Der Handel macht beim Einsatz neuer Technologien im Laden rapide Fortschritte. Wie High-Tech und Software am Regal, an der Kasse, für Mitarbeiter und Kunden Einkaufserlebnis und Management verbessern können, zeigt im Februar 2020 die Euroshop in Düsseldorf. Auf welche Trends muss man dabei besonders achten?

Retail Technology

Selbst wer nicht von Amazon Go, dem kassenlosen Supermarkt träumt, findet im Umfeld von Self-Scanning und Regalpflege per Smartphone heute praxisnahe Lösungen, die den Kundenservice verbessern und das Bestandsmanagements  erleichtern. Große Ketten nutzen schon länger Tablets und Smartphones um Kunden zu beraten, Regallücken aufzuspüren oder die Abläufe im Lager zu optimieren.
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So bietet beispielsweise Zebra Technologies, Hersteller und Anbieter von Markierungs-, Verfolgungs- und Computerdrucktechnologien, hat gerade auch mit Blick auf den Einzelhandel ein Scanner-System, das dem Anwender auf einen Blick die aktuellen Bestände in Echtzeit anzeigt. Das System soll Inventurzählungen effizienter und kostengünstiger machen. werden. Ergänzen lässt sich das mit robusten Business Tablets und Handys, die auch die Mitarbeiterkommunikation verbessern.
Digitalisierung im Laden wird von den Kunden erwartet.
Mobile Store-Technologie von Zebra
© Zebra
Mobile Store-Technologie von Zebra
Das zeigt gerade auch die jährliche Global Shopper Studie von Zebra Technologies. „Unsere Studie zeigt, dass die Erwartungen der Kunden weiter ansteigen“, sagt Jeff Schmitz, Senior Vice President und Chief Marketing Officer bei Zebra Technologies. „Während Einzelhändler die Lieferherausforderungen angehen, müssen sie gleichzeitig ein personalisiertes, sicheres Einkaufserlebnis bieten, bei dem die Kunden das bekommen was sie wollen – und zwar wann, wo und wie sie es wollen.“

Die Studie zeigt außerdem eine Kluft zwischen den Erwartungen von Einzelhändlern und Mitarbeitern an die Automatisierung. Fast 80% der Entscheider im Einzelhandel – verglichen mit 49% der Filialmitarbeiter – glauben, dass neue Technologien zur Automatisierung des Bezahlungsvorgangs die Bedeutung von Kassenbereichen mit Mitarbeitern senken werden. Darüber hinaus ergänzt mehr als die Hälfte der Entscheider (52%) stationäre Filialen um ein Self-Checkout-Angebot. Weitere 62% nutzen die Filialen für die Online-Kommissionierung.

Bonprix-Laden: Einkaufen per Smartphone


Payment

Der schmerzhafteste Moment des Einkaufs ist immer noch die Kasse. Wer da mit bequemen Lösungen, sei es Mobile Payment oder Self-Scanning den Einkauf erleichtert, kann beim Kunden Punkte machen. So wie der Sportartikelhändler Decathlon. In allen Filialen in den Niederlanden wird beispielsweise die mobile Self-Checkout-Lösung von MishiPay eingesetzt. Mit der Scan & Go-Technologie können Kunden Artikel mit ihrem Smartphone scannen und bezahlen. Dabei wird das RFID-Sicherheitsetikett automatisch deaktiviert. Die Kunden müssen also nicht mehr an der Kasse warten.
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© Weller
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Wie einfach bargeldloses Bezahlen per Girocard selbst beim Bäcker sein kann, demonstriert die Bäckerei Weller mit 25 Filialen im südlichen Rhein-Main-Gebiet. Beim Roll-out der neuen Kassen halfen die örtliche Sparkasse und der sparkasseneigene Netzbetreiber S-Händlerservice. Ein Anfang. Auf Dauer aber wird die Kassenlandschaft intelligente PoS-Systeme benötigen, die Warenwirtschaft, Kundenverwaltung oder Loyalty-Programme in einer Hand  orchestrieren.

