So zerknirscht hat man Rubin Ritter, Zalando-Finanzvorstand, lange nicht erlebt. Das dritte Quartal enttäuschte. Doch es ist nicht allein der Verlust von knapp 42 Millionen Euro, der schockiert. Wir sagen, welche Details besonders prekär sind und wo die Achillesferse von Zalando ist.
Zunächst einmal die guten Zahlen: 11,7 Prozent Umsatzwachstum auf 1,2 Milliarden Euro im dritten Quartal 2018, ein GMV-Wachstum in Höhe von 16,6 Prozent. Das klingt ebenso gut wie um 22,8 Prozent auf 27,7 Millionen gestiegene Zahl der Bestellungen. (Quartalsbericht als pdf)
Gut aber nur in der Momentaufnahme: Im Vorjahr lag das Umsatzwachstum bei 28,7 Prozent.
Doch wie Zalando wirklich (nicht nur unter dem Sommerwetter) leidet, zeigt das bereinigte EBIT von -38,9 Millionen Euro (-3,2% Marge).
„Wir sind mit unserem finanziellen Ergebnis im dritten Quartal ganz klar nicht zufrieden“, sagt denn auch Vorstandschef Rubin Ritter.
Die Achillesferse ist dabei das Fulfillment.
So hat Zalando zurückgeschickte Artikel zuletzt ineffizient aufbereitet. Das Problem habe man inzwischen gelöst. Lösen muss man aber noch andere Probleme entlang der Lieferkette.
So ist die durchschnittliche Warenkorbgröße mit 57,5 Euro (retourenbereinigt) derzeit auf einem schmerzhaften Tiefstand. Niedrige Warenkörbe sind angesichts auch künftig weiter steigender Logistikkosten und steigender Preise bei den KEP-Dienstleistern ein Graus. Und Zalando gehört da, nicht nur angesichts der Investitionen in die Logistik-Infrastruktur (neue Logistikzentren in Süddeutschland, Italien, Schweden und Polen), sondern auch angesichts all der Retouren- und Tempo-Versprechen nicht zu den sparsamen.
Das bereinigte Fulfillmentkostenverhältnis liegt gegenwärtig knapp über 30 Prozent. Ein, so scheint es mir, neuer Höchstwert. Da macht sich auch die geringere durchschnittliche Warenkorbgröße unangenehm bemerkbar.
Der kostenlose Versand ist denn auch nicht mehr unberührbar. In Italien verlangt Zalando von seinen Kunden, die für weniger als 25 Euro einkaufen, künftig Versandkosten, weiß das Handelsblatt. Gerade junge, mobile Kunden sind dabei eine Risikogruppe. Junge Menschen kaufen mit schmalerem Budget und auch mobil gelingt es Zalando nicht sonderlich, Zusatzkäufe zu aktivieren.
Kein Wunder also, dass Zalando mit Verve am Integrated Commerce arbeitet und stolz verkündet, dass bis Ende des Jahres ein Netzwerk mit mehr als 600 Geschäften eingebunden ist. Der stationäre Handel als dezentraler Warenbeschaffer und Warenverschicker ist nicht nur ein Vorteil für Tempo und Sortiment, er könnte auch sparen helfen.
Zalando bleibt daher ehrgeizig. Bis 2020 will man das Geschäft auf 10 Milliarden Euro Bruttowarenvolumen verdoppeln und mit „voller Geschwindigkeit“ das Ökosystem für Mode in Europa aufbauen. Das bringt aber, der Provisionen wegen, auch nur begrenzt Geld in die Kasse.
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