eine immer größere Rolle im Handel. Ist Cash also ein Auslaufmodell? Zücken alle nur noch das Smartphone an der Kasse – oder kann sich auch die Kartenzahlung innovativ weiterentwickeln? Frank Büttner, Geschäftsführer S-Payment, taxiert in 10 Thesen die Zukunft des Bezahlens und schaut dabei auch ganz besonders auf die Kundenperspektive.

1. Bargeld ist in Deutschland kein Auslaufmodell

Deutschland galt lange als Bargeld-Liebhaberland. Nun ist es aber gelungen, das bargeldlose Bezahlen aus Sicht des Kunden so einfach zu machen, dass es in den letzten beiden Jahren sehr stark zugelegt hat. Die Sparkassen-Finanzgruppe hat dazu mit der laufenden Vollausstattung der Sparkassen-Girocards und Sparkassen-Kreditkarten mit Kontaktlos-Funktion sowie der App „Mobiles Bezahlen“ einen maßgeblichen Beitrag geleistet. Der Trend dürfte sich verstärken, zumal mit jeder Kartentransaktion, die dazukommt, die Kosten pro Bargeldtransaktion steigen. Bargeld ist aber kein Auslaufmodell, die Mentalität der Deutschen ist weiterhin auch bargeldbezogen.

2. Der digitale Wandel revolutioniert das Payment

Das Bezahlen von Waren und Dienstleistungen wird sich in den kommenden Jahren grundlegend verändern. Es wird virtuell und mobil geschehen, eingebettet in Apps und nahezu „unsichtbar“ in Online-Shops oder über Messenger-Dienste. Nicht nur der Handel, auch andere Branchen – wie zum Beispiel die Automobilindustrie, die Elektromobilität oder kommunale Unternehmen – integrieren innovative Payment-Technologien im Rahmen ihrer Digitalisierungsstrategien.

3. Die Kunden emanzipieren sich beim Bezahlen

Gestalter des digitalen Wandels sind die Konsumenten. Bezahlen können die Kunden zukünftig, wann, wo und wie immer sie wollen – mit der klassischen Plastikkarte, mit ihrem Smartphone, einem Fitness-Armband oder ihrem Autoschlüssel. Mit ihren Smartphones, Tablets und Laptops wechseln sie ganz selbstverständlich zwischen stationärem Handel und Online-Shop und kaufen dort ein, wo sie für sich den größten Vorteil sehen. Mal ist der Preis ausschlaggebend, mal die Exklusivität eines Produktangebots oder eine besondere Serviceleistung des Händlers. Und bezahlen wollen die Kunden mit Zahlverfahren, die schnell und unkompliziert funktionieren und zu ihren individuellen Konsumgewohnheiten passen. 

"Das Commitment der Sparkassen-Finanzgruppe zu paydirekt ist unverändert klar und eindeutig."

Der Handel muss sich darauf einstellen und den Kunden die gesamte Bandbreite innovativer Zahlverfahren anbieten: zum Beispiel kontaktloses Zahlen mit Debit- und Kreditkarten und mobiles Bezahlen mit dem Smartphone an der Filialkasse; aber auch Peer-to-Business-Zahlungen am Smartphone des Händlers, das als Kartenterminal fungiert. Hierfür werden wir in 2020 über unser P2P-Zahlverfahren Kwitt eine Lösung für den kleingewerblichen Kontext anbieten. Natürlich sind auch komfortable und sichere Bezahlverfahren im Online-Shop unverzichtbar. Der Anspruch an alle Zahlverfahren ist dabei, dass sie aus Kundensicht leicht zugänglich, komfortabel, schnell und nutzerfreundlich sind.

4. Payment verbindet das Kauferlebnis der Kunden in der physikalischen und digitalen Welt.

Noch macht das PoS-Geschäft den Großteil des Handelsumsatzes aus, doch eine zunehmende Digitalisierung und Internetnutzung, vor allem über mobile Endgeräte, steigert kontinuierlich die Wachstumsraten im E- und M-Commerce. Immer mehr stationäre Händler erkennen, dass ihre Kunden Bücher, Musik, Kleidung, Konzertkarten sowie andere Waren und Dienstleistungen auch im Internet kaufen möchten – und bieten ihnen mit einem Online-Shop einen zusätzlichen Einkaufskanal an.