Licht und Ladenbau

In Zeiten, in denen Instagram als Show-Fläche für das Ego zum Alltagsbegleiter vieler Kunden geworden ist, bietet sich auch dem Handel die Chance, über klassische Ladenbau-Maßnahmen einen zusätzlichen Kommunikationsanlass zu generieren und Instagram-Momente zu schaffen. Das fängt schon bei der Lichtgestaltung an.
Inszenierung mit Bäro-Licht
© Bäro
Inszenierung mit Bäro-Licht
Beleuchtungskonzepte, die einen Raum durch deutlich zoniertes Licht gliedern und auf unterschiedlichen Warengruppen und Nutzungen abgestimmt sind,  gehören zum Grundwissen. Bäro, einer der traditionsreichen Anbieter  auch für Speziallichtfarben, zeigt beispielsweise im Modeladen Gretchen in Berlin in den Hackeschen Höfen wie sich Handtaschen und Leder-Accessoires auf nur 80 m² wirkungsvoll in Szene setzen lassen.  
Nicht der einzige Anbieter, der unter anderem mittels LED-Technologie neue Perspektiven für Storytelling und Emotionen in der Retailbeleuchtung an Theke, Checkoutzone oder dem besonderen Warentische eröffnet.
Digitaler Mix bei Hugo Boss. Dienstleister ist One Iota.
© One Iota
Digitaler Mix bei Hugo Boss. Dienstleister ist One Iota.
  Weil Individualisierung für die Inszenierung am POS immer wichtiger wird, rückt auch der Einsatz  unterschiedliche Materialien wie Holz, Glas oder Metall zunehmend in den Blickpunkt – bei Ladenplanern und Kunden.

Auch thematisch kann man Erlebniswelten schaffen. So schafft 11teamsports, Webshop für Fußball und Teamsport, und mit 13 Läden in Deutschland  unterwegs, im neuen Flagship-Store in Berlin mit Liebe zum Detail wie Kunstrasen und anderen Stadionelementen oder auch Soundduschen mit Fangesängen eine sportive Atmosphäre. Wenn diese Details im Ladenbau stimmen, dann kann auch Technologie wie Touchscreens, Videowall, elektronische Preisauszeichnung oder ein smarter Spiegel eine sinnvolle Ergänzung sein.

Robotik

Sie gelten als Visitenkarte für Innovationsfähigkeit. Roboter im Laden. So wie  der Digital-Assistent Paul, der schon seit 2017 in Saturn-Märkten testweise durch die Läden führt. Bei Conrad Electronic ist der Serviceroboter Werner sogar schon länger am Start. Die neueste Roboter-Generation in der Conrad Filiale Berlin-Schöneberg in der Kleiststrasse nennt sich Alex und dient in einem rund um die Uhr zugänglichen Bereich als Verkaufshilfe.
Roboter Alex verkauft in der Filiale Schöneberg rund um die Uhr ausgesuchte Produkte aus dem Conrad Sortiment.
© conrad
Roboter Alex verkauft in der Filiale Schöneberg rund um die Uhr ausgesuchte Produkte aus dem Conrad Sortiment.
An einem Touchscreen kann der Kunde sein Wunschprodukt auswählen, bezahlen und dann packt  Alex den Artikel per Greifarm auf das Ausgabeband. Die Auswahl ist allerding arg limitiert auf 36 Schnelldreher. Hilfreicher sind da womöglich Inventur-Roboter wie Tory vom Anbieter MetraLabs. Die Maschine rollt durch den Markt, erfasst per RFID oder Bilderkennung die Standorte der Produkte und überträgt die Daten ans Category Management. Bei Adler Modemärkte soll Tory bis Ende 2021 in allen 175 Filialen dauerhaft eingesetzt werden.
 Automatisierte Prozesse: Bis 2021 sollen Inventurroboter in allen Adler-Filialen eingesetzt werden.
© Adler
Automatisierte Prozesse: Bis 2021 sollen Inventurroboter in allen Adler-Filialen eingesetzt werden.

Derlei Helfer sind auch im Lager gefragt. Nach ersten Tests mit dem Logistikroboter TORU von Magazino, werden die mobilen Pick-Roboter beispielsweise von Zalando nun öfter im Warenlager eingesetzt.
Roboter im Einsatz bei Zalando
© Zalando
Roboter im Einsatz bei Zalando
Das Besondere: Im Gegensatz zu anderen Automatisierungstechnologien, bei denen nur ganze Ladungsträger wie Paletten oder Kisten bewegt werden können, können die mobilen TORU-Roboter dank Künstlicher Intelligenz sowie 3D-Kameratechnik einzelne Objekte erkennen, greifen sowie transportieren und sind damit in der chaotischen Lagerung einsetzbar.

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