Plötzlich wird ein großes Baumarktunternehmen per Videokonferenzen geleitet, der Chef kann weniger reisen und hat als freiheitsliebender Mensch ein beklemmendes Gefühl. Wie Erich Harsch die Coronakrise erlebt, und was er sich jetzt vom Staat wünscht.
Was hat sich für Sie seit dem 16. März verändert, dem Tag, an dem die meisten Läden im stationären Handel geschlossen werden mussten?
Bei Hornbach haben wir uns schon deutlich vor dem 16. März mit der Coronakrise und ihren möglichen Auswirkungen auf unser Unternehmen befasst. Insofern hat dieser Stichtag keine besondere Bedeutung gehabt, wohl aber die gesamten Veränderungen an sich, sowohl beruflich mit ganz unterschiedlichen Stichtagen in unseren Verbreitungsländern, als auch die Umstellung der privaten Lebensumstände, die nötig war.
Wie sah danach Ihr Arbeitstag aus?
Wir haben uns täglich mehrmals in Videokonferenzen abgestimmt, wie wir als Unternehmen am besten mit dieser Ausnahmesituation umgehen können. Wie viele andere Kollegen auch, habe ich tageweise im Homeoffice gearbeitet. Dienstlich bedingte Reisen wurden auf ein Minimum beschränkt.
Ein richtig schlimmes Erlebnis hatte ich eigentlich nicht. Für mich als freiheitsliebenden Menschen war es allerdings ein beklemmendes Gefühl, nicht mehr mein eigener Herr sein zu dürfen. Das ist eine Zeit lang stetig gestiegen - und das ändert sich gerade wieder. Zum Glück! Das schönste Erlebnis waren tatsächlich die Gefühle und Eindrücke angesichts des besonderen Engagements der Menschen bei Hornbach: dieser unbedingte Wille, stets das Beste aus dieser Situation zu machen. Gefreut habe ich mich auch über die positive Resonanz unserer Kunden nach den Wiedereröffnungen.
Wie haben Sie Ihren Betrieb am Laufen gehalten?
Im Rahmen der jeweils länderspezifischen Möglichkeiten, mit vielen Schutzmaßnahmen für Mitarbeiter und Kunden. Und natürlich mit großem Support für die Online-Bestellmöglichkeiten, die von unseren Kunden sehr stark genutzt wurden.
Was haben Sie dabei gelernt, was hat sich bei Ihnen verändert?
Speziell zum Thema Meetingkultur und -disziplin hat sich viel verändert. Die Videokonferenzen haben sich im Rahmen der intensiven Nutzung sicher als prima Einrichtungen zur dauerhaften Anwendung empfohlen. Das wird einiges am Dienstreise- und Tagungsverhalten ändern und durch die unkomplizierte Handhabung in modernen Officetools auch viel zu Effizienz und besserer, bedarfsorientierter und spontanerer Abstimmung beitragen.

Meine persönlichen Sorgen haben sich in Grenzen gehalten, weil ich immer versuche, mich zu relativieren. Da kam ich schnell zur Einsicht, dass meine Sorgen im Vergleich zu denen vieler anderer Menschen wirklich ganz klein sind. Und für das Unternehmen muss man sich immer - im positiven Sinne - sorgen, denn wer sich nicht sorgt, der hat meist bald größere Sorgen…
Wie geht es Ihnen, seitdem die Geschäfte wieder geöffnet werden dürfen?
Jedes Mal, wenn unsere Märkte in einem weiteren Land öffnen durften, war das natürlich ein Glücksgefühl. Auch hier gilt: Wir hatten zwar ebenfalls Sorgen wegen vieler Schließungen, aber im Vergleich zu ganz vielen anderen Unternehmen hat es uns sicher viel weniger stark getroffen. Außerdem haben wir vom verstärkten Beschäftigen der Menschen mit ihrem Haus und Heim sehr ordentliche Kompensationseffekte gehabt, die anhaltend positiv wirken.
So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich! Viel Unterstützung für die stark Betroffenen an allen Enden, auch für Kulturschaffende, Gastronomen, Sportbetriebe usw. Möglichst wenig im Sinne von allzu starren Regulierungen, lieber mehr Zutrauen in einen verantwortlichen Umgang damit!