"Noch in diesem Jahr startet die Sparkassen-Finanzgruppe mit der Einführung von Apple Pay für ihre Kunde."

Um Kunden nicht beim Bezahlvorgang im Check-out zu verlieren, gibt es zwei „Must-haves“ für erfolgreiche Online-Shops: Das Angebot der beliebtesten Zahlverfahren sowie ein einfacher und schneller Bezahlprozess über alle Endgeräte. Ziel der Sparkassen ist es, den Firmenkunden neue maßgeschneiderte und omnikanalfähige Zahlverfahren anzubieten, die sie lückenlos in die Bestell- und Serviceprozesse beider Einkaufswelten einbinden können. Mit den beiden Verfahren giropay und paydirekt sind wir hier gut aufgestellt. Payment wird so zum Bindeglied für ein nahtloses und integriertes Kauferlebnis des Omnikanal-Kunden.

5. Trotz aller Innovationen – Karten haben noch lange nicht ausgedient

Wir sagen: Es gibt noch eine ganze Zeit lang Karten. Dass Kredit- und Debitkarten weiterhin sehr gerne genutzt werden, zeigt sich schon an der Popularität des kontaktlosen Zahlens per Karte. So sind über 33 Prozent aller Girocard-Transaktionen der Sparkassenkunden inzwischen kontaktlos. Also schon jede dritte Zahlung! Und die Karte ist ja längst auch auf dem Handy verfügbar, die Android-App „Mobiles Bezahlen“ der Sparkassen wurde inzwischen rund 700.000 Mal aus Google Play heruntergeladen.

Noch in diesem Jahr startet die Sparkassen-Finanzgruppe mit der Einführung von Apple Pay für ihre Kunden – dieses Jahr mit der Kreditkarte, im nächsten Jahr dann auch mit der Girocard. Damit erreichen die Sparkassen dann nahezu alle Kunden mit einer mobilen Bezahllösung – und hier kommen die Karten ja nur in einem anderen Formfaktor zum Einsatz: nicht als Plastikkarte im Portemonnaie, sondern als digitale Variante auf dem Smartphone. Daher wird der Karteneinsatz in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen.

6. Bezahlen mit dem Smartphone reicht nicht – es müssen Mehrwerte dazu kommen

Mobile Bezahlsysteme werden sich im Handel schneller durchsetzen, wenn dem Kunden über die reine Bezahlmöglichkeit hinaus ein Mehrwert geboten wird. Das kann etwa die „Wallet-Fähigkeit“ einer Mobile-Payment-App sein, die Vorteilsprogramme, Mobile Couponing, Kundenkarten sowie Mehrwert- und Premiumdienste miteinander kombiniert.

Die Sparkassen-Finanzgruppe plant, solche integrierten Zusatzangebote zeitnah anzubieten. Sie sollen es Händlern künftig ermöglichen, sich vom Wettbewerb zu differenzieren und ihren Kunden zusätzliche individuelle Vorteile beim Einkaufserlebnis zu bieten.

7. Bezahlen wird virtuell und mobil, eingebettet und unsichtbar

Payment wird kein getrennter, sondern vielmehr voll integrierter Prozess sein. Dabei wird der Bezahlvorgang abgewickelt, ohne dass etwa eine Kreditkartennummer übertragen wird. Was Kunden bereits aus Onlineshops kennen, dürfte zunehmend auch plattformüber¬greifend angeboten werden. Uber und Starbucks (USA) zum Beispiel haben mit In-App-Bezahlmöglichkeiten das Payment bereits vollständig in vorgelagerte Prozesse integriert. Und in Wechat, dem chinesischen Pendant zu Whatsapp, können Nutzer aus dem Chat heraus etwa ein Taxi, ein Hotelzimmer oder eine Kinokarte bezahlen, ohne dafür eine separate App installieren zu müssen.

