Durch bessere Vorabinformation und mehr Sensibilisierung können Onlinehändler ihre Retourenquoten senken, davon sind die Gründer des Münchener Start-ups Keepoala überzeugt. Sie haben eine digitale Plattform aufgesetzt, die Konsumenten für das Vermeiden von Retouren belohnt und sie in einer Community vernetzt.
Händler wie Zara oder Uniqlo verlangen inzwischen Gebühren für Retouren - was aus Sicht der jahrzehntelang an kostenlose Rücksendungen gewöhnten deutschen Verbraucher einer Art "Strafgebühr" gleichkommt. Einen anderen Weg beschreitet das Münchener Start-up Keepoala: Kunden der Partnerhändler sammeln durch das Nicht-Zurücksenden von Artikeln Punkte ("Keepoalas"), die sie in Prämien oder Gutscheine eintauschen können.

Belohnung statt Strafe
Im Fokus steht die Keepoala-Community, welche ihre Bestellungen per App trackt und sich gegenseitig motiviert, umweltbewusst einzukaufen und getätigte Bestellungen nicht zurückzuschicken. In der App können Nutzer persönliche Statistiken abrufen und zusammen mit anderen Nutzern an Challenges teilnehmen.Die beteiligten Onlineshops sollen so von einer sinkenden Rücksendequote, mehr Einblick in Retourendaten und vom Zugang zu retourenarmen Neukunden profitieren. Im Etailment-Interview spricht Mitgründer Tjark Metzner darüber, mit welchen Händlern er gerne ins Geschäft kommen würde.
Mal ehrlich und ohne Buzzwords: Wie würden Sie Ihren Eltern das Start-up erklären?
Kurz gesagt: Keepoala schafft den Retourenwahnsinn im Onlinehandel ab. Wir motivieren Kunden, bessere Kaufentscheidungen zu treffen, indem wir Punkte und Gutscheine für das Behalten von Bestellungen gewähren. Ein erster Schritt ist es, Käufern bereits bei der Bestellung anzuzeigen, dass Retouren umweltschädlich sind und sie selbst Gutes tun können, indem sie bewusster bestellen und sich dafür selbst belohnen. Retouren können erfolgreich gesenkt werden. Am Ende profitieren die Kunden von niedrigen Preisen, der Händler durch höhere Gewinne und die Umwelt durch weniger Transportwege und Emissionen. Wie beschreiben Sie Ihr Geschäftsmodell einem möglichen Partner in einem Tweet (280 Zeichen)?
Keepoala reduziert erfolgreich die Retourenquote, indem Kunden belohnt werden, auf das Rücksenden zu verzichten. Verbleibende Retouren werden automatisiert abgewickelt, Rücksendegründe analysiert, Kosten gesenkt. Der Gewinn des Händlers steigt durch eine bessere Kundenbindung.
Welche Unternehmen/Kunden konnten Sie bereits überzeugen?
Unsere Kunden sind Onlinehändler und Marken. Neben Fair-Fashion-Vorreitern wie Loveco, Ethletic, Wunderwerk und Petite cochon gehören dazu auch nachhaltige Retailer wie Happybrush. Insgesamt arbeiten bereits fast 50 Onlineshops mit uns zusammen.

Der Hebel für die Reduzierung von Rücksendungen ist bei großen Onlinehändlern am größten und hier möchten wir gerne helfen. Dazu gehören Outdoor-Händler wie Sport Schuster oder Bergzeit, aber auch klassische Marktteilnehmer wie Breuninger oder S.Oliver.
Was war die wichtigste Erkenntnis seit dem Start?
Am Anfang haben wir mit allen Beteiligten in der Wertschöpfungskette gesprochen, also vom Designer über den Produzenten bis hin zum Endkunden. Uns ist am Ende bewusst geworden, dass viele Faktoren beeinflussen, warum etwas zurückgeschickt wird und dass das Thema sehr komplex ist. Uns wurde klar, dass es Retourenexperten wie Keepoala braucht, um für jeden Händler den optimalen Ansatz zu erarbeiten. Bis jetzt sagen Onlinehändler, dass man Retourenquoten nicht reduzieren muss oder kann, und hier wollen wir mit dem richtigen Mix aus präventiver Einwirkung und Maßnahmen nach Kaufabschluss das Gegenteil beweisen. Auf welche Erfolgszahl sind Sie besonders stolz?
10.000 Retouren konnten wir bis heute erfolgreich einsparen. Bei über 530 Millionen Retouren pro Jahr allein in Deutschland gibt es aber noch viel zu tun.
Welche Schlagzeile würden Sie gerne in fünf Jahren über Ihr Start-up in einer Wirtschaftszeitung lesen?
"Mit Keepoala konnte die Retourenquote im Onlinemodehandel um 50% gesenkt werden"
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