Von Transaktionen bekommen Nutzer in Zukunft immer weniger mit, da sie komplett unsichtbar im Hintergrund ablaufen. Die Konsequenz: Separate Payment Pages werden perspektivisch verschwinden, und künftig entscheidet der Händler, eine Plattform oder die Qualität der technischen Integration über das angebotene Zahlverfahren. Das gilt im Übrigen auch für Voice Payments, bei denen die Verbraucher per Sprachansage über ihr Smartphone bestellen und bezahlen. Hat der Kunde einmal seine präferierte Zahlmethode eingestellt, entfällt danach die Auswahl, und andere Zahlverfahren können nicht mehr zum Zuge kommen.

8. Die Sicherheit ist das wichtigste Kriterium für Handel und Kunden bei der Wahl der eingesetzten Zahlungsarten

Die Sparkassen leben vom Vertrauen ihrer Kunden. Deshalb investiert die Sparkassen-Finanzgruppe fortlaufend in die sicherheitstechnische Weiterentwicklung ihrer Zahlungs-instrumente. Entscheidend ist, dass die Kunden sich beim Einsatz bargeldloser Zahlverfahren rundum sicher fühlen. Dieses Gefühl bieten die Sparkassen, weil sie stets die neueste Sicherheitstechnologie einsetzen und kontinuierlich darüber aufklären, dass die Kunden ihrer Sparkasse vertrauen können.

9. Wir wollen beim Payment ganz vorne stehen – aber mit Augenmaß!

Die Sparkassen-Finanzgruppe will Vorreiter bei Payment-Themen sein - aber mit Augenmaß! Als Marktführer haben wir nicht den Anspruch, in allen Fällen der „First Mover“ zu sein. Oftmals ist es eher angemessen, erst mit einem massenmarktfähigen Produkt als „Fast Follower“ in den Markt zu gehen, wenn ein bestimmtes Verfahren sich bewährt hat. Aber andererseits werden neue Märkte heutzutage sehr schnell besetzt, und es kann auch für uns lohnend und sinnvoll sein, ganz vorn zu stehen. Dass wir dies als Sparkassen-Finanzgruppe leisten können, haben wir zuletzt beim Mobile Payment bewiesen.

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Warum Mobile Payment in China schon von gestern ist

First Mover wollen wir überall dort sein, wo es uns gelingt, Dinge, die wir schon können, mit bestehenden Anwendungen und Angeboten sinnvoll zu verknüpfen. Zum Beispiel beim Thema „Händler-App“. Viele Händler hätten gerne jeweils eine eigene App. Deswegen denken wir darüber nach, den Händlern die Lösungen der Sparkassen-Finanzgruppe, wie Paydirekt oder kontaktloses Bezahlen, anzubieten und diese in ihren Apps zu hinterlegen.

10. E-Commerce-Zahlverfahren paydirekt wächst und gedeiht

Immer wieder liest man in jüngster Zeit in der Wirtschaftspresse Artikel mit dem Tenor „paydirekt steht vor dem Aus“. Tatsache ist: Das Commitment der Sparkassen-Finanzgruppe zu paydirekt ist unverändert klar und eindeutig.

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So lassen sich Kunden für Mobile Payment begeistern

paydirekt verfügt über 2,8 Millionen registrierte Nutzer und ist bei über 10.000 Online-Shops sämtlicher Produktkategorien integriert, unter anderem bei der Deutschen Bahn, CTS Eventim, MyToys und AboutYou. Die Transaktionen innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe sind in einem Jahr um das Dreifache gestiegen. Features wie wiederkehrende Zahlungen und gesicherte Vorbestellung bieten hohe Variabilität. Pay-Later-Funktionen wie Ratenkredit sind in der Erarbeitung und komplettieren das Payment-Angebot der Sparkassen im E-Commerce. Mit oneKlick bietet paydirekt die einzig verfügbare In-App-Lösung der deutschen Kreditwirtschaft. Damit rückt paydirekt ganz natürlich in die Prozesse der Händler-App. Bezahlen wird schnell, einfach und bequem gemacht. Außerdem hat das Forschungsunternehmen ibi-Research an der Universität Regensburg in einer Studie bestätigt, dass paydirekt auf Gesamtkostenbasis die günstigste Bezahlart für den Handel ist. All dies dokumentiert die unveränderte Bedeutung von paydirekt für die Sparkassen-Finanzgruppe.

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